
Archäologische Stätte Chichacori – Colla-Siedlung über dem Río Ollachea
Überblick: Terrassen, Chullpas und Flusstal in Carabaya
Die Archäologische Stätte Chichacori liegt auf rund 2.800 m Höhe über der rechten Flussseite des Río Ollachea, nur wenige Kilometer vom heutigen Ort Ollachea in der Provinz Carabaya, Region Puno, entfernt. Eingebettet in ein tief eingeschnittenes Tal verbindet der Fundplatz steile Hanglagen, landwirtschaftliche Terrassen und eine Reihe von Grabtürmen zu einem eindrucksvollen archäologischen Ensemble.
Chichacori war einst ein Siedlungs- und Bestattungszentrum der Colla-Kultur in vorkolonialer Zeit. Wohnbereiche, Plätze, Stützmauern und Chullpas ziehen sich über eine Fläche von etwa 15.000 m² am Hang hinab bis nahe an den Fluss – ein idealer Ort, um die Lebenswelt der Colla zwischen Hochgebirge und Flusstal nachzuvollziehen.
Geschichtlicher Hintergrund: Colla-Kultur im Flusstal von Ollachea
Die Colla waren eine der bedeutenden Kulturen des südperuanischen Altiplano, bevor die Inka ihr Herrschaftsgebiet ausweiteten. Chichacori ist ein typisches Beispiel für ein kombiniertes Siedlungs- und Bestattungsareal dieser Kultur:
- Bewohnte Bereiche: Reste von Wohnräumen und Plätzen, die auf alltägliches Leben und soziale Organisation verweisen.
- Funeräre Zone: Chullpas (Grabtürme), in denen Angehörige höherer sozialer Schichten bestattet wurden.
- Landwirtschaftliche Nutzung: Terrassen und Stützmauern, die das Steilgelände für Anbau und Weide nutzbar machten.
Die Lage am Hang oberhalb des Río Ollachea verband Schutz, Aussicht und Zugang zu Wasser – Eigenschaften, die für andine Siedlungen von zentraler Bedeutung waren.
Siedlungsstruktur und Andenen
Chichacori zieht sich von der unteren Hangzone bis in die Nähe der Chullpas hinauf und wird durch ein Netz von Stützmauern und Andenen (Terrassen) gegliedert:
- Stützmauern: Mehrere Steinmauern stabilisieren den Hang und schaffen horizontale Flächen.
- Terrassen (Andenen): In Stufen verzahnte Anbauflächen, die sich vom oberen Hang bis in die Nähe des Flussufers ziehen.
- Wohnräume und Plätze: In den terrassierten Bereichen sind Reste von rechteckigen Räumen und offenen Plätzen erkennbar.
Dieses System zeigt, wie die Colla die Topografie kreativ nutzten, um auf engem Raum Wohn-, Anbau- und Bestattungszonen zu vereinen – eine typische Strategie andiner Bergvölker.

Die Chullpas von Chichacori
Das auffälligste Merkmal der Stätte sind die vier Chullpas, die sich deutlich von den bekannteren Grabtürmen von Sillustani oder Cutimbo unterscheiden. Ihre Form und Konstruktion sind eigenständig und verleihen Chichacori einen besonderen architektonischen Charakter.
Bauform und Materialien
- Grundriss: Quadratische Basis, die Türme selbst sind prismatisch-trapezförmig aufgebaut.
- Unterbau: Große Steinblöcke mittlerer Größe bilden die tragende Basis.
- Aufbau: Darüber liegen plattenförmige Steine (Lajas), die mit dünnen Schichten aus Lehmmörtel verbunden sind.
- Dachform: Schräg angelegtes Steindach mit abgestufter Struktur, das eine konvexe Silhouette ergibt.
- Abdeckung: Traditionell mit Stroh und Ton abgedichtet, um die Grabkammer vor Regen und Wind zu schützen.
Lage und Erhaltungszustand
Die vier Chullpas sind unterschiedlich gut erhalten und strategisch am Hang platziert:
- Zwei Chullpas stehen auf markanten Felsvorsprüngen (Peñones) und sind in relativ gutem Zustand – sie dominieren das Panorama und hatten vermutlich eine besondere symbolische Bedeutung.
- Zwei weitere Chullpas sind nur noch bis etwa zur halben ursprünglichen Höhe erhalten, erlauben aber weiterhin einen guten Einblick in Bauweise und Proportionen.
Ihre Lage auf Felsrippen, flankiert von Terrassen, deutet darauf hin, dass die Grabtürme sichtbare Zeichen von Status und Kontinuität sein sollten – sichtbar für die Bewohner von Ollachea und Reisende entlang des Flusses.
Landschaft und Aussicht
Die Archäologische Stätte Chichacori liegt in einem dramatischen Flusstal:
- Steile Hänge, die mit Terrassen, Felsen und Vegetation durchzogen sind.
- Der Río Ollachea, der sich tief eingeschnitten am rechten Hangfuß entlangschlängelt.
- Ein weiter Blick talabwärts und auf die gegenüberliegenden Berghänge.
Für Besucher:innen verbindet Chichacori Archäologie, Landschaftserlebnis und Kulturgeschichte auf engem Raum – ideal für Fotografie, stille Beobachtung und eine kurze, aber intensive Wanderung ab Ollachea.
Anreise zur Archäologischen Stätte Chichacori
Die Archäologische Stätte Chichacori ist am einfachsten von Macusani aus über die Straße nach Ollachea erreichbar. Von dort geht es weiter an den Hang oberhalb des Río Ollachea.
- Macusani – Ollachea: Ab dem Minibus-Paradero in Macusani fährst du mit einer Combi auf asphaltierter Straße nach Ollachea (ca. 54 km, rund 1 Stunde 15 Minuten).
- Ollachea – Chichacori: Vom Paradero in Ollachea erreichst du Chichacori mit einem Taxi oder lokalen Transport auf asphaltierter Straße (etwa 4 km, ca. 10 Minuten).
Wer möchte, kann den letzten Abschnitt von Ollachea zur Stätte auch zu Fuß als kurze Wanderung zurücklegen und unterwegs die Landschaft des Flusstals genießen.
Beste Reisezeit und Besuchszeiten
Die Archäologische Stätte Chichacori kann das ganze Jahr über besucht werden. Das Klima ist milder als im Hochaltiplano, dennoch wechseln Sonne, Regen und Nebel gerade in der Regenzeit rasch.
Empfohlene Besuchszeiten
- Besuchszeitraum: Ganzjährig
- Übliche Besuchszeiten: Etwa 07:00–17:00 Uhr
- Empfehlung: Vormittags, wenn das Licht die Terrassen und Chullpas besonders eindrucksvoll modelliert und die Gewitterneigung geringer ist.
Aktivitäten für Besucher:innen
Chichacori eignet sich vor allem für Reisende, die Archäologie, Natur und leichte Wanderungen kombinieren möchten.
Fotografie, Architektur und Forschung
- Fotografie & Film: Terrassen, Chullpas und Flusstal bieten eindrucksvolle Perspektiven, besonders im Morgen- oder Spätlicht.
- Architekturstudien: Vergleich der quadratischen, trapezförmigen Chullpas von Chichacori mit anderen Grabtürmen der Region wie Sillustani oder Cutimbo.
- Studien & Forschung: Spannender Ort für Untersuchungen zur Colla-Kultur, Siedlungsarchitektur und Funerärtraditionen im Flusstal von Carabaya.
Caminata / Trekking
- Wanderung ab Ollachea: Kurzer Aufstieg vom Ort zur Stätte – ideal, um den Wechsel von Flussufer, Hangterrassen und Chullpas zu erleben.
- Kombination mit anderen Zielen: Besuch von Chichacori lässt sich gut mit einer Route durch Macusani, Ollachea und weitere Natur- und Kulturstätten der Provinz Carabaya verbinden.
Praktische Tipps für den Besuch von Chichacori
- Schuhwerk: Feste, rutschfeste Schuhe sind wichtig, da die Terrassen und Pfade am Hang uneben sein können.
- Klima: Leichte, wetterfeste Kleidung im Zwiebelsystem; Regenjacke in der Regenzeit empfehlenswert.
- Sonnenschutz: Hut, Sonnenbrille und Sonnenschutzcreme, da die Sonneneinstrahlung im Tal trotz moderater Höhe intensiv sein kann.
- Respekt vor der Stätte: Chullpas und Mauern nicht besteigen oder Steine versetzen, keine Artefakte mitnehmen, keinen Müll hinterlassen.
- Lokale Information: In Ollachea nach aktuellen Hinweisen zu Zugang, Wegzustand und eventuellen Einschränkungen fragen; wenn möglich, mit einem lokalen Guide gehen.
Wer die Archäologische Stätte Chichacori besucht, erhält einen intimen Einblick in die Welt der Colla-Kultur – zwischen Terrassen und Chullpas, Fluss und Bergflanke, nur wenige Kilometer oberhalb des heutigen Dorfes Ollachea.

Karte
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