Chan Chan in Peru
Chan Chan, aus Lehm gebaute Hauptstadt der Chimú
Chan Chan diente als Hauptstadt der Chimú Zivilisation, die von ca. 850 v. Chr. bis 1470 erblühte. Die Lehmstadt erstreckt sich heute über eine Fläche von etwa 28 km², war aber bei ihrer Erbauung um 1300 einschließlich aller an sie angrenzenden Nutzflächen vielleicht noch viel ausgedehnter. Das machte Chan Chan in ihrer Blütezeit zur weitläufigsten urbanen Fläche in ganz Südamerika. Gleichzeitig war Chan Chan die größte, rein aus Lehm erbaute Stadt weltweit.
Wasser: Kunstvoll zugeleitet und ultimatives Druckmittel
Die Wasserversorgung stellte sich allerdings ultimativ nicht nur als logistische, sondern auch militärische Schwachstelle heraus. Um 1470 beschloss der Inka-Herrscher Tupac Inca Yupanqui, die Chimú zu unterwerfen – also nur 50 Jahre, bevor die Spanier Peru eroberten. (Letzteren verdanken wir ironischerweise viel Wissen über die Chimú Kultur, da spanische Chronisten noch mit Augenzeugen sprechen konnten, die vor dem Inka-Feldzug gelebt hatten.) Doch so fragil Chan Chan uns heute erscheint, so widerstandsfähig erwies sich die Stadt gegen die bewaffneten Versuche der Inka, sie einzunehmen und die Chimú zu besiegen. Deshalb griffen die Eroberer zu einer List, um ans Ziel zu kommen: Sie kappten die Wasserversorgung der Stadt, in dem sie die Zuläufe blockierten und umleiteten. Die durch die bald eintretende Wasserknappheit geschwächte Bevölkerung ließ sich bald darauf leicht überrennen.
Mit der Eroberung durch die Inka verlor Chan Chan alsbald an Glanz und Bedeutung. Zwar zerstörten die Eroberer sie nicht, aber ihr pulsierendes Hauptstadtleben gehörte der Vergangenheit an – nicht zuletzt, weil die Inka viele der Chimú Kunsthandwerker zwangen, Chan Chan zu verlassen, um ihre Fingerfertigkeit der Ausgestaltung ihrer eigenen Hauptstadt Cuszco zu widmen.
Als der spanische Eroberer Francisco Pizarro nicht lange darauf, um etwa 1532, in Chan Chan einmarschierte, war die Stadt schon fast gänzlich verlassen. Allerdings berichten Protokolle der Eroberung noch von wertvollen Metallen, die in die Wälle eingelassen waren sowie ganze Wände auskleideten – und natürlich von den Spaniern prompt entfernt und mitgenommen wurden. In Chan Chan richteten die Spanier durch rücksichtsloses Bohren und Graben nach Wertgegenständen jene flächendeckende Zerstörung an, die nur noch die jetzt vorhandenen Lehmbauten und wenigen Festsäle zurückließ.
Der große Zerstörer der Gegenwart: El Niño
El Niño ist eine Klimaanomalie, die bereits zu den Glanzzeiten von Chan Chan zu Regenschäden an den Lehmbauten führte, welche allerdings nur alle 25 bis 5 Jahre auftraten und von den Einwohnern schnell wieder repariert werden konnten. Seit etwa 150 Jahren jedoch kehrt El Niño die vor der peruanischen Küste herrschende, normale Wettersituation in mittlerweile zwei bis siebenjährigen Abständen um. Das führt zu regelmäßigen regenreichen Stürmen, einem Klimaphänomen, das in der durchgehend trockenen, warmen Gegend zuvor völlig unbekannt war. Für Lehmbauten wirken sowohl Niederschlag als auch heftige Winde außerordentlich zerstörerisch – wie schon an vielen Stellen in Chan Chan eindeutig sichtbar.
Noch aber (und wenn der weiter unten beschriebene, der ehrgeizige Rettungsplan von Regierung und UNESCO umgesetzt wird, hoffentlich noch für lange Zeit) ist Chan Chan gut genug erhalten, um einen Ausflug mehr als wert zu sein.
Chan Chan – Anlage der Herrscher und administratives Zentrum
Eingeteilt ist die Anlage in neun bis zehn, ursprünglich voneinander unabhängige Bezirke, die sukzessive von aufeinanderfolgenden Herrschern regiert wurden. Die in den einzelnen Bezirken aufgefundenen Grabstätten, gefüllt mit Schmuck, wertvoller Keramik und Dutzender Skelette junger Frauen zeugen von einer kultischen Verehrung dieser Führungspersönlichkeiten.
Starb einer der sogenannten Chimor-Herrscher, zog sein Nachfolger nicht etwa in die bereits vorhandenen Prunkbauten seines Vorgängers ein. Stattdessen wurden diese mitsamt aller Gräber versiegelt (und die noch überlebende Elite mit großer Wahrscheinlichkeit zuvor getötet). Der neue Monarch musste für sich und seine gesamte Administration ein eigenes Viertel errichten lassen. So entstanden die verschiedenen Komplexe, die Chan Chan seine eigenwillige architektonische Struktur verleihen.
Innerhalb der gesamten Anlage ist vor allem der Tschudi-Bereich (benannt nach dem Schweizer Forscher Johann Jakob von Tschudi) kunstvoll restauriert und für den Besuch zugänglich gemacht worden.
Hier können Sie einige der erhaltenen Festsäle aus nächster Nähe bewundern. Lange Zeit reichte eine spezielle Glasur aus destilliertem Wasser und Kaktussaft (ein uraltes Chimú-Rezept) der noch vorhandenen Lehmbauten aus, um diese vor der der Zerstörung zu bewahren. 1998 kam es dann zu einer derart starken Ausprägung des El Nino Phänomens, dass zusätzlich Stahlgerüste um die Saal-Ruinen gebaut wurden, um diese vor der Erosion zu bewahren.
Die Chimú Kultur
Die Chimú lebten ausschließlich an der Nordküste Perus, in einem relativ schmalen Wüstengebiet zwischen dem Pazifik und den westlichen Ausläufern der Anden. Die sandige Ebene wurde von kurzen Flüssen durchschnitten, die in den regenreichen Bergen ihren Anfang nahmen und so grüne Oasen schaffen konnten – entweder auf natürliche Art oder durch kunstfertige Umleitung des natürlichen Flusslaufes.
Der Humboldt-Strom trieb derart nährstoffhaltiges Wasser vor die Küsten Perus, dass sich dort eine weltweit einzigartig Artenvielfalt an essbaren Meeresbewohnern und Pflanzen sammelte. Für die Chimú waren diese maritimen Reichtümer Geschenke Gottes, die die relative Dürre des Landes mehr als ausglichen – und denen sie in ihrer Keramik immer wieder durch Darstellungen von Fischen und Krustentieren Tribut zollten.
Denn vor allem waren die Chimú für ihre Edelmetallbearbeitungen in Kupfer, Gold, Silber und Bronze und ihre beeindruckenden Töpferarbeiten berühmt. Einzigartig ist dabei die glänzende, schwarze Farbe der Keramiken, die durch ein spezielles Brennverfahren unter Ausschluss von Sauerstoff erzeugt wurden.
Reisetipps für Chan Chan
Theoretisch wäre es möglich, ganz Chan Chan zu durchstreifen. Doch die verschiedenen Phasen der Zerstörung haben den größten Teil auf abgewaschene, blanke Lehmwände reduziert. Wer wenig Zeit hat oder sich einen unmittelbaren Eindruck von der Pracht der Anlage verschaffen möchte, sollte sich tatsächlich auf den sorgfältig restaurierten Teil des Tschudi-Komplexes konzentrieren.
Auch dieser ist schon umfangreich genug. Er wurde als einer der letzten urbanen Teilkomplexe errichtet und zeichnet sich durch nach wie vor erhaltene, wunderschöne Lehmreliefe aus.
Allerdings sind die großen Plätze des Tschudi-Komplexes sukzessive weniger kunstvoll geschmückt, je weiter Sie nach innen zu den Wohnbereichen gelangen. Dies lag auch an der Funktion der Fresken als „Show-Objekte“: Nicht zuletzt sollten sie Besucher beeindrucken, die aber in die mehr privaten Anlagen gar nicht vordrangen.Interessant sind auch die Spuren jener Bereiche, die für administrative Zwecke und zur Abwicklung der Steuern genutzt wurden. Als Hauptstadt war Chan Chan auch der Ort, an dem die Vertreter verschiedener anderer Landesteile des Königreiches ihre Tribute zu zollen hatten. Hierfür scheinen besondere Räume reserviert worden zu sein, in die bereits kleine Kammern zur Aufbewahrung der Gaben eingearbeitet waren.
Da an diesen Sammelstellen viele Menschen gleichzeitig in der Hitze warten und verhandeln mussten, erdachten die Chimú ein komplexes Ventilationssystem – sie versahen die Wände mit „Atemlöchern“ in der dekorativen Form von Fischernetzen. Zwischen den verschiedenen Bereichen liefen Korridore, die abschließend auch den Bereich des Königs und der Elite mit den Beamtenzimmern verbanden.Hier findet sich auch ein Beispiel für die intelligente Wasserversorgung in Form eines tiefen Pools unterhalb des Grundwasserspiegels.
Klima und Temperaturen
In Chan Chan ist es das ganze Jahr über warm bis heiß. Die kühlsten Monate sind von Juni bis September mit einer Mindesttemperatur von 24 Grad. Durch die Küstenlage ist der Niederschlag in Chan Chan sehr gering.
Hotels und Unterkünfte nahe Chan Chan

Hotel Libertador Trujillo

Hostal El Centurión
Für die Distanz der rund 560 km beträgt die Fahrtzeit mit dem Bus rund 10 Stunden und kostet im klimatisierten Bus zwischen 35 und 80 perunanischen Soles (S/). alle großen großen Busreiseunternehmen wie Tepsa, Oltursa, Linea und Cruz del Sur fahren mehrmals täglich in Richtung Trujillo.
Mit dem Flugzeug beträgt die Anreise nur 1 Stunde und kostet ca. 290S/ Soles (ca. 75 Euro). Am Flughafen stehen Taxis für die Fahrt zur Unterkunft zur Verfügung. Wer per Charter oder Mietwagen anreisen will benötigt ähnlich viel Zeit wie mit dem Bus.
Anreise und Führungen in Chan Chan
Für den Erstbesuch ist die Buchung einer Tour des Geländes zu empfehlen. Andernfalls bleiben viele schöne Stellen unentdeckt und Sie verbringen zu viel Zeit zu Fuß entlang rein gewaschener Lehmwälle, die keine wirkliche Faszination bergen. Zwischen den einzelnen Bereichen fahren zudem Taxis hin und her, die sehr preiswert sind. Auch sind nicht alle Segmente für touristische Besuche zugänglich.
Wer sich für die Kunstfertigkeit der Bewohner von Chan Chan interessiert, sollte einen Besuch des kleinen Chan Chan Museums einplanen. Dort gibt es eine Sammlung der berühmten Töpferarbeiten und einige Ausstellungsstücke zur Geschichte der Stadt. Zwei weitere Sehenswürdigkeiten sind der „Huaca Arco Iris“ (Regenbogen Tempel), benannt nach den regebogenförmigen, wunderbar restaurierten Fresken an seinen Seiten, sowie der aus Plattformen bestehende „Huaca Esmeralda“, der noch auf seine Wiederherstellung wartet.
Innerhalb des Komplexes warten eine Reihe von Führern darauf, Ihnen den Komplex für etwa fünf Dollar die Stunde zu zeigen. Sie können allerdings auch bereits in Trujillo eine organisierte Tour buchen, die den Transport, aber nicht das Eintrittsgeld beinhaltet.
Videos
Über Chan Chan
Chan Chan im Distrikt Trujillo
Einwohner: 983200
Fläche: 1769 km2
Höhe: 31 m
Municipalidad
Weiterführende Informationen
Fotos

Teilkomplex Chan Chan