Bautechnik der Inkas
Machu Picchu – Bautechnik voller Faszination
Die Baukunst der Incas
Inhalt
Bautechnik voller Faszination
- Die Steine – ein weiteres Geheimnis der Stadt
- Ohne Rad oder Metall
- Die Wasser- und Abwasserversorgungs
- Chancen und Probleme des Regenwassers
- Das Terrassensystem
- Die Aufteilung der Stadt
Mehr über Machu Picchu
Konstruiert wurde die Mehrzahl der Gebäude der Inka-Stadt aus Mauern variierender Größe, die aus aufeinander geschichteten, exakt in Form gebrachten Steinen bestehen. Die Bausteine schmiegen sich ohne jeden Gebrauch von Mörtel so solide aneinander, dass sie die Jahrhunderte ohne Verschiebungen oder nennenswerte Abtragungen überstanden haben. Diese Bautechnik des Quader- oder Trockensteinmauerwerks war eine Spezialität der Inka-Architektur (nicht nur in Machu Picchu) und nicht zuletzt der hohen Erdbebenwahrscheinlichkeit in der Region geschuldet, denn Strukturen ohne Mörtel sind wesentlich erdbebenresistenter.
Die Beweglichkeit der Steine – ein weiteres Geheimnis von Machu Picchu
Durch das Umland von Machu Picchu laufen gleich zwei Erdverwerfungslinien; die Inka-Stätte liegt genau zwischen ihnen. Berühmt geworden sind die Quader von Machu Picchu deshalb auch als „tanzende Steine“. Tritt ein Erdbeben auf, bewegen sich die Steine im Rhythmus der Erdbewegung, statt sich ihr starr entgegenzusetzen und so zu brechen. Danach setzen sie sich wieder in ihrer ursprünglichen Position zur Ruhe. So überdauerten zwar nicht die strahlend weiße Farbe der Quader oder die golden schimmernden Dächer die Zeit – die architektonische Struktur aber blieb zeitlos stabil.
Enorme Bauleistung ohne Rad oder Metall
Bis heute fasziniert Archäologen und Historiker die Tatsache, dass die Inka-Zivilisation allem Anschein nach keine Räder nutzte, um die massiven Granitquader zu bewegen, aus denen die Mauern von Machu Picchu errichtet sind. Es deutet nichts darauf hin, dass das Rad als Fortbewegungs- und Transportmittel erfunden worden war, selbst wenn die Inkas die runde Form als solche in der Kunst nutzten. Auch für das Vorhandensein von Metallwerkzeugen und Nutztieren als Zugmittel für den Bau von Machu Picchu wurden bis heute keine Indizien gefunden.
Am Ort ihrer Bestimmung wurden die Steine angehoben und unter dem Einsatz von Tragbalken und Keilsteinen, die zwischen die Steine geschoben wurden, präzise platziert. Erst wenn zwei Steine die perfekte Position aufeinander gefunden hatten, wurden die Hebel abgeschmirgelt oder entfernt. An sehr wenigen, aber historisch aufschlussreichen Stellen innerhalb von Machu Picchu können Sie noch Ecksteine finden, bei denen diese Prozedur nicht vollständig ausgeführt wurde – eine spannende Schnitzeljagd für jeden Hobbyarchäologen.
Ein perfektes Wasserversorgungs- und Abwassersystem
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Inka vor Rodung der Bäume und Freilegen der Baufläche zunächst die glücklicherweise vor Ort vorhandene (und bis heute zuverlässig fließende) Inka-Quelle genau beobachtet haben: Wie ergiebig war sie und wie sehr fluktuierte die von ihr geführte Wassermenge übers Jahr?
Aus ihren Beobachtungen resultierte eine hydraulisch faszinierend genaue Planung, nach der ganz Machu Picchu von einem unglaublich ausgefeilten und durchdachten Kanalsystem durchzogen ist. Der Kanal ist exakt in der richtigen Breite und Tiefe und mit dem entsprechenden Verlauf aus den Steinen geschlagen, um den Quellenertrag zu fassen. Seine Gesamtlänge von 760 Metern und der Neigungswinkel von drei Prozent sowie die Ausmaße der zum System gehörigen Brunnen entsprechen genau der Summe aus dem Fließwasser sowie dem sich unter Umständen sammelnden Regenwasser.
Nehmen Sie sich die Zeit und gehen Sie mit offenen Ohren durch Machu Picchu; denn dieser Sinn hat eine bedeutende Rolle in der Wertschätzung der heiligen Natur des Wassers für die Inka gespielt. Nicht nur sollte das fließende Wasser allgegenwärtig sein, sich im Wechsel des Lichteinfalls, der Sonne und des Mondes spiegeln. Auch die konstant präsente Melodie rauschenden, fallenden, tropfenden, strömenden Wassers umhüllt den aufmerksamen Betrachter bei jedem Schritt. In dieses Konzert des im Kanal vorbeifließenden Nasses mischte sich das Echo des am Fuße des Berges sich windenden Urubamba Flusses. Unmittelbar außerhalb der Umfriedung von Machu Picchu findet sich ein überhängender Felsen, der eine besondere akustische Bewandtnis hat. Er fängt die Geräusche des Urubamba Flusses auf und verstärkt sie deutlich hörbar.Gefahr und Geschenk für Machu Picchu: Das Regenwasser
Das Terrassensystem von Machu Picchu
Die zwei Sektoren von Machu Picchu
Die landwirtschaftlich genutzten Flächen von Machu Picchu zogen sich über die gesamte Länge der Berghänge auf den beschriebenen Terrassen. Gleichzeitig war Machu Picchu über acht verschiedenen, gut gesicherte breite Pfade und Straßen mit dem Tal und anderen, fruchtbaren Regionen verbunden. Auch auf diesem Weg war eine Versorgung der Bewohner mit frischen Lebensmitteln gesichert.
Innerhalb der Stadt waren die Ackerbau- und die urbanen Flächen durch eine 400 Meter lange Wand klar voneinander abgegrenzt. Entlang der Wand zieht sich zusätzlich ein Graben, der gleichzeitig ebenfalls der Entwässerung diente. Dabei handelte es sich höchstwahrscheinlich nicht um eine Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen oder der Arbeiterschaft. Vielmehr wurden Wand und Wassergraben offensichtlich als eventuelles Schutzsystem gegen Eindringlinge entworfen; auch das in der Wand vorhandene Tor zeigt sich ungewöhnlich verstärkt.Der sich im Südosten erstreckende, landwirtschaftliche Sektor der Anlage besteht aus einer Serie von Terrassen in erstaunlich variierenden Formen und Größen. Der obere Teil umfasst etwa 40, der untere etwa 80 Terrassen. Sie werden von einem Pfad durchschnitten, der den von Intipunku kommenden Inka-Trail fortsetzt.
Von diesem faszinierenden Gebäude mit seinen lediglich drei Wänden lassen sich nicht nur die Terrassen, sondern das komplette Gelände mühelos überblicken.