
Archäologische Stätte Cotañi bei Vilquechico: Chullpas im Aymara-Altiplano
Überblick: Grabtürme zwischen Andenkosmos und Altiplano-Landschaft
Die archäologische Stätte Cotañi bei Vilquechico im Norden der Region Puno ist ein noch wenig besuchtes, aber äußerst eindrucksvolles Ensemble von Chullpas – präkolonialen Grabtürmen der Aymara- und Inka-Zeit. Inmitten einer offenen Andenlandschaft, mit Blick auf den erloschenen Vulkan Chuncara, erheben sich zylindrische Steintürme, die einst hochrangigen Anführern – den Mallkus – als Grab- und Kultstätten dienten. Cotañi verbindet architektonische Finesse mit einem kraftvollen, sakralen Landschaftsraum und ist damit ein ideales Ziel für kulturhistorisch interessierte Reisende.
Geschichte und Bedeutung der Chullpas von Cotañi
Grabtürme für Mallkus und Führungseliten
Die Chullpas von Cotañi wurden für Personen hohen Status errichtet: Mallkus und lokale Führer der Aymara- oder Inka-Gesellschaft. Diese Grabtürme dienten nicht nur zur Aufnahme der sterblichen Überreste, sondern auch als Ort der Verehrung und ständige Erinnerung an die Macht und Autorität, die der Verstorbene zu Lebzeiten ausübte.
Der Eingang der Türme ist konsequent nach Osten ausgerichtet – hin zur aufgehenden Sonne. Diese Orientierung verweist auf die kosmologischen Vorstellungen der Anden: Sonne, Licht und Himmelsrichtungen strukturieren nicht nur das Land, sondern auch den Übergang von Leben und Tod.
Sakraler Raum und territoriale Markierung
Die archäologische Stätte liegt auf einer eben verlaufenden Fläche an einem Hügel mittlerer Höhe unweit des Ortes Vilquechico. Dieser Raum galt als sakral und diente zugleich vermutlich als territorialer Marker, der die Grenzen eines Herrschaftsgebietes sichtbar machte. Cotañi könnte so Teil eines Systems von Chullpas gewesen sein, das mit benachbarten Aymara-Reichen und lokalen Señoríos in Verbindung stand.
Architektur der Chullpas von Cotañi
Zylindrische Türme in almohadillierter Bauweise
Die Grabtürme von Cotañi zeigen deutliche Parallelen zu den Chullpas von Cutimbo, insbesondere durch ihre sogenannte almohadillierte Bauweise:
- Runde Basis mit zylindrischem Aufbau,
- Höhe von etwa 3 Metern (ohne Kuppel),
- massive Steinblöcke, sorgfältig behauen und passgenau gesetzt,
- Fügung ohne sichtbare Mörtel, was auf hohe Steinmetzkunst schließen lässt.
Die unteren Bereiche der Türme ruhen auf einer Art Steinfundament mit Stufen: zwei Reihen sorgfältig gearbeiteter Steine bilden eine Basis, bei der jede Stufe etwa 30 cm hoch ist und einen Durchmesser von rund 2,5 Metern aufweist. Diese gestufte Plattform hebt die Chullpas über das Bodenniveau und unterstreicht ihre besondere Bedeutung.
Reliefdarstellungen von Tieren
Einige der verbauten Steine zeigen Reliefs in Hochrelieftechnik, die Tiere darstellen:
- Affen oder andere Primaten,
- Feliden (Raubkatzen),
- Schlangen.
Diese Motive gehören zum wiederkehrenden Symbolrepertoire der Andenkulturen, in dem Tiere unterschiedliche Sphären des Kosmos repräsentieren – etwa obere, mittlere und untere Welt. Die Reliefs machen Cotañi nicht nur architektonisch, sondern auch ikonografisch zu einem besonders spannenden Ort.
Innenräume als Mausoleen
Im Inneren der Chullpas befinden sich kleine, gewölbte Kammern oder Mausoleen, die zur Aufnahme der Verstorbenen dienten. Die Toten wurden in einer Weise bestattet, die den Körper vor Witterungseinflüssen und Störungen schützen sollte. Die Türme sind dadurch weniger klassische Gräber als vielmehr Kultarchitekturen, in denen der Verstorbene weiterhin präsent blieb.
Steinlager und Spuren der Baupraxis
Rund um die Chullpas liegen zahlreiche behauene Steine, die entweder:
- von den Grabtürmen abgefallen sind, oder
- als Materialreserve für den Bau vorbereitet, aber nie verbaut wurden.
Für Besucherinnen und Besucher bieten diese verstreuten Steinblöcke einen authentischen Einblick in Bauweise, Material und Arbeitsaufwand einer Anden-Grabanlage.
Kulturlandschaft und Panorama von Cotañi
Die Stätte Cotañi liegt in einer typischen Andenlandschaft des Altiplano: weite Horizonte, Hochlandvegetation, Weideflächen und im Hintergrund der erloschene Vulkan Chuncara. Die Kombination aus kulturhistorischem Ensemble und landschaftlicher Weite macht den Besuch zu einem intensiven Erlebnis.
Der Ort ist nicht nur archäologisch interessant, sondern auch ein idealer Punkt zur Beobachtung der Andenlandschaft – etwa für Fotografie, Naturstudien oder einfach zum Innehalten und Schauen.
Besuch der archäologischen Stätte Cotañi
Lage bei Vilquechico im Norden von Puno
Die Chullpas von Cotañi befinden sich in der Nähe des Ortes Vilquechico, in der Provinz Huancané, Region Puno. Die Stätte liegt auf einem Hügel mittlerer Höhe mit relativ leichtem Zugang und ist damit auch für weniger geübte Wandernde gut erreichbar.
Anreise von Huancané nach Vilquechico und Cotañi
Die Anreise erfolgt in der Regel über die Provinzhauptstadt Huancané:
- Etappe 1: Huancané – Vilquechico
- Abfahrt: Paradero der Combis in Huancané
- Ankunft: Paradero von Vilquechico
- Art des Zugangs: terrestrisch
- Verkehrsmittel: Combi (Kleinbus)
- Straßenbeschaffenheit: asphaltiert
- Distanz und Dauer: ca. 10 km, etwa 20 Minuten Fahrzeit
- Etappe 2: Vilquechico – Cotañi
- Strecke: Paradero Vilquechico – Archäologische Stätte Cotañi
- Art des Zugangs: terrestrisch
- Verkehrsmittel: meist Combi oder Taxi
- Straßenbeschaffenheit: asphaltiert
- Distanz und Dauer: ca. 2 km, etwa 5 Minuten Fahrzeit
Beste Reisezeit und Besuchszeiten
Cotañi kann praktisch das ganze Jahr über besucht werden. Aufgrund der Höhenlage empfiehlt sich der Besuch tagsüber, wenn die Temperaturen milder und die Sichtbedingungen optimal sind.
- Empfohlene Reisezeit: ganzjährig
- Besuchszeiten: etwa 06:00 – 17:00 Uhr
Aktivitäten für Besucherinnen und Besucher
Fotografie, Forschung und Landschaftserlebnis
- Fotografie und Filmaufnahmen: Die Chullpas, ihre Reliefs und das Panorama mit dem Vulkan Chuncara bieten eindrucksvolle Motive für Dokumentation und Reisefotografie.
- Studien und Forschung: Cotañi ist ein interessantes Ziel für archäologische, anthropologische und kunsthistorische Untersuchungen – insbesondere zu Chullpa-Architektur und Aymara-Bestattungskultur.
- Landschaftsbeobachtung: Die weite Andenlandschaft, Wolkenspiel und Lichtstimmungen des Altiplano lassen sich hier in Ruhe beobachten.
- Caminata/Trekking: Kurze Wanderungen auf und um den Hügel der Chullpas sind ideal, um den Ort aus verschiedenen Perspektiven zu erleben; robuste Schuhe sind empfehlenswert.
Tipps für Kultur- und Trekkingreisende
Für den Besuch der Chullpas von Cotañi sind einige praktische Hinweise hilfreich:
- Höhenlage: Der Besuch findet auf über 3.800 Metern statt – langsames Gehen, viel Wasser und gegebenenfalls ein Akklimatisationstag in Puno oder Huancané sind ratsam.
- Kleidung: Zwiebelprinzip mit winddichter Jacke; Sonne und Wind können im Altiplano rasch wechseln.
- Schuhe: Feste, rutschfeste Schuhe für den Aufstieg zum Hügel und die Erkundung des Geländes.
- Respekt: Die Chullpas sind Grabstätten – ein respektvoller Umgang, kein Betreten oder Beschädigen der Strukturen und kein Mitnehmen von Steinen oder Artefakten.
In Kombination mit weiteren Zielen im Norden der Region Puno – etwa Huancané, dem Titicacasee oder anderen Chullpa-Stätten – lässt sich Cotañi ideal in eine archäologisch-kulturelle Reiseroute integrieren, die die frühere Aymara- und Inka-Präsenz im Altiplano auf eindrucksvolle Weise sichtbar macht.

