
Archäologische Stätte Huaquina bei Juli – Chullpas und Himmelsbeobachtung der Lupaka
Vorkolonialer Friedhof und Kultplatz der Lupaka-Kultur
Wenige Kilometer außerhalb der Kleinstadt Juli, in Richtung der Gemeinde Huquina, liegt die archäologische Stätte Huaquina. Das Gebiet war in der vorkolonialen Zeit ein großer Friedhof und zählt zu den wichtigeren Fundplätzen der Lupaka-Kultur am Titicacasee. Mehrere Chullpas – traditionelle Grabtürme – sowie eine geheimnisvolle astronomische Steinplatte geben Einblick in Bestattungsrituale und Himmelsbeobachtung der Bewohner des Altiplano lange vor Ankunft der Spanier.
Huaquina ist ein Ort, an dem sich Archäologie, Natur und andine Spiritualität verbinden. Nach der Vorstellung der lokalen Bevölkerung eignet sich der Besuch, um in Ruhe die Landschaft zu erleben und sich „mit guten Energien aufzuladen“.
Geschichte der Stätte Huaquina
Die Chullpas von Huaquina werden der Lupaka-Kultur zugerechnet und entstanden etwa zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert. Später ist in einigen Strukturen ein deutlicher Einfluss der Inka erkennbar, etwa durch die Verwendung unregelmäßig behauener Steine in typischer Inka-Manier.
Die Stätte diente als Friedhof (Nekropole) der lokalen Elite und ihrer Familien. Chullpas waren in vielen altandinen Gesellschaften mehr als nur Grabtürme: Sie stellten einen Verbindungspunkt zwischen den Lebenden und den Ahnen dar und waren eng mit Fruchtbarkeit, Landanspruch und kosmischer Ordnung verknüpft.

Chullpas von Huaquina
Die besterhaltene Chullpa
Die beeindruckendste Struktur vor Ort ist eine rundgrundrissige Chullpa, die auf einer steinernen Plattform steht:
- Grundform: kreisförmige Basis
- Umfang: etwa 13,40 m
- Erhaltene Höhe: rund 1,55 m
- Material: unregelmäßig behauene Steine mit Inka-Einfluss
- Lage: direkt an der Straße in Richtung der Gemeinde Huquina
Obwohl die ursprüngliche Gesamthöhe nicht mehr vollständig erhalten ist, vermittelt die Struktur noch heute einen guten Eindruck von der ursprünglichen Monumentalität dieser Grabtürme.
Reliefchullpa mit Tierdarstellungen
Besonders ungewöhnlich ist der Rest einer Chullpa aus behauenen Steinen, deren Oberfläche mit Hochreliefs verziert ist. Auf ihr sind unter anderem zu erkennen:
- die Darstellung eines Affen,
- die Figur einer Schlange.
Diese Kombination ist in der Region auffällig und zieht bereits auf den ersten Blick Aufmerksamkeit auf sich. Die feine Ausführung der Reliefs lässt auf eine hohe handwerkliche und symbolische Bedeutung schließen.
Weitere Chullpas im unteren Bereich
Im unteren Teil des Geländes finden sich mehrere weitere Chullpas unterschiedlicher Größe:
- meist kreisförmige Grundrisse,
- zwei Steinreihen in der Mauerführung,
- unterschiedliche Erhaltungszustände – von gut erkennbaren Strukturen bis hin zu teilverfüllten Resten.
Gemeinsam zeichnen sie das Bild eines ausgedehnten Friedhofskomplexes, der einst zahlreichen Bestattungen Platz bot und die besondere Stellung bestimmter Familien oder Clans markierte.
Astronomischer Stein der Lupaka
In der Nähe der Gemeinde Huquina befindet sich ein weiterer bemerkenswerter Fund: eine bearbeitete Steinplatte mit kreisförmigen Vertiefungen in verschiedenen Größen.
Nach lokaler Tradition und archäologischen Deutungen handelt es sich um ein astronomisches Instrument der Lupaka, das insbesondere der Beobachtung der Mondphasen diente. Diese Informationen waren für die damaligen Bewohner von großer Bedeutung, um:
- Aussaat- und Erntezeiten zu bestimmen,
- Rituale und Feste im Jahreslauf zu planen,
- den landwirtschaftlichen Kalender im Einklang mit Himmelsbewegungen zu organisieren.
Der Stein unterstreicht, wie eng in der altandinen Welt Astronomie, Landwirtschaft und Spiritualität miteinander verwoben waren.
Lage und Anreise zur archäologischen Stätte Huaquina
Anreise über Puno und Juli
Die Stätte Huaquina liegt in der Umgebung von Juli und lässt sich bequem von Puno aus erreichen:
- Von Puno fahren Sie vom Terminal terrestre zonal sur mit einer Combi auf asphaltierten Straßen etwa 78,2 km bis zum Terminal terrestre de Juli (rund 1 Stunde 30 Minuten).
- Vom Terminal in Juli nehmen Sie ein Taxi und fahren auf befestigter Piste etwa 3,8 km zur archäologischen Stätte Huaquina (ca. 5 Minuten).
Alternative Anreise ab der Plaza de Armas
Alternativ können Sie in Juli direkt an der Plaza de Armas ein Taxi nehmen. Die Strecke zur Stätte beträgt etwa 2,7 km über eine befestigte Straße und dauert rund 6 Minuten.
Beste Reisezeit und Besucherinfos
Die archäologische Stätte Huaquina kann grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden:
- Besuchszeitraum: ganzjährig
- Empfohlene Tageszeit: ca. 08:00 – 16:30 Uhr
Die Morgen- und frühen Nachmittagsstunden bieten meist klare Sicht und angenehme Temperaturen. Feste Wege und festes Schuhwerk sind empfehlenswert, da das Gelände uneben sein kann.
Flora, Landschaft und Atmosphäre
Typische Hochlandvegetation
Rund um Huaquina erstreckt sich die typische Vegetation des peruanischen Altiplano. Beobachten lassen sich unter anderem:
- Ichu – das charakteristische Hochlandgras, das Hänge und Ebenen bedeckt,
- Muña – aromatisches Kraut, das auch als Tee geschätzt wird,
- Anden-Kiefer – eingeführte Baumart, die Windschutz und Brennholz liefert,
- Salbei – in unterschiedlichen Varietäten,
- Wira wira – Heilpflanze der andinen Medizin.
Zusammen mit der offenen Landschaft und der Sicht auf die umliegenden Hügel entsteht eine ruhige, kontemplative Atmosphäre – ideal für einen langsameren, beobachtenden Besuch.
Aktivitäten für Besucher
Huaquina eignet sich gut für Reisende, die Kulturgeschichte und Natur verbinden möchten.
Kultur, Spiritualität und Forschung
- Fotografie und Film – Chullpas, Reliefs, Landschaft und Details der Steinbearbeitung sind lohnende Motive.
- Rituale und andine Spiritualität – der Ort wird von Einheimischen für mystische oder traditionelle Zeremonien genutzt, bei denen die Verbindung zu Ahnen und Natur im Mittelpunkt steht.
- Studien und Forschung – geeignet für archäologische, ethnologische und astronomische Fragestellungen in Bezug auf die Lupaka-Kultur.
- Kulturelle Darbietungen – nach Absprache mit der Gemeinde können Tänze oder künstlerische Aktivitäten organisiert werden, die das kulturelle Erbe lebendig machen.
Wandern und Naturerlebnis
- Caminata/Trekking – kurze Wanderungen rund um die Stätte oder in Richtung der Gemeinde Huquina, mit immer neuen Blicken auf Chullpas und Landschaft.
- Landschaftsbeobachtung – Ideal, um die Weite des Hochlands zu erleben, Wolkenspiel, Lichtwechsel und die stillen Formen der Anden zu genießen.
Wer Huaquina besucht, erlebt nicht nur einen archäologischen Fundplatz, sondern einen lebendigen Kultort, an dem sich die Vergangenheit der Lupaka, der Einfluss der Inka und die heutige andine Welt zu einem eindrucksvollen Gesamtbild verbinden.

