
Archäologische Stätte Pucuyuta – Präkolumbisches Dorf zwischen Andenterrassen und Lagunen
Verborgene Siedlung am Río Tambillo im Norden der Region Puno
Die archäologische Stätte Pucuyuta (auch Pukuyuta geschrieben) liegt im Nordwesten des Departements Puno, auf der rechten Uferseite des Río Tambillo. Sie befindet sich rund 46 km südlich der Distrikthauptstadt Ituata, etwa 10 km von Tambo Pampa und weniger als 2 km von der Laguna Chuaqota entfernt – dem größten See im Distrikt Ituata. Eingebettet in eine üppig bewachsene Andenlandschaft, bewahrt dieser Ort die Spuren eines präkolumbischen Dorfes mit eigener kultureller Prägung.
Pucuyuta vereint auf engem Raum terrassierte Hänge, Wohnarchitektur, eine Grabstätte mit Mumien und zahlreiche Keramikfragmente der Inka-Zeit. Damit ist die Stätte nicht nur ein archäologisches, sondern auch ein landschaftliches Highlight für Kultur- und Naturreisende in der Provinz Carabaya.
Lage, Landschaft und Klima in Pucuyuta
Die Stätte liegt in einer Zone mit ganzjährig mildem Klima auf etwa 3.590 m über dem Meeresspiegel. Sie wird der lokalen Höhenstufe Omagua zugeordnet und zeichnet sich durch eine außergewöhnlich hohe Niederschlagsmenge aus:
- Höhenlage: ca. 3.590 m ü. M.
- Region: Distrikt Ituata, Provinz Carabaya, Departement Puno
- Niederschlag: etwa 4.000–5.000 mm Regen pro Jahr
- Umfeld: rechte Flussseite des Río Tambillo, Nähe zur Laguna Chuaqota
Die Kombination aus hoher Feuchtigkeit, gemäßigten Temperaturen und terrassierten Hängen schafft eine fruchtbare Andenlandschaft, die von dichter Vegetation überzogen ist. Besucher erleben hier eine eindrucksvolle Übergangszone, in der sich Kulturgeschichte und Naturraum unmittelbar begegnen.
Geschichte und Bedeutung der archäologischen Stätte Pucuyuta
Pucuyuta war einst ein bedeutendes präkolumbisches Dorf, das später stark von der Inka-Kultur geprägt wurde. Die Stätte vereint:
- einen ausgedehnten Bereich mit landwirtschaftlichen Terrassen,
- die Überreste eines Siedlungskerns mit rund 25 Wohnbauten,
- eine Grab- oder Bestattungshöhle mit darin aufgeschichteten Mumien,
- und eine große Zahl von Inka-Keramikfragmenten.
Der österreichische Forscher Rainer Hostnig hebt die Ähnlichkeit der Bauten von Pucuyuta mit jenen der Stätte Marka Marka de Choquechampi in Usicayos hervor. Das verweist auf architektonische und kulturelle Verbindungen innerhalb der Region Carabaya und macht Pucuyuta zu einem Schlüsselort für das Verständnis der lokalen Siedlungsgeschichte.
Trotz starker Erosionsprozesse und der Wiederverwendung von Steinen für moderne Häuser und Viehgehege haben sich Teile der ursprünglichen Bebauung erhalten. Heute ist Pucuyuta ein wertvolles Zeugnis präkolumbischer Zivilisationen, das von der lokalen Gemeinschaft geschützt und zunehmend über nachhaltigen Tourismus erlebbar gemacht wird.

Architektur und Siedlungsstruktur in Pucuyuta
Die archäologische Stätte zeigt eine gut erkennbare Dorfstruktur, in der Wohnhäuser, Speicherbauten und landwirtschaftliche Infrastruktur um einen zentralen Platz angeordnet sind.
Wohnbauten und Siedlungskern
In Pucuyuta wurden die Überreste von etwa 25 Wohnhäusern identifiziert, die sich um eine zentrale Plaza gruppieren. Charakteristisch sind:
- Grundrisse: überwiegend rechteckig, vereinzelt quadratisch
- Dächer: ursprüngliche Satteldächer aus flachen Steinplatten, verbunden mit Lehmmörtel
- Mauerwerk: Steine mit Lehm als Bindemittel
- Innenraumaufteilung: viele Häuser besitzen eine innere Trennmauer, die einen kleineren Raum im hinteren Bereich abteilt
Die Dimensionen und Grundrisse der Gebäude variieren deutlich: Einige Häuser besitzen zwei Räume, die durch eine innere Mauer getrennt sind, andere sind als offene, einteilige Strukturen konzipiert. Diese Vielfalt lässt auf eine differenzierte Nutzung – etwa als Wohn-, Lager- oder Arbeitsräume – schließen.
Innenausstattung: Nischen und Steinregale
Ein markantes Merkmal der Wohnarchitektur sind die trapezförmigen Wandnischen in den Innenräumen. Sie dienten wahrscheinlich:
- als Aufbewahrungsorte für Gebrauchsgegenstände oder
- als dekorative und rituelle Elemente im Wohnkontext.
Zusätzlich wurden in mehreren Häusern flache Steinplatten in die Innenwände eingelassen, die ein Stück aus der Mauer hervorragen. Diese Steinregale wurden vermutlich genutzt, um Gegenstände, Gefäße oder Opfergaben abzulegen.
Trotz der starken Abnutzung und des Teilverfalls sind einige Gebäude noch relativ gut erhalten. Sie vermitteln Besuchern einen authentischen Eindruck von der Alltagsarchitektur präkolumbischer Andengemeinschaften.
Zirkuläre Bauten und Speicherarchitektur
Zwischen den rechteckigen Wohnstrukturen finden sich auch runde Gebäude, die als Depots oder Vorratsbauten gedeutet werden. Ihre Form und Lage deuten auf die Bedeutung von Lagerung und Vorratshaltung für die lokale Ernährungssicherheit hin – ein zentrales Thema in den hochgelegenen Andenregionen mit stark schwankenden klimatischen Bedingungen.
Terrassenfelder und landwirtschaftliche Infrastruktur
Der Siedlungskern von Pucuyuta ist eingebettet in ein weitläufiges System von landwirtschaftlichen Terrassen. Diese Andenerien dienten der Stabilisierung der Hänge, der effizienten Wassernutzung und der Bewirtschaftung des Bodens:
- Optimale Nutzung der steilen Hanglagen
- Schutz vor Erosion durch Regenfälle
- Verbesserte Kontrolle von Wasserabfluss und Bodenfeuchte
Die Kombination aus Wohnarchitektur, Vorratsbauten und Terrassen zeigt Pucuyuta als komplex organisiertes Dorf, dessen Bewohner eng mit der Landschaft und ihren landwirtschaftlichen Zyklen verbunden waren.

Bestattungshöhle und Inka-Keramik
Ein besonders eindrückliches Element der Stätte ist eine Bestattungshöhle, in deren Inneren Mumien in Schichten aufgestapelt wurden. Dieser Ort verweist auf:
- eine komplexe Totenkultur und Ahnenverehrung,
- die religiöse und symbolische Bedeutung der umliegenden Landschaft,
- und die Verbindung zwischen Lebensraum und Bestattungsplätzen.
Rund um die Siedlung und die Terrassen finden sich zahlreiche Fragmente von Inka-Keramik. Sie belegen den Einfluss und die Präsenz der Inka-Kultur in Pucuyuta, sei es durch direkte Kontrolle, Handelskontakte oder kulturelle Durchdringung.
Flora, Landschaft und Naturerlebnis
Pucuyuta ist nicht nur archäologisch, sondern auch landschaftlich eine außergewöhnliche Sehenswürdigkeit. Die Ruinen liegen inmitten reicher Vegetation, die durch das feuchte Klima und die Nähe zur Laguna Chuaqota begünstigt wird.
Die Kombination aus:
- bewachsenen Terrassen,
- steinernen Hausruinen,
- dem Flusslauf des Río Tambillo,
- und der Nähe zur Laguna Chuaqota
schafft eindrucksvolle Motive für Fotografie und Filmaufnahmen. Besucher können entlang der Ruinen die Landschaft studieren, die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur nachvollziehen und die Ruhe eines wenig bekannten Andentals genießen.
Aktivitäten für Besucher in Pucuyuta
Die archäologische Stätte Pucuyuta eignet sich besonders für Reisende, die Natur- und Kulturerlebnisse verbinden möchten und abseits der großen touristischen Routen unterwegs sind.
- Fotografie & Film: Aufnahmen der Terrassen, Hausstrukturen, Höhlen und der umgebenden Vegetation.
- Studien & Forschung: Archäologische, anthropologische und landschaftsökologische Untersuchungen.
- Landschaftsbeobachtung: Blick auf Hänge, Flusstäler, Lagune und das Zusammenspiel von Kultur- und Naturlandschaft.
Durch die vergleichsweise geringe Bekanntheit der Stätte erleben Besucher Pucuyuta oft in großer Ruhe – ein Vorteil für Forscher, Fotografen und kulturinteressierte Individualreisende.
Anreise zur archäologischen Stätte Pucuyuta
Der Zugang zur archäologischen Stätte erfolgt in mehreren Etappen über die Provinzhauptstadt Macusani und den Distrikt Ituata. Ein Fahrzeug mit höherer Bodenfreiheit (Geländewagen mit Allradantrieb) ist sehr zu empfehlen.
Empfohlene Route ab Macusani
- Macusani – Abzweig nach Ituata
Start: Terminal terrestre in Macusani
Ziel: Abzweig Richtung Ituata
Straßentyp: befestigte Naturstraße
Entfernung/Zeit: ca. 39 km / 30 Minuten - Abzweig Ituata – Plaza de Tambillo
Entfernung/Zeit: ca. 29 km / 34 Minuten - Plaza de Tambillo – Abzweig Laguna Chuaqota
Entfernung/Zeit: ca. 29 km / 32 Minuten - Abzweig Laguna Chuaqota – Archäologische Stätte Pucuyuta
Entfernung/Zeit: ca. 15 km / 12 Minuten
Je nach Jahreszeit und Regenintensität können sich die Fahrzeiten ändern. Es ist ratsam, vorab in Ituata oder Tambillo nach dem aktuellen Zustand der Wege zu fragen.
Beste Reisezeit, Besuchszeiten und praktische Hinweise
Aufgrund der intensiven Regenfälle ist Pucuyuta kein klassisches Ganzjahresziel, sondern wird eher sporadisch in bestimmten Monaten besucht.
Besuchszeiten und Saison
- Empfohlene Besuchsmonate: außerhalb der stärksten Regenzeit
- Regenreiche Monate: vor allem November, Dezember, Januar und Februar
- Empfohlene Besuchszeit am Tag: ca. 07:00 Uhr bis 15:30 Uhr
Die Kombination aus hoher Niederschlagsmenge und exponierter Lage macht eine gute Wetterplanung unerlässlich. Vormittagsbesuche bieten meist die stabilsten Bedingungen und das beste Licht für Fotos.
Tipps für einen verantwortungsvollen Besuch
- Regenfeste Kleidung, gutes Schuhwerk und Sonnenschutz mitführen.
- Genügend Wasser und Verpflegung einplanen – die Stätte ist abgelegen.
- Keine Steine, Keramikfragmente oder andere Elemente der Stätte mitnehmen.
- Wege und Terrassen respektieren, Mauern und Höhlen nicht erklimmen.
- Möglichst mit lokalen Guides aus Ituata oder Tambillo zusammenarbeiten, um Wissen zu vertiefen und die lokale Wirtschaft zu unterstützen.
Ituata als touristischer Stützpunkt
Die Ortschaft Ituata ist der wichtigste Versorgungs- und Ausgangspunkt für Besuche der archäologischen Stätte Pucuyuta. Hier finden Besucher:
- Basisangebote im Bereich Gastronomie und Unterkunft,
- Transportmöglichkeiten innerhalb des Distrikts,
- weitere touristische Dienstleistungen und ergänzende Infrastruktur.
Als lokales Zentrum spielt Ituata eine zentrale Rolle bei der Bewahrung und Vermittlung des kulturellen Erbes von Pucuyuta und bei der Entwicklung eines nachhaltigen, gemeinschaftsbasierten Tourismus.
Warum Pucuyuta besuchen?
Die archäologische Stätte Pucuyuta ist ein einzigartiges Zeugnis präkolumbischer Zivilisationen im Norden der Region Puno. Sie verbindet:
- einen kompakten Siedlungskern mit Wohnhäusern und Speichern,
- ein Terrassensystem, das die Hänge formt,
- eine eindrucksvolle Bestattungshöhle mit Mumien,
- und eine landschaftlich spektakuläre Lage nahe der Laguna Chuaqota.
Wer Pucuyuta besucht, taucht tief ein in die Kulturgeschichte der Anden, erlebt eine wenig bekannte, aber eindrucksvolle archäologische Sehenswürdigkeit und trägt zugleich dazu bei, dass die lokale Gemeinschaft ihre kulturelle Identität und ihr historisches Erbe bewahren und selbstbestimmt weiterentwickeln kann.

