
Archipel Wiñaymarca: Zehn Inseln im „Ewigen See“ des Titicacasees
Lage, Name und Dimensionen des Archipels Wiñaymarca
Der Archipielago de Wiñaymarca ist ein Inselensemble im südlichen Becken des Titicacasees, im sogenannten Lago Wiñaymarca oder „Kleiner See“. Er gehört zum Inseldistrikt Anapia und zum Distrikt Unicachi in der Provinz Yunguyo, nahe der Grenze zu Bolivien, und liegt rund 16 km vom Embarcadero Punta Hermosa im Distrikt Unicachi entfernt.
Der Archipel umfasst zehn Inseln:
- Isla Anapia
- Isla Suana
- Isla Yuspique
- Isla Caana
- Isla Iscaya
- Isla Lluti
- Isla Patawata
- Isla Ccaño
- Isla Watakaño
- Isla Watasuana
Insgesamt erstreckt sich der Archipel über etwa 18 Kilometer. Der Lago Wiñaymarca selbst besitzt eine Fläche von rund 1.470 km² und macht damit etwa 16 % der Gesamtfläche des Titicacasees aus.
Der Name Wiñaymarca stammt aus dem Aymara und bedeutet „Ewige Stadt“. Hintergrund ist eine alte geologische und kulturelle Erinnerung: Vor rund 5.000 Jahren lag der Wasserspiegel des Sees etwa 60 Meter tiefer als heute. Nach dem Ende des Phänomens „El Gran Niño“ stieg der Pegel wieder an und überflutete zahlreiche alte Siedlungen und Stadtanlagen – daher die Vorstellung einer versunkenen, ewigen Stadt unter der Oberfläche des Sees.
Klima und Landschaft im Lago Wiñaymarca
Das Klima im Becken des Titicacasees ist tagsüber überwiegend mild und nachts kalt, geprägt von der Höhenlage und dem ausgleichenden Einfluss des Sees. Die mittleren Jahrestemperaturen bewegen sich meist zwischen 7 und 10 °C, mit starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht.
Die Landschaft des Archipels Wiñaymarca besticht durch:
- weite Wasserflächen in sattem Blau,
- kleine Strände und sandige Ufer,
- Wälder aus Eukalyptusbäumen und Kiefern,
- Hügel, Felsterrassen und kleine bäuerliche Siedlungen.
Zwischen Inseln und Uferzonen finden sich zahlreiche Lebensräume für Flora und Fauna – von Totora-Schilfgürteln über Weiden und Äcker bis zu Wäldchen, die sich an die Hänge schmiegen. Die Kombination aus See, Vegetation und hochandinem Licht schafft eindrucksvolle Naturbilder, ideal für Fotografie und stilles Erleben.

Flora, Fauna und Inselleben
Vegetation des Sees und des Altiplano
Im Archipel Wiñaymarca treffen die Wasserpflanzen des Titicacasees auf die Vegetation des Altiplano. Typisch sind:
- aquatische Pflanzen und Schilfarten, die am Ufer der Inseln wachsen,
- Gräser und Kräuter der Hochanden auf Terrassen und Weiden,
- Gärten mit Kartoffeln, Quinoa, Bohnen und weiteren Andenkulturen,
- Eukalyptus- und Kiefernwälder, die als Windschutz dienen und Brennmaterial liefern.
Die Kombination aus traditionellem Anbau und natürlicher Vegetation spiegelt die enge Anpassung der Inselgemeinschaften an Klima und Landschaft wider.
Tierwelt im Archipel Wiñaymarca
Die Inseln beherbergen eine reiche Tierwelt, die vom See, den Wiesen und den felsigen Hängen profitiert. Besonders hervorzuheben sind:
- Vicuñas auf der Isla Yuspique,
- eine Vielzahl an Wasservögeln, Zug- und Standvögeln,
- Fischarten, die typisch für den Titicacasee und speziell den Lago Wiñaymarca sind.
Die Beobachtung der Fauna – insbesondere auf abgelegeneren Inseln wie Yuspique – ist ein Höhepunkt für naturbegeisterte Reisende, die ruhige, authentische Orte abseits der klassischen Routen suchen.
Kultur, Spiritualität und Inselgemeinschaften
Der Archipel Wiñaymarca ist nicht nur ein Naturparadies, sondern auch ein Raum lebendiger Aymara-Kultur. Die Inselgemeinschaften bewahren Sprache, Bräuche und eine Lebensweise, die eng mit dem See verbunden ist – über Fischerei, Landwirtschaft, Tierhaltung und gemeinschaftsbasierten Tourismus.
Religiöse Feste und Patronatsfeiern
Zu den wichtigsten religiösen Anlässen gehört die Patronatsfeier:
- Fiesta del Señor de Exaltación am 14. September,
bei der Prozessionen, Messen, Musik und traditionelle Tänze das Gemeinschaftsleben prägen. Viele Besucher kombinieren Naturerlebnisse auf den Inseln mit der Teilnahme an solchen Festen, um die spirituelle Dimension des Sees kennenzulernen.
Rituale und Andenkosmos
Andine Spiritualität ist im Archipel Wiñaymarca allgegenwärtig. Wichtige Momente im Jahreslauf sind:
- Pago a la Pachamama am 21. Juni, zur Wintersonnenwende und zum Andinen Neujahr,
- rituelle Handlungen zur Aussaat im Monat November.
Diese Zeremonien verbinden die Gemeinschaften mit der Pachamama (Mutter Erde), den Wassern des Sees und den Berggeistern der Umgebung. Für respektvolle Besucher eröffnen sie einen Einblick in die andine Kosmovision und ihre Vorstellungen von Gleichgewicht und „Buen Vivir“.
Erlebnisse auf den Inseln: Wandern, Campen, Bootfahren
Der Archipel Wiñaymarca eignet sich hervorragend für sanften Natur- und Kulturtourismus. Besonders die Inseln Anapia und Yuspique haben sich als Ziel für Gemeinschaftstourismus und Outdoor-Aktivitäten etabliert.
Aktivitäten auf Isla Anapia und Isla Yuspique
- Caminata & Trekking: Wanderungen auf der Isla Anapia und Isla Yuspique über Hügel, Felder und zu Aussichtspunkten.
- Camping: Auf der Isla Anapia ist Camping nach Absprache möglich – ideal, um Sonnenauf- und -untergänge über dem See zu erleben.
- Paseos en bote: Bootsausflüge rund um die Isla Anapia, zu Nachbarinseln und entlang der Uferlinien.
- Beobachtung von Flora & Fauna: Spaziergänge durch Wälder und Uferzonen zur Beobachtung von Vögeln, Pflanzen und des Sees.
Handwerk, Souvenirs und Fotografie
- Kauf von Kunsthandwerk: Besonders geschätzt werden handgefertigte Textilien und Souvenirs, die von Familien auf den Inseln hergestellt werden.
- Fotografie & Film: Das Spiel von Licht, Wasser, Inseln und Bergen bildet eine perfekte Kulisse für Fotos und Videoaufnahmen – vom Sonnenaufgang bis zum späten Nachmittag.
Anreise zum Archipel Wiñaymarca von Puno aus
Die Anreise von Puno zum Archipel Wiñaymarca erfolgt über Yunguyo und den Embarcadero Punta Hermosa, kombiniert aus Land- und Wasserwegen. Zielpunkt auf dem Archipel ist meist die Isla Anapia.
Etappen der Anreise
- Puno – Yunguyo
Terminal Zonal Puno – Terminal Terrestre Yunguyo
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 136 km / etwa 2 Stunden - Yunguyo – Paradero Yunguyo Tinicachi
Terminal Terrestre Yunguyo – Paradero Yunguyo Tinicachi
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Mototaxi
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 1,5 km / etwa 5 Minuten - Yunguyo/Tinicachi – Embarcadero Punta Hermosa (Unicachi)
Paradero Yunguyo Tinicachi – Embarcadero Punta Hermosa
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 20 km / etwa 30 Minuten - Punta Hermosa – Isla Anapia
Embarcadero Punta Hermosa – Embarcadero Isla Anapia
Art des Zugangs: lacustrisch/fluvial
Verkehrsmittel: Lancha (Motorboot)
Distanz/Zeit: ca. 18 km / etwa 1,5 Stunden - Embarcadero Isla Anapia – Plaza de Anapia
Hafen der Isla Anapia – zentrale Plaza
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: zu Fuß
Straßenart: befestigter Weg
Distanz/Zeit: ca. 0,5 km / etwa 15 Minuten
Schon während der Bootsfahrt öffnet sich der Blick auf die Inseln des Archipels, die sich wie ein Mosaik aus Landflecken im Blau des Wiñaymarca-Sees ausbreiten.
Beste Reisezeit und praktische Hinweise
Der Archipel Wiñaymarca kann grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden. Wie überall am Titicacasee gilt es, das Hochlandklima und die Verhältnisse auf dem See zu berücksichtigen.
- Besuchszeitraum: ganzjährig (Todo el Año).
- Empfohlene Tageszeit: etwa 05:00 Uhr bis 16:00 Uhr.
- Sicherheitshinweis: Es wird empfohlen, nach 16:00 Uhr nicht mehr zu navigieren, da Wind und Wellengang zunehmen können.
Empfohlene Ausrüstung:
- warme Kleidung im Schichtsystem für kühle Morgen und Abende,
- leichten Sonnenschutz für den Tag (Hut, Sonnenbrille, Sonnenschutzmittel),
- bequeme Schuhe für Spaziergänge und einfache Wanderungen,
- Kamera oder Smartphone für die vielfältigen Fotomotive,
- Respekt für lokale Kultur, Rituale und Umwelt – Müll wieder mitnehmen, leise und achtsam unterwegs sein.
Wer den Archipel Wiñaymarca besucht, erlebt den Titicacasee in seiner stilleren, mythisch aufgeladenen Form: Inseln mit lebendiger Aymara-Kultur, weite Wasserflächen, Wälder aus Eukalyptus und Kiefern – und die Ahnung einer „Ewigen Stadt“, die tief im kollektiven Gedächtnis des Sees verankert ist.

