
Área de Conservación Ambiental Bosque de Sho’llet – Nebelwald zwischen Oxapampa und Villa Rica
Geschützter Yunga-Nebelwald auf 2.400 Metern Höhe
Das Área de Conservación Ambiental Bosque de Sho’llet ist ein geschützter Naturraum in der Yunga-Region der Selva Central Perus.
Es liegt nördlich des Distrikts Villa Rica und teilweise im Distrikt Oxapampa, auf rund 2.400 m ü. d. M..
Mit einer Fläche von etwa 6.428,92 Hektar und einem Umfang von rund 108.734,9 Metern bildet dieses Gebiet einen der bedeutendsten Nebelwälder der Region.
Der Bosque de Sho’llet bewahrt die typische Landschaft der Yunga: steile Berghänge, dicht bewachsene Hügel, klare Bäche und Hochlandlagunen, eingehüllt in feuchte Bergluft und häufigen Nebel.
Ziele des Schutzgebiets und ökologische Bedeutung
Schutz der Vegetation und Sicherung der Wasserressourcen
Das Schutzgebiet wurde mit dem Ziel geschaffen, die Vegetationsdecke zu erhalten, die Biodiversität zu schützen und die außergewöhnliche Landschaftsschönheit zu bewahren.
Gleichzeitig spielt der Bosque de Sho’llet eine Schlüsselrolle für die Versorgung der umliegenden Bevölkerung mit Wasser:
Er fungiert als natürlicher Schwamm, der Regenwasser und Nebel aufnimmt, speichert und reguliert. Über mehrere Bäche und Wasserläufe versorgt er die Ortschaften von Oxapampa und Villa Rica:
- Quebrada Santa Cruz,
- Carapacho,
- Canal de Piedra,
- Oyón,
- La Sal.
Damit ist der Bosque de Sho’llet nicht nur ein Ort großer natürlicher Schönheit, sondern auch ein unverzichtbares ökologisches System für die Wassersicherheit in der Region.
Feuchtes Klima als Lebensraum für Flora und Fauna
Das Klima des Schutzgebiets ist feucht und kühl, ideal für Nebelwaldökosysteme. Der fast ständige Wasserdampf aus Regen, Wolken und Bodenfeuchte schafft perfekte Bedingungen für eine reiche Vielfalt an Pflanzen und Tieren, von epiphytischen Orchideen bis zu seltenen Vogelarten und dem scheuen Andenbären.
Flora: Nebelwald, Orchideen und endemische Arten
Wälder, Farne und charakteristische Baumarten
Der Bosque de Sho’llet ist ein Refugium für zahlreiche Waldarten, darunter:
- Nogal (Walnussbaum),
- Ulcumano,
- Diablo Fuerte – besonders widerstandsfähiges Holz der Region,
- Baumfarne, die wie lebende Relikte aus Urzeiten wirken,
- verschiedene Palmen,
- medizinale Pflanzen und Zierpflanzen,
- reichlich Bromelien und Epiphyten, die die Äste der Bäume bedecken.
Die dichte Vegetation überzieht Bergrücken und Täler mit einem tiefgrünen Teppich – ein typisches Bild der feuchten Yunga-Nebelwälder.
Ein Paradies für Orchideenliebhaber
Besonders bemerkenswert ist die Vielzahl an Orchideen, von denen viele endemisch oder für die Selva Central charakteristisch sind.
Zu den repräsentativen und identifizierten Arten gehören unter anderem:
- Lepanthes mucronata Lindi,
- Lepanthes sp. (u.a. Leapanthers sp. 5),
- Orchideen, die unter dem Namen Kraenzl geführt werden,
- Galeottia-Formen,
- verschiedene Lepanthes stellaris-Verwandte,
- historisch erwähnte Arten wie Orquidea H.B.K.
Besondere Aufmerksamkeit erregte die jüngste Beschreibung der Maxillaria bicenteria, einer emblematischen Orchidee, die im Bosque de Sho’llet nachgewiesen wurde und als botanisches Aushängeschild des Gebietes gilt.

Fauna: Vögel, Reptilien und der Andenbär
Vogelwelt und andere Tierarten
Die dichten Wälder und klaren Wasserläufe des Bosque de Sho’llet bieten Lebensraum für viele Tierarten, darunter:
- Reptilien wie verschiedene Schlangenarten,
- kleine Säuger, unter anderem Ardillas (Eichhörnchen),
- der oso de anteojos (Brillenbär), Symboltier der Anden-Nebelwälder.
Unter den Vögeln lassen sich beobachten:
- Añapero ventrirrufo,
- Chotacabras golondrina,
- Nictibio andino,
- Autillo gorjiblanco,
- weitere typische Arten der Berg- und Nebelwälder.
Für Ornithologen und Naturfotografen ist der Bosque de Sho’llet daher ein besonders reizvolles Ziel.
Landschaft und Lagunen: Die Legende der Prinzessin Sho’llet
Steile Berge, klare Bäche und Hochlandlagunen
Die Landschaft des Schutzgebiets ist von steileren Bergflanken, sanfteren, bewaldeten Hügeln und klaren Bächen geprägt.
Eine Besonderheit bilden die Lagunen in Höhenlagen, eingebettet in Gras- und Buschlandschaften (Pajonales).
Insgesamt gibt es sieben Lagunen, von denen auf der Hauptroute fünf zu sehen sind.
Die Yánesha-Legende von Sho’llet
Die Namen der Lagunen gehen auf die Sprache und Mythologie der Yánesha zurück. Einer ihrer Überlieferungen zufolge verwandelte sich eine Yánesha-Prinzessin in einen Schneckenähnlichen Geist, und ihre Tränen formten die Lagunen des Gebietes.
Auf der Hauptroute können Besucher fünf dieser Lagunen kennenlernen:
- Sa’p Sho’llet – die „Lagune der Schnecken“, Namensgeberin des Waldes,
- Sa’p Kellwe – die „schwarze Lagune“, deren dunkles Wasser sie zur tiefsten des Gebietes macht,
- Sa’p Po’yallop Kellwe – die „Laguna Boa Negra“, deren Name an die geheimnisvolle Präsenz der Natur erinnert,
- Sa’p Yawe – die „Lagune der Tränen“, meist von kleinen Schilf- und Totorapflanzen bedeckt; der Legende nach der Ort, an dem Prinzessin Sho’llet um ihren Geliebten weinte,
- Sa’p Llankase – die „Lagune der kristallklaren Wasser“.
Diese Geschichte verleiht den Lagunen und der gesamten Landschaft eine mythische Dimension und trägt wesentlich zum touristischen und kulturellen Reiz des Bosque de Sho’llet bei.
Besucherweg und Interpretationstrail
Interpretationspfad mit Infotafeln und Rastplätzen
Der Hauptpfad des Gebietes ist als interpretativer Lehrpfad angelegt. Er verfügt über:
- gut markierte Wegführung,
- Informationstafeln zu Flora, Fauna, Geomorphologie und Kultur,
- Rastplätze, die zum Innehalten, Beobachten und Fotografieren einladen.
Die Wanderung dauert etwa eineinhalb Stunden, je nach Tempo und Dauer der Stopps.
Unterwegs können Besucher:
- Wanderungen durch den Nebelwald unternehmen,
- Fotografien der Landschaft und der beeindruckenden Vegetation machen,
- Orchideen, Farne und Baumriesen in ihrem natürlichen Zustand beobachten,
- mehrere der Lagunen aus nächster Nähe betrachten.
Empfehlung: Besuch mit lokalem Guide
Der Zugang zum Bosque de Sho’llet ist frei, es wird jedoch empfohlen, das Gebiet in Begleitung eines lokalen Guides zu besuchen.
Führer erklären nicht nur die Bedeutung der Vegetation und der Tierwelt, sondern vermitteln auch:
- Hintergrundwissen zu den Yánesha-Legenden,
- Hinweise zu Sicherheit und verantwortungsvollem Verhalten im Schutzgebiet,
- Informationen zu laufenden Forschungs- und Schutzprojekten.
Anreise zum Bosque de Sho’llet ab Oxapampa
Route über die Vía El Abra
Der Zugang erfolgt in zwei Etappen von der Stadt Oxapampa aus, jeweils auf terrestrischem Weg:
- 1. Etappe: Plaza Principal de Oxapampa – Vía El Abra (km 00)
Art: Landweg, asphaltierte Straße
Verkehrsmittel: privates Auto oder Taxi
Distanz: ca. 7,4 km
Fahrzeit: etwa 15 Minuten. - 2. Etappe: Vía El Abra (km 00) – Área de Conservación Ambiental Bosque de Sho’llet
Art: Landweg, überwiegend asphaltiert
Verkehrsmittel: privates Auto, Geländewagen oder Fahrzeug einer Agentur
Distanz: ca. 16,7 km
Fahrzeit: etwa 38 Minuten.
Von dort aus beginnt der markierte Trail, der Besucher in das Herz des Nebelwaldes führt.
Beste Reisezeit und Besuchszeiten
Klima und Saison
Der Bosque de Sho’llet kann ganzjährig besucht werden. Besonders angenehm ist ein Besuch jedoch in der Trockenzeit von April bis November, wenn die Wege stabiler sind und die Sicht oft besser ist.
- Beste Reisezeit: April – November (Trocken- und Übergangssaison)
- Offizielle Besuchszeiten: etwa 08:00 Uhr bis 17:30 Uhr
In den Morgenstunden taucht der Nebelwald häufig in mystische Stimmung, während der Nachmittag bessere Lichtverhältnisse für Fotografen bieten kann.
Aktivitäten im Bosque de Sho’llet
Fotografie, Forschung und Naturbeobachtung
Das Schutzgebiet eignet sich für eine breite Palette naturbezogener Aktivitäten:
- Fotografie und Filmaufnahmen – von Orchideenmakros bis zu Landschaftspanoramen,
- Studien und Forschung – zu Ökologie, Botanik, Zoologie und Klimadynamik,
- Beobachtung von Fauna – Vögel, Kleinsäuger, Reptilien und mit etwas Glück der Andenbär,
- Beobachtung von Flora – Waldgesellschaften, Orchideen, Bromelien, Medizinalpflanzen.
Vogel- und Landschaftsbeobachtung
Die Topografie des Gebietes bietet zahlreiche Aussichtspunkte für:
- Landschaftsbeobachtung – Blick auf Bergketten, Täler und das Mosaik aus Wald und Pajonal,
- Vogelbeobachtung – ein stiller Gang entlang des Pfades eröffnet Chancen, seltene Arten zu sehen oder zu hören.
Caminata und Trekking mit spezialisierten Guides
Der Bosque de Sho’llet ist ideal für Caminata / Trekking:
- Wanderungen auf dem Hauptpfad mit mittlerem Schwierigkeitsgrad,
- Exkursionen mit spezialisierten Berg- und Naturguides,
- Kombination mit Besuchen anderer Ziele im Natur- und Kulturrouten-Netz von Oxapampa und Villa Rica.
Damit ist das Área de Conservación Ambiental Bosque de Sho’llet ein Muss für alle, die in der Selva Central nicht nur Landschaft, sondern auch die tiefe ökologische und kulturelle Bedeutung eines Nebelwaldes erleben möchten.

