
Bosque de Piedras Qaqinkurani Qullu: Mystischer Steinwald bei Collini
Lage, Landschaft und Charakter des Steinwaldes
Der Bosque de Piedras Qaqinkurani Qullu ist ein Steinwald aus riesigen, ovoid geformten Felsen inmitten der Hochanden von Puno. Er liegt etwa 2,2 km südlich der bäuerlichen Gemeinschaft Collini Wilalaca Pucuchi, an den Hängen des Cerro Collini. Die Region gehört zur ländlichen Zone von Ácora und ist geprägt von traditioneller Aymara-Kultur, einfachen Steinhäusern und jahrhundertealter Landwirtschaft.
Der Zugang zum Steinwald beginnt an der Kapelle der Comunidad Campesina Collini Wilalaca Pucuchi. Von hier führt ein alter Saumpfad durch eine Landschaft aus:
- rustikalen Steinhäusern aus Stein und Lehm,
- Terrassenfeldern (Andenes) aus vorinkaischer Zeit,
- Bäumen wie dem Qolli, der der Gemeinschaft ihren Namen gab,
- Weideflächen, auf denen große Herden von Schafen und Lamas grasen.
Unterwegs passiert man den Brunnen Qupa Phuju, aus dem die Bevölkerung ihr Trinkwasser holt – dem nachgesagt wird, medizinische Eigenschaften zu besitzen.
Symbolische Felsformationen und Andenkosmos
Der Bosque de Piedras Qaqinkurani Qullu ist weit mehr als ein geologisches Phänomen: Die Gemeinschaft liest in den Felsformen Symbole ihrer Weltanschauung. Jede Formation hat eine Geschichte, eine Bedeutung – ein stilles, steinernes Archiv andiner Kosmovision.

Qaqinkurani Qullu und die klingende Steinglocke
Im Steinwald erkennt man zuerst den Fels in Form eines Vogels: die „Kopf“-Formation des Ave Qaqinkurani Qullu, die nach Westen weist. In dieser Richtung befindet sich ein weiterer besonderer Stein: Qala Kampana, die „Steinglocke“.
Wird Qala Kampana mit einem Stein geschlagen, erklingen verschiedene Töne, die den sieben Noten der Tonleiter ähneln. Besucher probieren die unterschiedlichen Klangfarben aus – der Steinwald wird zur natürlichen Klanginstallation inmitten der Anden.
Steine für Werkzeug und Alltag
In anderen Bereichen des Steinwaldes finden sich Felsen, die sich durch ihre Härte und Struktur zur Herstellung traditioneller Steinwerkzeuge eignen. Hier wurden seit Generationen Steinutensilien geformt, darunter:
- Qhunas,
- Piqañas und andere Werkzeuge.
So erzählt der Steinwald auch vom praktischen Leben der Menschen, die in enger Beziehung zu ihrem Gestein, ihrer Erde und ihren Tieren stehen.
„Tempel“-Felsen und rituelle Vermählung
Richtet man den Blick nach Westen, erscheint eine besondere Felsgruppe in Form eines natürlichen „Tempels“. Dieser Ort wird von jungen Paaren symbolisch genutzt, um sich zu „vermählen“ – ein rituelles Bekenntnis, das Natur, Liebe und Gemeinschaft verbindet.
Steinerne Allegorien von Landwirtschaft und Fruchtbarkeit
Der Bosque de Piedras Qaqinkurani Qullu ist durchzogen von Formationen, die zentrale Themen des andinen Lebens verkörpern: Landwirtschaft, Fruchtbarkeit und das Gleichgewicht der Geschlechter.
Yunta Yapita Qala: Die steinerne Pflugschar
In Richtung Osten erheben sich gigantische Felsblöcke von etwa 4 bis 5 m Höhe, die an eine Ochsenyoke erinnern. Diese Formation wird als Yunta Yapita Qala interpretiert – zwei Stiere in der Haltung des Pflügens.
Begleitet wird diese Felsgruppe von zwei Figuren:
- Awicha Qala – die „Großmutter-Felsin“,
- Achachila Qala – der „Großvater-Fels“.
Zusammen symbolisieren sie Pflug, Ackerarbeit, Saat und eine landwirtschaftliche Gemeinschaft aus Mensch, Tier und Erde. Für die lokale Bevölkerung ist dies ein steinernes Bild des täglichen Lebens und der Dankbarkeit gegenüber der Pachamama.
Orqu Qala und Qachu Qala: Männliches und Weibliches im Fels
Weiter östlich und nördlich manifestiert sich das Prinzip der Dualität – chacha-warmi, Mann und Frau – in zwei monumentalen Steinen.
- Orqu Qala (oder Orqu qala): ein etwa 15 m langer und 8 m breiter Fels in phallischer Form, Symbol der Männlichkeit.
- Qachu Qala oder Phü Kasimira Qala: ein rund 10 m hoher Fels, der das Weibliche repräsentiert.
Beide Felsen gelten als geheimnisvoll und mit einem besonderen, heiligen Kraftfeld verbunden. Sie stehen für:
- Fruchtbarkeit,
- die Gründung eines Hauses,
- das Gelingen von Beziehungen und familiären Projekten.
Suqata Qala: Blattberg und Ort der Weisheit
Blickt man weiter nach Osten, erhebt sich ein Hügel mit Felsplatten, die an übereinanderliegende Blätter erinnern: Suqata Qala. Auf seiner Kuppe befindet sich eine Art steinerner „Tisch“, auf dem Besucher am Ende des Rundwegs essen, ruhen oder sich unterhalten können.
Suqata Qala gilt als:
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- Ort der Meditation,
- Ort des Lernens und der Weisheit,
- Ort des Austauschs zwischen Gemeinschaft und Besucher.
Rund um die Kuppe sind kleine Steinkreise zu sehen – Relikte vergangener Nutzungen, die an frühere rituelle und gemeinschaftliche Praktiken erinnern.
Pre-Inka-Friedhöfe und Andenrituale auf dem Cerro Collini
Auf dem Rückweg, mit leichtem Anstieg nach Nordosten, erreichen Besucherinnen und Besucher den Bereich Paya Amaya – zwei vorinkaische Friedhöfe auf einem der höchsten Punkte von Collini. Die Relikte dieser Gräber erinnern an die lange Besiedlungsgeschichte des Gebiets.
Auf der Spitze des höchsten Hügels von Collini befindet sich zudem ein rundes Adoratorium für Opfergaben an die Pachamama. Hier feiert die Gemeinschaft jedes Jahr am 21. Juni:
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- Rituale zum Andinen Neujahr,
- den Jacha Taki Inca,
- und Zeremonien zur dualen Andenphilosophie von Gleichgewicht und „Buen Vivir“.
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Der gesamte Ort – Steinwald, Felsformationen, Friedhöfe und Adoratorium – wird als magischer Raum verstanden, in dem die Essenz des andinen Menschen im Einklang mit seinem natürlichen Lebensraum sichtbar wird.
Flora, Fauna und Andenpanorama
Der Bosque de Piedras Qaqinkurani Qullu liegt in einer weiten Hochlandlandschaft, die von weichen Hügeln, Felsrücken und weiten Sichtachsen geprägt ist. In der Umgebung ragt der Apu Tacuyo auf – ein heiliger Berg, der den Horizont dominiert und als Schutzberg gilt.
Tierwelt im Steinwald
Während der Wanderung durch den Steinwald besteht gute Chance, typische Hochlandtiere zu sehen, darunter:
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- Andenfüchse,
- Zorrillos (Stinktiere),
- Vizcachas, die häufig zwischen den Felsen unterwegs sind.
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Hinzu kommen Nutztiere wie Schafe und Lamas, die permanent in der Umgebung weiden und das Bild des ländlichen Altiplano prägen.
Landschaftsbeobachtung
Von verschiedenen Punkten des Rundwegs eröffnen sich weite Blicke über:
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- die andine Hochebene,
- die Felsformationen in all ihrer Vielfalt,
- die umliegenden Berge mit dem Apu Tacuyo in der Nähe.
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Die Kombination aus Fels, Himmel und Weideflächen macht Qaqinkurani Qullu zu einem idealen Ort für Landschaftsfotografie, Naturbeobachtung und ruhige Wanderungen.
Wandern, Fotografie und Forschung
Der Bosque de Piedras eignet sich besonders für Reisende, die ruhige, naturnahe Aktivitäten suchen. Der Weg von der Kapelle bis zum Steinwald und durch die Formationen ist eine ideale Trekkingroute mittlerer Schwierigkeit.
Empfohlene Aktivitäten
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- Caminata/Trekking: Wanderung vom Dorf bis in den Steinwald und zwischen den Felsformationen.
- Fotografie & Film: Felsformen, Panoramen, Tiere und kulturelle Elemente bieten vielfältige Motive.
- Studien & Forschung: Der Ort ist interessant für archäologische, ethnografische und geologische Untersuchungen.
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Anreise zum Bosque de Piedras Qaqinkurani Qullu
Die Anreise erfolgt in mehreren Etappen von der Stadt Puno aus über Ácora bis zur Kapelle der Gemeinschaft Collini. Von dort führt ein Fußweg in den Steinwald.
Etappen der Anreise
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- Puno – Ácora
Terminal Banchero Rosi (Puno) – Paradero de Ácora
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi (Kleinbus)
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 34 km / etwa 40 Minuten - Ácora – Abzweig Collini
Paradero Ácora – Desvío zur Comunidad Campesina de Collini
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Taxi oder lokaler Transport
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 15 km / etwa 20 Minuten - Abzweig – Kapelle von Collini
Desvío C.C. Collini – Kapelle der Comunidad Collini
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Taxi
Straßenart: befestigte/affirmierte Straße
Distanz/Zeit: ca. 3 km / etwa 5 Minuten - Kapelle – Bosque de Piedras Qaqinkurani Qullu
Kapelle – Steinwald Qaqinkurani Qullu
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: zu Fuß
Weg: Saumpfad (Camino de Herradura)
Distanz/Zeit: ca. 2,5 km / etwa 1 Stunde
- Puno – Ácora
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Beste Reisezeit und praktische Hinweise
Der Bosque de Piedras Qaqinkurani Qullu kann grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden. Aufgrund des Hochlandklimas sind gute Planung und passende Ausrüstung wichtig.
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- Besuchszeitraum: ganzjährig (Todo el Año).
- Empfohlene Tageszeit: 07:00 Uhr bis 15:30 Uhr, um den Rückweg bei Tageslicht anzutreten.
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Empfehlungen für Besucher:
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- warme Kleidung im Zwiebelsystem und winddichte Jacke,
- stabile Wander- oder Trekkingschuhe,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnencreme),
- ausreichend Trinkwasser und Snack,
- Respekt gegenüber heiligen Orten, Steinformationen und lokalen Bräuchen.
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Wer diesen Steinwald in Ruhe durchwandert, erlebt ein lebendiges Freiluftheiligtum der Anden: Felswesen, die von Landwirtschaft, Fruchtbarkeit, Dualität und dem Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur erzählen – ein kondensiertes Bild der andinen Welt im Herzen von Collini.

