
Bosque de Puyas de Bellavista: Der Riesenkerzenwald der Anden
Lage im Hochland von Puno und landschaftlicher Rahmen
Der Bosque de Puyas de Bellavista liegt in der Gemeinschaft Santiago de Bellavista in der Provinz San Antonio de Putina (Region Puno), im Herzen der Ökoregion Puna. Auf etwa 4.030 m ü. M. breitet sich ein beeindruckender Bestand der legendären Puya de Raimondi über rund 150 Hektar Hochland aus – ein mosaikartiger „Wald“ aus meterhohen Pflanzen, der die Hänge der Anden wie mit gewaltigen Kerzen bestreut wirken lässt.
Die Puyas ziehen sich von den unteren bis zu den höheren Hanglagen der umliegenden Berge und formen gemeinsam mit den weiten Grasflächen, Felsen und Bachläufen ein spektakuläres Andenpanorama. Das feuchte Hochlandklima, kleine Rinnsale und nährstoffreiche Böden schaffen ideale Bedingungen für dieses außergewöhnliche Ökosystem.
Die Puya de Raimondi – Panti Qayara der Anden
Die Hauptdarstellerin des Gebietes ist die Puya de Raimondi, von den lokalen Bewohnern liebevoll Panti Qayara genannt. Diese Bromelienart gehört zu den eindrucksvollsten Pflanzen der Hochanden:
- Höhe von 10 bis 14 Metern,
- ein vollständiger Lebenszyklus von bis zu 100 Jahren,
- am Ende des Lebens bildet sie eine gewaltige Blütenrispe mit mehr als 6.000 Einzelblüten,
- die Blüten schimmern in verschiedenen Farben und verleihen der Pflanze eine exotische Eleganz.
Die Puya de Raimondi ist monokarp: Sie blüht nur ein einziges Mal in ihrem Leben. In dieser letzten, spektakulären Phase produziert sie eine enorme Menge an Samen und stirbt danach ab. Es heißt, dass sich die Pflanze am Ende praktisch „selbst verzehrt“ – der natürliche Zerfall des mächtigen Blütenstandes nährt den Boden, während die Samen für die nächste Generation sorgen.

Ökosystem: Flora, Fauna und endemische Arten
Der Bosque de Puyas de Bellavista ist weit mehr als nur eine Ansammlung riesiger Pflanzen. Das Gebiet bildet ein komplexes Hochlandökosystem, in dem sich zahlreiche endemische Arten miteinander vernetzen.
Flora der Puna und begleitende Vegetation
Zwischen den Puyas wachsen:
- typische Andengräser der Puna,
- Tola-Sträucher und Yaretales (Polsterpflanzen),
- Reliktwälder aus Polylepis, den legendären Queñua-Bäumen, die in großer Höhe überleben,
- weitere Bromelienarten und alpine Kräuter.
Wenn die Puya de Raimondi blüht, verwandelt sich das Landschaftsbild: Die gewaltigen Blütenstände werden zu leuchtenden Türmen, die über dem Meer aus Gras und Sträuchern aufragen – ein seltenes Naturschauspiel, das nur wenige Male im Jahrhundert am gleichen Ort zu sehen ist.
Bestäuber, Vögel und Säugetiere
Die gigantische Blütenähre der Puya ist ein Magnet für Leben. Ihre tausenden Blüten ziehen eine Vielzahl von Insekten und Vögeln an:
- Picaflores und Kolibris, die mit schwirrenden Flügeln den Nektar aufsuchen,
- andeanische Hummeln und andere bestäubende Insekten wie Ameisen und Wespen,
- weitere kleine Hochlandvögel, die sich von Nektar, Samen oder Insekten ernähren.
In der weiteren Umgebung nutzen zahlreiche Säugetiere die feuchten Böden und Wasserläufe:
- Vicuñas,
- Alpakas und Lamas,
- Guanacos und Schafe,
- Vizcachas,
- der Andenfuchs und andere kleine Beutegreifer,
- sowie Amphibien, Reptilien wie Lagartos und Andenschlangen.
Damit ist der Bosque de Puyas ein zentraler Baustein der Nahrungskette in der Puna – ein Lebensraum mit hohem ästhetischem, ökologischem und wissenschaftlichem Wert.
Kultur, Feste und der Bezug zu den Thermalquellen
Die Provinz San Antonio de Putina ist in der Region Puno nicht nur für ihre Natur, sondern auch für ihre heißen Quellen und lebendigen Traditionen bekannt. Viele Reisende verbinden einen Besuch des Bosque de Puyas mit den berühmten Thermalbädern von Putina, die als heilsam und wohltuend gelten.
In Bellavista selbst wird die Puya de Raimondi auch kulturell gefeiert. Während des „Festival de danzas Puyas de Raymondi“ auf der großen Festwiese des Zentrums von Bellavista treffen sich:
- Tanzgruppen mit traditionellen und zeitgenössischen Choreografien,
- Musiker und Künstler,
- Köchinnen und Köche, die typische Gerichte und Getränke anbieten,
- Handwerker, die ihre Produkte im Rahmen von Ferias präsentieren.
Zudem werden im Jahreslauf rituelle Feiern nach dem andinen Kalender abgehalten – mit Dankesritualen an Pachamama, kleinen Opfergaben und symbolischen Handlungen, in denen die Puya als heilige Pflanze der Berge eine besondere Rolle spielt.
Naturerlebnis: Wandern, Camping und Beobachtung
Der Bosque de Puyas de Bellavista bietet hervorragende Möglichkeiten für sanften Natur- und Abenteuertourismus:
- Wandern/Trekking: Wanderungen zwischen den Puyas, über sanfte Hänge und zu Aussichtspunkten mit weiter Sicht auf die Andenlandschaft.
- Beobachtung von Flora und Fauna: stille Beobachtung der Pflanzen, Vögel und Weidetiere – insbesondere in den Morgen- und Abendstunden besonders eindrucksvoll.
- Fotografie und Filmaufnahmen: die silbrig- grünen Blätter der Puyas, ihr massiver Blütenstand und das Hochlandlicht machen die Gegend zu einem Traumziel für Naturfotografie.
- Camping: Mit entsprechender Ausrüstung kann im Umfeld des Bosques übernachtet werden (lokale Vorgaben und Respekt gegenüber der Gemeinschaft beachten).

Anreise zum Bosque de Puyas de Bellavista ab Puno
Die Anreise erfolgt von Puno über Juliaca nach San Antonio de Putina und von dort weiter zur Comunidad Santiago de Bellavista.
Etappen der Anreise
- Puno – Juliaca
Terminal Terrestre Interprovincial Puno – Mercado Túpac Amaru, Stadt Juliaca
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi (Minibus)
Straße: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 45 km / etwa 1 Stunde - Juliaca – Terminal San Francisco (Juliaca)
Mercado Túpac Amaru – Terminal Terrestre Interprovincial San Francisco
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: Mototaxi
Straße: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 1,5 km / etwa 10 Minuten - Juliaca – San Antonio de Putina
Terminal San Francisco – Paradero der Combis (Av. 2 de Setiembre), Stadt Putina
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi
Straße: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 90 km / etwa 1 Stunde 40 Minuten - Putina – Santiago de Bellavista
Paradero der Combis (Av. 2 de Setiembre) – Explanada der Comunidad Campesina Santiago de Bellavista
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: Taxi
Straße: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 5 km / etwa 15 Minuten - Gemeinschaft Bellavista – Bosque de Puyas
Explanada der Comunidad – Haupteingang zum Bosque de Puyas de Bellavista
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: zu Fuß
Weg: befestigte Piste / Trocha carrozable
Distanz/Zeit: ca. 500 m / etwa 10 Minuten
Beste Reisezeit und Hinweise für Besucher
Der Bosque de Puyas de Bellavista kann ganzjährig besucht werden. Die Höhenlage erfordert jedoch eine gute Vorbereitung.
- Besuchszeitraum: Todo el Año.
- Empfohlene Besuchszeiten: 07:00 Uhr bis 16:30 Uhr – so bleibt ausreichend Tageslicht für Hin- und Rückweg.
Empfohlene Ausrüstung:
- wärmende Kleidung im Zwiebelsystem (Morgen und Abend sind kühl),
- wind- und regendichte Jacke,
- stabile Wander- oder Trekkingschuhe,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnenschutzcreme),
- genügend Trinkwasser und Snacks.
Wichtig ist ein respektvoller Umgang mit der Natur: keine Puyas beschädigen, keine Blütenstände oder Samenstände mitnehmen und Abfälle immer wieder mitnehmen. Wer hier wandert, bewegt sich in einem empfindlichen Hochlandökosystem, das zugleich heiliger Ort, Forschungsobjekt und Naturwunder ist.
Ein Besuch im Bosque de Puyas de Bellavista verbindet die Faszination einer seltenen Riesenpflanze mit dem weiten Himmel der Puna, der Tierwelt des Hochlands und dem kulturellen Reichtum von San Antonio de Putina – ein eindrucksvolles Naturerlebnis im Norden des Titicacasees.

