
Cerro Asiru Phatjata: Schlangenberg und Sonnenfestung über dem Titicacasee
Lage und Form des Cerro Asiru Phatjata
Der Cerro Asiru Phatjata ist eine monumentale Naturformation aus Fels und Erde, die in der Silhouette einer gigantischen, in zwei Teile gespaltenen Schlange erscheint, die sich in einem langen Zickzack über mehrere Kilometer durch die Landschaft windet. Die „Schlange“ wird von den beiden Hügeln Qherata und Wich’inqhala gebildet.
Die geologische Struktur beginnt auf der Rückseite des Cerro Wich’inqhala, wird von der Panamericana Sur unterbrochen und setzt sich am Cerro Qherata fort, der einen großen Teil des Schlangenkörpers und den „Kopf“ symbolisiert, bis sie schließlich am Ufer des Titicacasees endet. Die Region gehört zum Gebiet von Yunguyo im Süden der Region Puno und bietet eindrucksvolle Blicke auf den See und das Altiplano.
Mythologie und Legenden der Steinschlange
Rund um den Cerro Asiru Phatjata ranken sich zahlreiche Legenden, die den Berg tief in der andinen Vorstellungswelt verankern. Die Schlangenform wird nicht nur als geologische Besonderheit gesehen, sondern als versteinertes Wesen mit eigener Geschichte.
Sagen vom geteilten Schlangenkopf
Verschiedene Versionen erzählen, wie der Kopf der Schlange gespalten wurde:
- Eine Legende berichtet, die Virgen de Copacabana habe der Schlange mit einem Schwert den Kopf abgeschlagen.
- Eine andere Überlieferung schreibt die Tat einem Inka zu, der den Kopf mit einer goldenen Axt trennte.
- Wieder andere erzählen, der Sonnengott selbst habe einen riesigen Felsbrocken losgelöst, um damit den Kopf zu zerschmettern – damit die Schlange nicht das Wasser des Titicacasees aussaugt.
Diese Legenden verbinden Naturform und Kosmologie: Die Schlange verkörpert eine mächtige Kraft, deren Zähmung unerlässlich ist, um das lebenswichtige Wasser des Sees zu bewahren – ein zentrales Thema im Weltbild der Anden.

Cerro Qherata: Eukalyptuswald, Chullpa und alte Terrassen
Der Cerro Qherata bildet einen großen Teil des „Schlangenkörpers“. Seine Flanken sind mit einem Eukalyptuswald bedeckt, dazwischen ragen Felsblöcke hervor, die als Segment des Schlangenkörpers interpretiert werden.
Auf der Kuppe des Qherata befindet sich eine quadratische Chullpa, eine vorindigene, funeräre Struktur. An beiden Seiten des Hügels erstrecken sich alte Terrassenfelder, auf denen Fragmente von Keramik der Kulturen Tiawanaku und Lupaka entdeckt wurden – stille Zeugnisse früher Besiedlungs- und Ritualgeschichte am Titicacasee.
Cerro Wich’inqhala: Kegelförmiger Gipfel und Festung Wich’inqhala Pukara
Der Cerro Wich’inqhala ist ein hoher, kegelförmiger Berg, dessen Hänge voller Felsen und steiler Abbrüche sind. Auf seiner Spitze thront die Festung Wich’inqhala Pukara, eine beeindruckende archäologische Anlage mit Mauern aus großen Steinen, die den Gipfel ringförmig umschließen.
Tempel des Sonnengottes
Im Inneren der Festung erkennt man die Überreste eines Tempels mit quadratischem Grundriss. Er besitzt zwei Giebel, aber keine Fenster. Der Türsturz wird von zwei länglichen Steinplatten gebildet, die bewusst in Richtung der Isla del Sol ausgerichtet sind – ein klarer Hinweis auf die Verbindung zur Sonne und zu den Heiligtümern des Titicacasees.
In einem kreisförmigen Hof wurden früher rituelle Zeremonien zu Ehren der Pachamama, der Mutter Erde, abgehalten. Die Bewohner kennen diesen Ort als Templo del Sol, den Sonnentempel – ein heiliger Raum, in dem Natur, Himmel und Mensch in ein Ritualgefüge treten.
Flora und Fauna am Cerro Asiru Phatjata
Die Zonen um Qherata und Wich’inqhala beherbergen eine typische, aber bemerkenswert vielfältige Hochlandflora und -fauna. Zwischen Felswänden, Hängen und Weiden finden Tiere und Pflanzen der Puna ideale Lebensräume.
Tierwelt: Von Vicuñas bis Greifvögeln
Mit ein wenig Geduld können Besucher eine artenreiche Tierwelt beobachten:
- Vicuñas, die feinsten Wolllieferanten der Anden,
- Andenfüchse und Zorrinos (Stinktiere),
- Hirsche,
- Perdiz und Wachteln (Codorniz),
- verschiedene Greifvögel,
- Vizcachas, die in Felsritzen leben,
- wilde Meerschweinchen und weitere Kleintiere.
Pflanzenwelt: Aromatische Kräuter und Hochlandgehölze
Die Vegetation zeigt ein reiches Spektrum andiner Arten, darunter:
- Kiswara und andere Hochlandsträucher,
- aromatische Kräuter wie Patacoa, Chinchircoma, Muña und Salbei,
- Ceticios,
- Eukalypten und Pinos hongueros (Kiefern),
- Kollis, Queñuas, Kelas, Thola,
- Sankayo, verschiedene Dornensträucher,
- Paja brava, Ichu, Siki und weitere Gräser.
Viele dieser Pflanzen werden traditionell als Heilkräuter, für Räucherungen oder als Brennmaterial eingesetzt und sind tief im Alltags- und Ritualleben der Bevölkerung verankert.
Aussicht und Landschaftspanorama
Vom Cerro Asiru Phatjata aus öffnet sich ein außergewöhnliches Andenpanorama. Je nach Standpunkt lassen sich folgende Landschaftselemente überblicken:
- der Lago Titicaca mit seinen glitzernden Wasserflächen,
- die Isla del Sol, heilige Insel der Inka,
- der Lago Wiñaymarca (Kleiner See),
- die Stadt Yunguyo,
- der majestätische Cerro Apu Khapia am Horizont,
- weitere Hügel, Täler und Felder der Umgebung.
Das Zusammenspiel aus Felsen, See, Himmel und Hochlanddörfern macht den Cerro Asiru Phatjata zu einem idealen Ort für Landschaftsbeobachtung, Fotografie und Filmaufnahmen.
Kultur, Feste und Kulinarik in Acari
Der Cerro Asiru Phatjata steht in enger Verbindung mit der Comunidad Campesina Acari. Das Jahr ist reich an Festen und kulturellen Ereignissen, die den Berg, die Gemeinde und den See miteinander verbinden.
Wichtige Feste und Anlässe
- Patronatsfest am 10. Mai – religiöse Feier mit Musik, Tänzen und Prozessionen.
- Karneval im Februar – farbenfrohe Tänze, Musik und Bräuche des Altiplano.
- Jahrestag des Centro Poblado Acari am 23. August – Gemeindefeier mit kulturellem Rahmenprogramm.
- Waynacusisiwi am 23. September – Jugend- und Kulturfest.
Kulinarische Traditionen
Am 23. September findet zudem eine Feria de platos típicos statt, eine gastronomische Messe mit traditionellen Speisen, Getränken und Produkten. Besucher können hier die Vielfalt der lokalen Küche entdecken und gleichzeitig die Gemeinschaft direkt unterstützen.
Aktivitäten für Reisende: Trekking, Natur und Kultur
Der Cerro Asiru Phatjata ist ein ideales Ziel für Reisende, die Natur, Bewegung und Kultur kombinieren möchten.
- Caminata/Trekking: Wanderungen über Pfade hinauf zu den Aussichtspunkten, entlang der Felsformationen und zur Festung Wich’inqhala Pukara.
- Fotografie & Film: Aufnahmen des Titicacasees, der Schlangenform des Berges, der Festungsruinen und der umliegenden Landschaft.
- Studien & Forschung: archäologische und kulturelle Untersuchungen der Festung, Chullpas und Keramikfragmente.
- Naturbeobachtung: Beobachtung der reichhaltigen Flora und Fauna des Hochlands.

Anreise zum Cerro Asiru Phatjata
Die Anreise erfolgt von Puno über Yunguyo und Acari bis zu den Hängen des Cerro Qherata. Die Route kombiniert öffentliche Verkehrsmittel, Taxi und einen kurzen Fußweg.
Etappen im Überblick
- Puno – Yunguyo
Terminal Zonal Puno – Terminal Terrestre Yunguyo
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 136 km / etwa 2 Stunden - Yunguyo – Paradero de Taxi Cuturapi
Terminal Terrestre Yunguyo – Taxi-Haltestelle Cuturapi
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Mototaxi
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 0,5 km / etwa 5 Minuten - Cuturapi – Desvío Acari
Paradero Taxi Cuturapi – Abzweig nach Acari
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Taxi
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 5 km / etwa 15 Minuten - Desvío Acari – Kapelle von Acari
Abzweig – Capilla Acari
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Taxi
Straßenart: einfache Fahrspur (Trocha carrozable)
Distanz/Zeit: ca. 1,5 km / etwa 10 Minuten - Kapelle von Acari – Calvario Cerro Qherata
Capilla Acari – Kalvarienberg am Cerro Qherata
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: zu Fuß
Weg: Bergpfad (Sendero)
Distanz/Zeit: ca. 920 m / etwa 1 Stunde
Von dort aus lassen sich die verschiedenen Zonen des Cerro Asiru Phatjata erkunden – je nach Kondition und Interesse begleitet von lokalen Führern.
Beste Reisezeit und praktische Hinweise
Der Cerro Asiru Phatjata kann grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden, doch das Hochlandklima verlangt nach einer sorgfältigen Vorbereitung und geeigneter Ausrüstung.
- Besuchszeitraum: ganzjährig (Todo el Año).
- Empfohlene Tageszeit: 05:00 Uhr bis 16:00 Uhr, vorzugsweise am Vormittag.
- In der Regenzeit: geeignete Regenkleidung, gute Schuhe und zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen einplanen.
Empfehlungen:
- warme Kleidung im Zwiebelsystem und winddichte Jacke,
- stabile Wander- oder Trekkingschuhe,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnenschutzmittel),
- ausreichend Wasser und Snacks,
- Respekt gegenüber heiligen Orten, Ritualplätzen und Gemeinschaften.
Wer den Cerro Asiru Phatjata besucht, erlebt eine Landschaft, in der Fels, Legende, Festung und See zu einem Gesamtbild verschmelzen – eine steinerne Schlange, die von der tiefen Verbindung zwischen Mensch, Mythos und Titicacasee erzählt.

