
Farallones Pétreos de Ayrumas Carumas: Steinwächter des Altiplano
Lage, Ausdehnung und Klima der Felsvorsprünge von Ayrumas Carumas
Die Farallones Pétreos de Ayrumas Carumas bilden ein beeindruckendes Ensemble natürlicher Felsformationen im Hochland der Region Puno. Sie erstrecken sich über mehr als 7 Hektar rund um die Centros Poblados Ayrumas Carumas und Sacuyo sowie die Parzialität Imata. Die Felswände ragen zwischen 80 und bis zu 300 Metern in die Höhe und dominieren die offene Hochebene des Altiplano.
Die Felslandschaft liegt in der natürlichen Region Suni und ist geprägt von einem kühl-gemäßigten Hochlandklima mit klarer Jahreszeitenabfolge:
- Temperatur am Tag: bis zu etwa 17 °C,
- Temperatur in der Nacht: häufig um 0 °C, teilweise darunter,
- Regenzeit: November bis März,
- Trockenzeit: April bis Oktober,
- Trockenste Monate mit Frost: vor allem Juni bis August.
Das Zusammenspiel aus klarer Luft, intensivem Licht und den monumentalen Felswänden macht die Farallones zu einem eindrucksvollen Schauplatz der andinen Hochlandlandschaft.
Geologie und Landschaftsbild: Türme, Bögen und Felskathedralen
Die Farallones Pétreos sind gewaltige Felsvorsprünge, die steil und oft nahezu senkrecht aus der Altiplano-Ebene emporragen. Sie wurden über Jahrtausende hinweg durch Erosion, Wind, Regen und Temperaturwechsel modelliert und bilden heute eine Art „Steinwald“ aus Türmen und Klippen.
Entstehung und Formenreichtum
Die Felsformationen zeigen an vielen Stellen tiefe Risse und Spalten, die sich im Lauf der Zeit vergrößert haben. Daraus sind:
- kleine und größere Höhlen,
- natürliche Felsbögen,
- steile, schlanke Felsnadeln und Türme
entstanden, die an die Ruinen einer steinernen Stadt erinnern. Die Farallones erheben sich wie natürliche Bastionen aus der Hochebene – ein idealer Ort für Fotografie, Geologieinteressierte und Liebhaber spektakulärer Landschaften.

Cueva del Deseo (K’uñuna) und natürliche Miradores
Auf einer der Kuppen der Farallones führt ein schmaler, tunnelartiger Durchgang durch den Fels: die Cueva del Deseo, in Aymara K’uñuna genannt. Wer diesen kleinen Tunnel passiert, gelangt zu einem imposanten natürlichen Aussichtspunkt.
Von hier aus öffnet sich ein weites Panorama:
- über die gesamte Ausdehnung der Farallones Pétreos,
- auf die verstreut liegenden Häuser der Gemeinschaft,
- auf Weideflächen mit Lamas, Alpakas, Schafen und Rindern,
- und auf Flussläufe, die sich durch die Ebenen schlängeln.
Die Felsformation Qawrani Tiyi, Teil dieses Systems, wird aufgrund ihrer Höhe und Präsenz als heiliger Ort betrachtet und ist eng mit der spirituellen Tradition der Region verbunden.
Historische Routen: Jäger, Karawanen und heilige Höhen
Die Farallones Pétreos dienten bereits den ersten Jägergruppen der Region als natürlicher Zufluchtsort. Später wurden sie zu einem wichtigen Etappenpunkt auf alten Karawanenrouten: Händler zogen mit ihren llamas cargueras vom Altiplano von Puno zu den Tälern der Küstenregionen von Tacna und Moquegua, zu den Minen von Potosí in Bolivien und in andere Randzonen des Andenraums.
Zwischen den Felsen fanden Karawanen Schutz vor Wind und Wetter; die Höhlen und Vorsprünge dienten als Lagerplatz für Menschen, Tiere und Waren. Auch der Aufstieg zur „Ceja“ von Qawrani Tiyi – einem weiteren heiligen Felsbereich – ist Teil dieser historischen Routen, die Landschaft, Wirtschaft und Spiritualität seit Jahrhunderten miteinander verbinden.
Flora und Fauna: Hochandine Biodiversität
Ein Besuch der Farallones Pétreos de Ayrumas Carumas bietet auch die Möglichkeit, die typische Flora und Fauna der hochandinen Puna kennenzulernen. Das Gebiet ist reich an Vogelarten, Säugetieren und einer bemerkenswerten Vielfalt an Wildpflanzen.
Vogel- und Tierwelt
Zwischen Felswänden, Ebenen und Flussläufen siedeln zahlreiche Tierarten. Zu den auffälligsten zählen:
- Wallatas – Andenschwäne, die ihre Nester auf Felsvorsprüngen und nahe den Gewässern anlegen,
- Gavilanes (Alqamaris) – Greifvögel, die über den Felsklippen kreisen,
- Bandurrias andinas (Qaqinkuras),
- Gorrión andino – der Andensperling,
- Vizcachas – Nagetiere, die an Kaninchen erinnern und zwischen Felsen leben,
- Andenfüchse (Zorro andino / Tiwula).
Hinzu kommen domestizierte Tiere wie Lamas und Alpakas, die in großen Herden die Hänge beweiden und ein typisches Bild der Region prägen.

Aromatische und medizinische Pflanzen
Die Fels- und Hügellandschaft ist reich an hochandiner Vegetation, darunter zahlreiche aromatische und medizinische Pflanzen, die in der traditionellen Heilkunde geschätzt werden:
- Salbei (Salvia),
- Chijichipa – wilder Huacatay,
- Ajan ajana – eine purgierende Heilpflanze,
- Muña oder Waych’a – aromatische Pflanze gegen Kälte und Höhenbeschwerden,
- weitere Wildkräuter der Suni-Zone.
Die Pflanzen werden von den Aymara-Familien als Heilmittel, für rituelle Zwecke und im Alltag genutzt und sind Teil des immateriellen Kulturerbes der Region.
Aymara-Gemeinschaften und Landwirtschaft im Hochland
Die Farallones Pétreos de Ayrumas Carumas sind zugleich Lebensraum für Aymara-Familien, die in enger Verbindung mit der Hochlandumgebung leben. Ihre Wirtschaft basiert auf:
- Kamelidenzucht: Lamas der Typen Chaku und Kara, sowie Alpakas verschiedener Rassen,
- Schaf- und Rinderhaltung (ovino und vacuno criollo),
- Landwirtschaft: Anbau von einheimischen Kartoffelsorten in großer Vielfalt,
- Cañihua in tiefer gelegenen Zonen,
- Futterpflanzen: kultivierte Weiden sowie Hafer und Gerste als Forrage.
Die Aymara-Familien sind zentrale Akteure in der Entwicklung des Gemeinschaftstourismus. Lokale Führungspersonen gründeten die Red de Asociación Rural Comunitaria de Ayrumas Carumas – Ácora Puno, der derzeit 19 Mitglieder angehören. Sie verbinden Landschaftsschutz, kulturelles Erbe und nachhaltige Einkommensmöglichkeiten.

Gemeinschaftstourismus, Festivals und Rituale
Seit 2021 werden gezielt Initiativen zum Turismo Comunitario gefördert, die Traditionen, Alltagsaktivitäten und Naturerlebnis miteinander verbinden. Die Farallones Pétreos sind zum Schauplatz für Veranstaltungen, Feste und rituelle Praktiken geworden, die Besucherinnen und Besucher mit der Aymara-Kultur in Kontakt bringen.
Festivals und Veranstaltungen
- Festival Ecoturístico en Semana Santa: Ein Ökotourismus-Festival an Ostern mit:
- Abenteueraktivitäten wie Rápel (Abseilen an Felswänden),
- „Juegos de antaño“ – traditionelle Spiele,
- Palamiris: Wettbewerb im Werfen von Steinscheiben,
- Q’urawasiris: Wettkämpfe im Umgang mit der Steinschleuder,
- Ausstellung und Verkauf von Kunsthandwerk,
- typischen Gerichten, vor allem auf Basis von Lamafleisch.
- Festival de Uywa Chuwa de Ayrumas Carumas: Ein Fest im Dezember, das rituelle und kulturelle Bräuche rund um die Lama-Haltung feiert.
Mystischer Tourismus und „Uywa Ch’uwa“
Der mystische Tourismus ist eng mit der Präsenz andiner Weiser (sabios andinos) verbunden, die Zeremonien für Lamas und lokale Gottheiten durchführen. Dazu gehören:
- rituelle Opfergaben und Segnungen der Tiere,
- Zeremonien für die Schutzgeister der Berge und der Region,
- Musik und rituelle Tänze zur Ehre der Lamas, zusammengefasst in der Tradition Uywa Ch’uwa.
Besucher erleben Tanz, Musik, Ritual und Alltag in einem stimmigen Gesamterlebnis – eine Begegnung mit der andinen Kosmovision und den lebendigen Traditionen der Tierhaltung.

Erlebnisse und Aktivitäten für Reisende
- Caminata/Trekking: Wanderungen durch die Felslandschaft, zu Aussichtspunkten und heiligen Orten.
- Montañismo: einfache Formen des Bergsteigens an ausgewiesenen Bereichen der Farallones.
- Llama Trek: Wanderungen mit Lastllamas („llama trek“), bei denen die Tiere Gepäck tragen und das traditionelle Karawanenleben erfahrbar machen.
- Kulinarische Erlebnisse: Degustation und Zubereitung typischer Speisen und Getränke, insbesondere während der Festivals.
- Kulturelle Vorführungen: Tänze, Musik, rituelle Darbietungen wie Uywa Ch’uwa, Handwerks- und Kunstpräsentationen.
- Kauf von Kunsthandwerk: lokale Textilien, Handarbeiten und Produkte als direkte Unterstützung der Familien.
- Fotografie & Forschung: die Felslandschaft eignet sich für Dokumentation, Studien und künstlerische Projekte.
Touristische Verknüpfungen: Ein Stein-Zeit-Reisekorridor
Die Farallones Pétreos de Ayrumas Carumas sind Teil eines größeren touristischen Kreislaufs im Süden von Puno. Dazu gehören unter anderem:
- Asiento Minero de San Luis de Alba – historisches Bergbauzentrum,
- Chullpas de Mallkuamaya – Begräbnistürme,
- Archäologischer Komplex Cutimbo,
- Steinwald von Sacuyo (Bosque de Piedras de Sacuyo),
- Cañón de Sacuyo,
- Qawrani Tiyi von Ayrumas Carumas.
Diese Orte fügen sich zu einem kulturell-natürlichen Reisebogen zusammen, der den klassischen Zielraum Puno – Titicacasee um ein spektakuläres Hochland-Innenland erweitert.

Anreise zu den Farallones Pétreos de Ayrumas Carumas
Die Anreise erfolgt von Puno aus über die Straße nach Moquegua bis zum Abzweig nach Ayrumas Carumas. Die Route kombiniert eine asphaltierte Landstraße mit einem unbefestigten Abschnitt und einem kurzen Fußweg.
Etappen der Anreise
- Puno – Desvío a Viluyo (Straße nach Moquegua)
Abfahrt: Paradero der Kombis zum Centro Poblado Ayrumas Carumas (Jr. Banchero Rossi / Jr. La Oroya)
Ankunft: Abzweig nach Viluyo an der Carretera a Moquegua
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Privatfahrzeug oder Taxi
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 26 km / etwa 30 Minuten - Desvío a Viluyo – Centro Poblado Ayrumas Carumas
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi (Kleinbus)
Straßenart: befestigte/affirmierte Straße
Distanz/Zeit: ca. 46 km / etwa 1 Stunde - Ayrumas Carumas – Zugang zu den Farallones
Centro Poblado – Hauptzugang zu den Felswänden
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: zu Fuß
Weg: schmaler Reit- und Fußweg (Camino de Herradura)
Distanz/Zeit: ca. 900 m / etwa 1 Stunde (inkl. Höhenunterschied und Fotostopps)
Beste Reisezeit und praktische Hinweise
Die Farallones Pétreos de Ayrumas Carumas können ganzjährig besucht werden. Aufgrund des Hochlandklimas und der Höhenlage sollten Besucher jedoch die klimatischen Bedingungen beachten.
- Besuchszeitraum: ganzjährig (Todo el Año).
- Empfohlene Tageszeit: 07:00 Uhr bis 17:00 Uhr.
- Klimabedingungen: starke Sonneneinstrahlung am Tag, kühle bis kalte Nächte; mögliche Regenfälle in der Regenzeit, Frost in der Trockenzeit.
Empfohlene Ausrüstung und Hinweise:
- warme Kleidung im Zwiebelsystem und winddichte Jacke,
- stabile Wander- oder Trekkingschuhe,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnencreme),
- ausreichend Trinkwasser und Snacks,
- Kamera und ggf. Fernglas für Landschafts- und Tierbeobachtung.
Mit Respekt für die Gemeinschaft, die heiligen Orte und die empfindliche Hochlandnatur eröffnet sich in den Farallones Pétreos de Ayrumas Carumas eine eindrucksvolle Welt aus Stein, Himmel und lebendiger Aymara-Kultur.

