
Felsvorsprünge von Tambillo – Felsgiganten am Apu Khapia
Überblick: Magische Felswände im Schatten des Apu Khapia
Die Felsvorsprünge von Tambillo erheben sich an einem der Flanken des legendären Apu Khapia, nahe der geheimnisvollen Lagune von Huarahuarani, im Distrikt Pomata, Region Puno. Auf beeindruckenden 4781 m ü. M. gelegen, bilden sie eine Landschaft aus schroffen Felswänden, tief eingeschnittenen Schluchten und steilen Hängen, die wie ein natürlicher Felsdom über dem Altiplano thront.
Der Ort wird von Pilgerinnen und Pilgern aufgesucht, die magisch-religiöse Rituale zu Ehren der Pachamama (Mutter Erde) vollziehen, ebenso wie von Besucherinnen und Besuchern, die an kulturellen Ereignissen wie dem jährlichen Festival der traditionellen Tänze des Distrikts Pomata teilnehmen. Geprägt von vulkanischer Aktivität, glazialer und äolischer Erosion, zeigt Tambillo ein dramatisches Hochlandpanorama, in dem Geologie, Mythologie und lebendige Andenkultur eng ineinandergreifen.
Lage und Zugang
Die Farallones Pétreos de Tambillo befinden sich in der Naturlandschaftszone Suni, einer kühlen und trockenen Höhenstufe oberhalb des Titicacasees. Sie liegen am Hang des Apu Khapia, in der Nähe der Laguna de Huarahuarani, etwa eine Fahrstunde von Pomata entfernt.
Der Zugang erfolgt über die Panamericana Sur und anschließend über lokale Wege in Richtung der bäuerlichen Gemeinschaft von Tambillo und der umliegenden Schluchten.
Anreise von Puno
- Puno – Comunidad Campesina de Tambillo
Route: Terminal Zonal de Puno – Tambillo (Panamericana Sur)
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßentyp: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 119 km / etwa 2 Stunden - Tambillo – Schluchten von Parco Quilca Tambillo und Farallones Pétreos
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: privates Fahrzeug oder Geländewagen
Straßentyp: befestigter Fahrweg (afirmado)
Distanz/Zeit: ca. 11 km / rund 20 Minuten
Anreise von Desaguadero
- Desaguadero – Comunidad Campesina de Tambillo
Route: Terminal Terrestre de Desaguadero – Tambillo (Panamericana Sur)
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßentyp: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 27 km / etwa 28 Minuten - Tambillo – Farallones Pétreos
Zugang: terrestrisch
Verkehrsmittel: privates Fahrzeug
Straßentyp: befestigter Fahrweg
Distanz/Zeit: ca. 11 km / rund 20 Minuten
In den höheren Bereichen ist mit niedrigen Temperaturen, starkem Wind und dünner Luft zu rechnen. Gute Kondition, warme Kleidung und angepasste Ausrüstung sind für Besuche und Wanderungen in dieser Höhe unerlässlich.
Geologie und Landschaftsformung
Der Felskomplex von Tambillo ist das Ergebnis einer langen geologischen Geschichte. Die mächtigen Felswände – fast unzugängliche Farallones, die wie ein Felsüberhang oder natürlicher Felsunterstand wirken – sind tectonischen Ursprungs und gehen auf Formungsprozesse zurück, die bis ins Miozän reichen.
Der Apu Khapia selbst gilt als erloschener Vulkan. Nach lokaler Überlieferung ist die Lagune von Huarahuarani der ehemalige Krater dieses Vulkans. Die Landschaft wurde geformt durch:
- vulkanische Aktivität – Ausbrüche und Lavaflüsse, die das Grundgerüst der Berge geschaffen haben,
- glaziale Erosion – Gletscher, die Täler ausschliffen, Felsflanken polierten und Moränen hinterließen,
- äolische Erosion – der Wind, der über Jahrtausende Felsoberflächen schmirgelte und lose Sedimente umlagerte.
Heute finden sich in der Umgebung große Mengen an vulkanischen und magmatischen Gesteinen, darunter:
- granitoide Gesteine,
- Andesite,
- Rhyolithe.
Zwischen den Felswänden öffnen sich zahlreiche Quebradas – enge Täler und Einschnitte, durch die sich kleine Bäche ihren Weg ins Tal suchen. Von den Höhen der Farallones reicht der Blick bis zum
Mythen, Rituale und spirituelle Bedeutung
Für die Gemeinden rund um Pomata ist der Apu Khapia weit mehr als nur ein Berg: Er ist ein lebendiger Schutzgeist, dessen Präsenz das Leben in der Region prägt. Die Farallones Pétreos de Tambillo bilden einen der zentralen Orte dieser andinen Kosmovision.
Die nahegelegene Lagune von Huarahuarani ist umgeben von zahlreichen Legenden. Sie wird als geheimnisvoller, kraftvoller Ort betrachtet, an dem die Kräfte des ehemaligen Vulkans und der Wasserspeicher für die Region zusammenkommen. Für die ursprüngliche Bevölkerung des Distrikts Pomata besitzt sie eine große hydrologische und spirituelle Bedeutung.
Rituale für Pachamama
Die Felswände und die Lagune werden regelmäßig von Pilgerinnen und Pilgern aufgesucht, die rituelle Opfergaben an die Pachamama und die Apus darbringen. Typisch sind:
- pagos a la Pachamama – rituelle „Zahlungen“ oder Opfergaben an Mutter Erde,
- Zeremonien mit Koka-Blättern, Alkohol, farbigen Süßigkeiten und lokalen Produkten,
- Gebete und Gesänge, die sich an die Berge, die Lagune und den Himmel richten.
Dabei bitten die Teilnehmenden um:
- Fruchtbarkeit für Felder und Herden,
- Wasser in Form von Regen und stabilen Quellen,
- Schutz für Familien und Gemeinschaften.
Festival der traditionellen Tänze
Einmal im Jahr verwandeln sich die Farallones Pétreos de Tambillo in eine Bühne für das Festival de Danzas Autóctonas, das vom Distrikt Pomata organisiert wird. Dabei treten Gruppen mit traditionellen Tänzen, Musik und Trachten auf, die die Vielfalt und den Reichtum der andinen Kultur von Puno sichtbar machen. Vor der Kulisse der Felsgiganten und des Apu Khapia wird das Hochland zur lebendigen Kulturlandschaft.
Flora und Fauna in der Hochlandzone Suni
Trotz des kalten, trockenen Klimas auf fast 4800 Metern Höhe beherbergt die Umgebung der Farallones eine überraschend reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt, die an die extremen Bedingungen angepasst ist.
Hochlandflora
In den Schluchten, an den Hängen und auf den Hochflächen wachsen typische Pflanzen der Suni-Zone:
- wilde Hochlandpflanzen, die sich an Frost und Trockenheit angepasst haben,
- Blüten der Kiswaras oder Llaullis, die farbige Akzente im kargen Gelände setzen,
- T’ola – widerstandsfähige Sträucher, die gern als Brennmaterial genutzt werden,
- Ichu – das goldene Hochlandgras, das Weide für Kameliden und andere Tiere bietet.
Tierwelt und Vogelbeobachtung
In dieser rauen Umgebung haben verschiedene Tierarten ihren Lebensraum gefunden:
- Tarukas – andine Hirsche, die in den höher gelegenen Gebieten äsen,
- Füchse und Zorrinos (Stinktiere), die das Nahrungsnetz ergänzen,
- Reptilien wie Eidechsen und Schlangen, die sich in Felsnischen verstecken,
- Greifvögel, die über den Felswänden kreisen.
In den wasserführenden Bereichen und an der Lagune können zudem Andenenten und Huallatas (Andengänse) beobachtet werden. Für Naturbegeisterte ist Tambillo ein spannendes Ziel, um die Hochandenoekologie im Zusammenspiel von Fels, Wasser und Wind zu erleben.
Beste Reisezeit und Klima
Die Farallones Pétreos de Tambillo können grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden. Aufgrund der Höhe dominiert jedoch ein kaltes, trockenes Klima mit starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht.
- Besuchszeitraum: ganzjährig
- Empfohlene Besuchszeiten: ca. 05:00 – 16:30 Uhr
Frühe Starts sind besonders attraktiv, um die Morgenstimmung und das wechselnde Licht über den Felswänden zu erleben. Gleichzeitig ist wegen der dünnen Luft und der intensiven Sonneneinstrahlung auf:
- Höhenanpassung,
- Sonnenschutz (Hut, Brille, Creme),
- warme, winddichte Kleidung,
- genügend Wasser und Proviant
zu achten. Besonders in der Trockenzeit sind klare Sicht und eindrucksvolle Panoramaausblicke zu erwarten.
Aktivitäten für Besucher
Die Farallones Pétreos de Tambillo sind vor allem ein Ziel für Landschaftsliebhaber, Wanderer und spirituell interessierte Reisende.
- Fotografie und Film
Die dramatischen Felsformationen, Schluchten, Bäche und der Fernblick auf den Titicacasee bilden ideale Motive für Landschafts- und Naturfotografie. - Caminata/Trekking
Wanderungen durch die Quebradas und hinauf zu Aussichtspunkten rund um die Farallones bieten intensive Naturerlebnisse – allerdings nur für geübte und gut ausgerüstete Wanderer zu empfehlen. - Beobachtung von Flora und Fauna
Hochlandpflanzen, Andenvögel und Wildtiere wie Tarukas und Füchse können mit etwas Geduld beobachtet werden. - Landschaftsbeobachtung
Von den höheren Punkten aus öffnen sich eindrucksvolle Perspektiven auf Schluchten, Rinnsale und den Titicacasee in der Ferne. - Teilnahme oder Beobachtung von Ritualen
Bei passenden Gelegenheiten ist es möglich, magisch-religiöse Rituale der lokalen Bevölkerung respektvoll zu beobachten und Einblick in die lebendige Andenkosmologie zu gewinnen.
So verbinden die Farallones Pétreos de Tambillo auf eindrucksvolle Weise geologische Monumentalität, kulturelle Tiefe und spirituelle Bedeutung – ein Ort, an dem der Hochandenkosmos in Fels, Legende und Ritual Gestalt annimmt.

