
Festival de Danzas Allinqhapaq Raymi – Hochandines Tänzespektakel in Macusani
Überblick: Einzigartiges Tanzfestival am Fuße des Nevado Allincápac
Das Festival de Danzas Allinqhapaq Raymi zählt zu den bedeutendsten kulturellen Ereignissen der Provinz Carabaya in der Region Puno – mit Ausstrahlung auf nationaler und internationaler Ebene. Jedes Jahr im Juni wird am Fuß des majestätischen, schneebedeckten Nevado Allincápac, Schutzberg (Apu) des Distrikts Macusani, ein ganzer Tag der Pachamama gewidmet: mit traditionellen Tänzen, Kulinarik, Ritualen und Musik.
Auf der weiten Explanada de Kallini, etwa 30 Minuten von der Stadt Macusani entfernt, treffen sich Tanzgruppen, Musiker, Köchinnen, Bauern und Besucherinnen, um die Erde zu ehren, die Apus um Segen zu bitten und die kulturelle Vielfalt des Altiplanos zu feiern. Das Festival findet auf über 4635 m ü. M. statt und gilt damit als „das höchste Tanzfestival Perus und der Welt“.
Ort, Landschaft und spiritueller Rahmen
Der Schauplatz des Allinqhapaq Raymi liegt an einem Übergang zwischen Felsen, Gletschern und Hochlandweiden. Über der Ebene erhebt sich der Nevado Allincápac, ein imposanter Gletscherberg, der in der lokalen Kosmovision als Apu tutelar – Schutzgottheit – verehrt wird. In Kombination mit der klaren Höhenluft, dem intensiven Licht und dem weiten Blick über die Cordillera entsteht eine Kulisse, die dem Festival eine beinahe zeremonielle Atmosphäre verleiht.
Hier verbinden sich andine Spiritualität, Landwirtschaft und Traditionstänze zu einem komplexen, lebendigen Ritual, das weit mehr ist als ein folkloristisches Spektakel. Allinqhapaq Raymi ist ein kollektiver Akt des Dankes und der Bitte um neue Fruchtbarkeit.
Ritual für Pachamama und die Apus
Die Aktivitäten des Festivals beginnen mit einem Tribut an die Pachamama, ein andines Ritual mit tiefen vorhispanischen Wurzeln. Traditionelle Yatiris und Schamanen leiten die Zeremonie und überbringen den Dank der Bevölkerung von Carabaya, Puno und des weiteren Peru an:
- Pachamama – die Mutter Erde
- die Apus tutelares – die Schutzberge, allen voran der Allincápac
In diesem Ritual wird:
- für die Fruchtbarkeit der Felder gedankt,
- für die Regenfälle, die Wasser für Landwirtschaft und Vieh bringen,
- um Segen für die kommenden zwölf Monate gebeten – für gute landwirtschaftliche Kampagnen, reichlich Weide für die Herden und Schutz vor Naturgefahren.
Opfergaben wie Koka-Blätter, Getreide, farbige Süßigkeiten, Alkohol und andere Gaben werden in einem rituellen Arrangement der Erde übergeben – ein symbolischer Dialog zwischen Mensch und Landschaft.

Wettbewerb der traditionellen Tänze
Herzstück des Allinqhapaq Raymi ist der Concurso de Danzas Autóctonas, der Wettbewerb der traditionellen Tänze. Auf der großen Freifläche von Kallini treten zahlreiche autochthone Tanzgruppen an, begleitet von ihren Musikensembles. Für Besucherinnen und Besucher eröffnet sich eine einzigartige Gelegenheit, die Vielfalt der Tänze aus der Region Puno an einem einzigen Ort zu erleben.
Auswahl traditioneller Tänze
Zu den Tänzen, die beim Festival präsentiert werden, gehören unter anderem:
- Puli Pulis
- Unkakus de Macusani – kriegerischer, ritueller Tanz aus Pacaje/Macusani
- Hachakallas de Crucero
- Pujllay Carnaval
- Minka
- Papatapuy
- Sara Ruty
- Soq’a Wayra
- Q’ajelo
- Unukajas
- Señakaluy
- Q’ashuas Soltero
- Balseritos
- Sara Hallmay
- Icu Rutuy
- Ayarachis
- Sikuris
- Wiqchusti
- Wifalas
- Qarataka
- Paqocha Rutuy
- Papa Chakmay
- und viele weitere lokale Tänze
Diese Choreografien werden von Vergleichsgruppen und Musikensembles begleitet, die aus unterschiedlichen Gemeinden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene anreisen. Jede Gruppe bringt ihre eigene Geschichte, Kleidung, Musik und Symbolik mit – ein lebendiges Erbe vorkolumbischer Traditionen, das bis heute weitergegeben wird.
Huatia, typische Gerichte und andine Gastronomie
Neben den Tänzen spielt die Gastronomie eine zentrale Rolle im Festival. Im Rahmen des Allinqhapaq Raymi werden mehrere Wettbewerbe und Verkostungen durchgeführt:
Concurso de Huatias
Ein besonderes Highlight ist der Concurso de Huatias, ein Wettbewerb, der sich dem traditionellen andinen Huatia-Ofen widmet. Dabei:
- werden Kartoffeln in kleinen, aus Erde und Steinen errichteten Öfen im Freien gegart,
- entsteht ein charakteristisches Aroma, das nur diese Art des Backens hervorbringt,
- erleben Besucherinnen und Besucher eine zutiefst ländliche, gemeinschaftliche Art des Kochens.
Concurso de Platos Típicos
Parallel dazu findet ein Wettbewerb typischer Gerichte statt. Verschiedene Kochgruppen präsentieren:
- traditionelle Speisen des Altiplano,
- Gerichte auf Basis von Kartoffeln, Quinoa, lokalen Fleischsorten und Käse,
- Getränke wie Chicha und weitere regionale Spezialitäten.
Nach der Bewertung durch die Jury können die Gerichte von der Öffentlichkeit verkostet werden. Für Reisende ist dies eine ideale Gelegenheit, die kulinarische Seite der andinen Kultur authentisch kennenzulernen.

Kulturelles Erbe und Bedeutung des Festivals
Der Allinqhapaq Raymi ist mehr als ein Festtag im Kalender – er ist eine lebendige Bühne des kulturellen Erbes von Carabaya und Puno. In einem einzigen Ereignis verbinden sich:
- Religion und Spiritualität – im Ritual für Pachamama und die Apus,
- Musik und Tanz – in den Wettbewerben der danzas autóctonas,
- Gastronomie – in Huatia-Wettbewerben und typischen Gerichten,
- Soziale Begegnung – wenn Gemeinden aus unterschiedlichen Regionen zusammenkommen.
Für die lokale Bevölkerung ist das Festival ein Moment, um ihre Identität als Hochlandgemeinde zu feiern, den Zusammenhalt zu stärken und jüngeren Generationen die Werte und Traditionen der Vorfahren zu vermitteln. Für Besucher eröffnet sich ein einzigartiges Fenster in die Weltanschauung und Lebensweise der Menschen von Macusani und Carabaya.
Besucheraktivitäten und Erlebnisse
Wer den Allinqhapaq Raymi besucht, kann eine Vielzahl von Aktivitäten und Eindrücken mitnehmen:
- Fotografie und Film
Die Kombination aus schneebedeckten Gipfeln, farbenprächtigen Trachten, rituellen Szenen und Tanzformationen bietet außergewöhnliche Motive für Foto- und Videoaufnahmen. - Teilnahme an mystischen und traditionellen Ritualen
Besucher können den andinen Zeremonien zu Ehren der Pachamama beiwohnen und die symbolische Sprache der Opfergaben und Gebete erleben. - Verkostung typischer Speisen und Getränke
Im Rahmen der Huatia- und Kochwettbewerbe lassen sich traditionelle Zubereitungsarten und Geschmackswelten des Altiplanos unmittelbar erfahren. - Anerkennung künstlerischer Darbietungen
Präsentationen von Tanz, Musik, Gesang, Theater, Malerei und Skulptur machen das Festival zu einer umfassenden Schau andiner Kunst.
So wird das Festival de Danzas Allinqhapaq Raymi zu einem Gesamterlebnis aus Natur, Kultur, Spiritualität und Begegnung – einem der eindrucksvollsten Höhepunkte für alle, die die Anden und ihre Traditionen in ihrer ganzen Tiefe kennenlernen möchten.

