
Festividad Virgen de la Inmaculada Concepción in Juli
Patronatsfest der unbefleckten Empfängnis in der „Roma aimara“
Die Festividad Virgen de la Inmaculada Concepción ist eines der wichtigsten religiösen und kulturellen Ereignisse in der Kleinstadt Juli – oft als „Roma aimara de América“ bezeichnet. Rund um das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis verschmelzen über mehrere Tage hinweg Tiefreligiosität, Zampoña-Musik, farbenprächtige Tänze und gemeinschaftliche Feiern. Für Besucher ist es eine einzigartige Gelegenheit, den Glauben und die Folklore des Altiplano hautnah zu erleben.
Ablauf der Feierlichkeiten
Neun Tage der Vorbereitung: Novenen
Die Festwoche beginnt bereits neun Tage vor dem Hauptfest mit den Novenen. Verschiedene Bildungseinrichtungen und Institutionen gestalten in dieser Zeit:
- Messen und Gebete,
- das gemeinsame Rosenkranzgebet,
- Momente der Reflexion und Vorbereitung auf das Hochfest.
7. Tag: Zampoñas, Víspera und Prozession zur „Casa“ der Virgen
Der 7. Tag der Feierlichkeiten markiert den Beginn der großen öffentlichen Festtage:
- Bereits ab 1 Uhr morgens versammeln sich die Zampoñistas (Panflötenspieler) auf der Plaza.
- Gegen 5 Uhr beginnt die Misa de Albas, eine frühe Morgenmesse im ersten Licht des Tages.
- Im Anschluss folgt eine Prozession, bei der die Virgen de la Inmaculada Concepción ihre „Casa“ besucht: den Templo Museo San Juan de Letrán.
Danach startet der Große Zampoña-Wettbewerb, bei dem kulturelle Institutionen, Nachbarschaften und Bewohnergruppen gegeneinander antreten. In manchen Jahren ergänzen native Tänze das Programm – ein farbenfrohes Spektakel aus Trachten, Musik und Bewegung.
Am Abend findet die „Víspera“ statt – der Vorabend des Hochfestes, gefeiert mit:
- Feuerwerk, das den Himmel über Juli erleuchtet,
- der Ankunft von Musikkapellen,
- fröhlichen Treffen von Familien, Tanzgruppen und Gläubigen auf der Plaza.
8. Tag: Hochfest und große Prozession
Der 8. Tag ist der zentrale Festtag, an dem die Stadt ganz im Zeichen der Patronin steht:
- Feierliche Messe zu Ehren der Virgen de la Inmaculada Concepción.
- Große Prozession mit der Heiligenstatue über die Plaza de Armas, begleitet von:
- Heiligenliedern und Gebeten,
- dem Duft von Weihrauch,
- Musikkapellen und traditionellen Klängen.
Die Alferados (Festverantwortliche) und Präsidenten der Tanz- und Musikgruppen, das Krachen von Raketen und Böllern sowie das Glockengeläut mischen sich mit dem triumphalen Zug der Virgen – ein Moment intensiver Andacht und Emotion.
Parada Folklórica: Tänze des Lichts
Nach der Prozession beginnt die Parada Folklórica, ein großer Umzug der danzas de luces – „Tänze des Lichts“, so genannt wegen ihrer reich geschmückten, glitzernden Kostüme:
- Llamerada
- Kullaguada
- Diablada
- Morenada
- Waca Waca
- Caporales
- Tuntuna
- Tobas
- Tinkus
- Pujllay
- Tänze aus Huancayo wie Chonguinada und Tunantada
Diese Gruppen präsentieren hohe ästhetische Qualität und starke spirituelle Energie. Rhythmus, Bewegung, Hitze und Jubel füllen die Straßen – ein intensives Erlebnis für alle Sinne.
9.–11. Tag: Wettbewerbe, Cacharparis und Stierfest
- 9. Tag: Fortsetzung der Tanzpräsentationen, nun in Wettbewerbsform. Die Gruppen zeigen ihre Choreografien, Kostüme und musikalische Präzision vor Jury und Publikum.
- 10. Tag: Beginn der Cacharparis – Abschiedsrituale der Tanz- und Musikgruppen, die sich symbolisch vom Fest verabschieden.
- 11. Tag: Abschluss der Feierlichkeiten mit einer traditionellen Fiesta Taurina (Stierfest), organisiert über das Büro des Gouverneurs. Dabei wirken die Tenientes Gobernadores der vier historischen Cabildos mit:
- Huancollo
- Chambilla
- Mucho
- Ayanca

Erlebnisse für Besucher
Die Festividad Virgen de la Inmaculada Concepción ist ein dichtes Zusammenspiel aus Glauben, Ritual, Tanz und Kulinarik. Reisende können auf vielfältige Weise teilhaben.
Religiöse und mystische Dimension
- Teilnahme an Messen und Prozessionen – besonders an der Misa de Albas und der zentralen Festmesse am 8. Tag.
- Rituale und traditionelle Bräuche – Beobachtung oder behutsame Teilnahme an Gebeten, Opfergaben und symbolischen Handlungen, in denen katholische und andine Elemente verschmelzen.
Gastronomie und geselliges Beisammensein
- Degustation typischer Gerichte – in Straßenständen, privaten Patios und bei Festgesellschaften.
- Traditionelle Getränke und Produkte – lokale Spezialitäten, die oft nur zu Festzeiten in dieser Vielfalt angeboten werden.
Folklore, Tanz und Kunst
- Beobachtung der Tanzgruppen – von Llamerada und Kullaguada über Diablada, Morenada, Waca Waca, Caporales, Tuntuna, Tobas, Tinkus, Pujllay bis hin zu Chonguinada und Tunantada.
- Fotografie und Film – festliche Kostüme, Masken, Musikgruppen, Feuerwerk und Prozessionen bieten unzählige Motive (immer mit Respekt gegenüber den Gläubigen).
- Kulturelle Studien – für Forschende und Interessierte eröffnet das Fest ein reiches Feld zu Themen wie Volksfrömmigkeit, Musik, Tanz und Identität im Altiplano.
Wer während der Festividad Virgen de la Inmaculada Concepción nach Juli reist, erlebt die Kleinstadt in ihrem vielleicht intensivsten Moment: als spirituelles Zentrum, in dem Glaube, Musik und Tanz die Straßen und Plätze bis weit in die Nacht hinein erfüllen.

