
Iglesia San Juan Bautista – Santuario Virgen de la Candelaria in Puno
Wallfahrtskirche der Virgen de la Candelaria im historischen Zentrum von Puno
Die Iglesia San Juan Bautista, heute als Santuario de la Virgen de la Candelaria bekannt, ist das spirituelle Herz der Stadt Puno. Wenige Gehminuten von der Plaza de Mayor entfernt, am heutigen Parque Pino, vereinen sich hier Kolonialgeschichte, katholische Frömmigkeit und lebendige Andenkultur. Die Kirche ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch Ausgangspunkt einer der wichtigsten religiös-folkloristischen Feiern Südamerikas.
Wer das Gotteshaus betritt, taucht ein in die Welt der Schutzpatronin Punos: der Virgen de la Candelaria, deren Verehrung jedes Jahr im Februar tausende Gläubige, Tänzer und Musiker in die Stadt am Titicacasee zieht.
Geschichte der Kirche San Juan Bautista
Gründung im 16. Jahrhundert
Die Pfarrei San Juan Bautista wurde 1562 im Rahmen der Missionierungsstrategie der katholischen Kirche im Andenhochland gegründet. Sie entstand auf Anordnung des Bischofs von La Paz und wurde von der damals zuständigen Pfarrei Paucarcolla abgetrennt. Ziel war die Evangelisierung der Gemeinden rund um den Titicacasee.
Der erste Tempel wurde auf einem ehemaligen Friedhof des damaligen Pueblo de San Juan errichtet – dort, wo sich heute der Parque Pino befindet. Schon früh verband sich dieser Ort mit der religiösen Identität Punos.
Brand, Einsturz und Wiederaufbau
Im Jahr 1881 stürzte die ursprüngliche Kirche infolge eines Brandes ein, der zuvor Teile der Struktur schwer beschädigt hatte. Bereits 1886 begann der Wiederaufbau, und 1887 war der neue Tempel fertiggestellt. Auch danach wurden im Inneren immer wieder Veränderungen vorgenommen, bis die Kirche schließlich 1911 erneut feierlich eingeweiht wurde.
Erhebung zum Wallfahrtsheiligtum
Am 7. Februar 1988 erhielt die Kirche einen neuen Rang: Bischof Jesús Mateo Calderón Barrueto, Oberhirte der Diözese Puno, erhob San Juan Bautista offiziell zum Santuario de la Santísima Virgen de la Candelaria. Seither ist sie das zentrale Heiligtum der Schutzpatronin der Stadt und der gesamten Region.

Architektur und Innenraum
Fassade im französisch-gotischen Stil
Die heutige Fassade der Kirche zeigt eine zeitgenössische Architektur im französischen Spitzbogenstil (ojival francés). Spitzbögen, vertikale Linien und eine klare Symmetrie prägen das äußere Erscheinungsbild. Anders als der klassische Andenbarock der Kathedrale von Puno präsentiert sich San Juan Bautista schlichter, aber nicht weniger eindrucksvoll.
Gothische Altäre und Verehrungsbilder
Im Inneren beherbergt die Kirche drei neugotische Altäre. Über eine kleine seitliche Treppe auf der linken Seite gelangt man zum Tabernakelbereich. Das zentrale Schmuckstück ist der Hauptaltar, auf dem die Ikone der Virgen de la Candelaria thront.
Zu ihren Seiten stehen zwei wichtige Schutzheilige:
- San Carlos Borromeo – Patron der Diözese Puno, Symbol der kirchlichen Reform und Seelsorge,
- San Juan Bautista – Namensgeber der Kirche und Vorläufer Christi.
Die Zusammensetzung der Altäre, ihre gotischen Formen und die stimmungsvolle Beleuchtung verleihen dem Innenraum einen feierlichen, fast intim-andächtigen Charakter – ideal, um einen Moment der Ruhe im lebhaften Zentrum Punos zu finden.
Die Virgen de la Candelaria – Patronin Punos
Hauptverehrung und Festtag
Die Virgen de la Candelaria ist die wichtigste Mariengestalt Punos und zentrale Schutzpatronin der Stadt. Ihr offizieller Festtag nach liturgischem Kalender ist der 2. Februar. Rund um dieses Datum entfaltet sich in Puno eine der größten religiös-folkloristischen Feiern der Anden.
UNESCO-Welterbe und lebendige Tradition
Die Festividad de la Virgen de la Candelaria de Puno wurde von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Die Feier gilt als eine der reichsten Ausdrucksformen künstlerischer und folkloristischer Traditionen Lateinamerikas – immer eng verbunden mit dem religiösen Kern der Marienverehrung.
Während der Festtage im Februar füllt sich das Santuario San Juan Bautista mit Gläubigen, Tänzern, Musikern und Pilgern. Messen, Prozessionen und farbenprächtige Tanzgruppen (Comparsas) machen deutlich, wie tief verwurzelt die Candelaria-Verehrung im Alltag der Bevölkerung ist.
Religiöses Leben und Aktivitäten im Santuario
Die Kirche ist ganzjährig ein Ort intensiven religiösen Lebens. Neben den regulären Gottesdiensten finden hier verschiedenste patronale und liturgische Feiern statt.
- Religiöse Aktivitäten das ganze Jahr über – Messen, Rosenkranzgebete, Taufen, Hochzeiten und besondere Andachten.
- Höhepunkt im Februar: Fest der Virgen de la Candelaria mit Prozessionen, Tanz- und Musikgruppen sowie Besuchen von Pilgern aus ganz Peru und dem Ausland.
- Studium und Forschung: Der Tempel dient auch als Referenzpunkt für Studien zu Volksreligiosität, Synkretismus und städtischer Religionskultur im Altiplano.
- Fotografie und Dokumentation: Innen- und Außenaufnahmen der Kirche sind besonders beliebt, vor allem während der Festtage.
Lage im Stadtzentrum und Zugang
Weg von der Plaza de Armas
Die Iglesia San Juan Bautista – Santuario Virgen de la Candelaria liegt nur wenige Minuten von der Plaza de Armas entfernt, eingebettet in das städtische Leben rund um den Parque Pino.
- Etappe 1: Plaza de Armas de Puno – Parque Pino
- Art des Zugangs: zu Fuß
- Untergrund: asphaltiert
- Distanz/Zeit: ca. 300 m, rund 5 Minuten
- Etappe 2: Parque Pino – Templo de San Juan / Santuario Virgen de la Candelaria
- Art des Zugangs: zu Fuß
- Untergrund: asphaltiert
- Distanz/Zeit: ca. 50 m, etwa 2 Minuten
Durch diese zentrale Lage lässt sich der Besuch der Kirche unkompliziert mit einem Rundgang durch das historische Zentrum Punos kombinieren.
Öffnungszeiten und Besuchsinformationen
- Beste Besuchszeit: das ganze Jahr über
- Empfohlene Öffnungszeiten: ca. 06:00–17:00 Uhr (abhängig von der Messordnung)
- Zugang: in der Regel frei, der Eintritt ist unentgeltlich
- Besuch nach Messplan: Der Zugang zum Innenraum orientiert sich an der jeweils aktuellen Gottesdienstordnung.
Während der Candelaria-Festtage im Februar ist mit besonders großem Andrang zu rechnen. Wer die Kirche in ruhigerer Atmosphäre erleben möchte, sollte außerhalb der Hauptprozessionen kommen.
Praktische Hinweise für Besucher
- Respektvolle Kleidung: Schultern und Knie sollten möglichst bedeckt sein, insbesondere während liturgischer Feiern.
- Fotografie: Ohne Blitz fotografieren und laufende Gottesdienste nicht stören; Hinweise des Personals beachten.
- Höhenlage: Puno liegt auf über 3.800 m – bei Anzeichen von Höhenbeschwerden Pausen einlegen und ausreichend Wasser trinken.
- Beste Zeit: Vormittags oder am frühen Nachmittag ist das Licht im Innenraum und auf der Fassade besonders stimmungsvoll.
Ein Besuch der Iglesia San Juan Bautista – Santuario Virgen de la Candelaria eröffnet einen tiefen Einblick in die religiöse Seele Punos. Hier, wo die Patronin der Stadt verehrt wird und Glauben, Tanz und Musik zu einer einzigen großen Feier verschmelzen, wird verständlich, weshalb Puno als eine der wichtigsten Kultur- und Glaubensmetropolen am Titicacasee gilt.

