
Isla Iscaya: Aymara-Insel im Lago Wiñaymarka
Lage, Klima und Gliederung der Isla Iscaya
Die Isla Iscaya liegt im Lago Wiñaymarka, dem kleinen Becken des Titicacasees, im Zuständigkeitsbereich des Distrikts Unicachi in der Provinz Yunguyo. Auf 3.847 m ü. M. in der natürlichen Region Suni gelegen, ist sie Teil des trockenen, kühlen Hochlandklimas des Altiplano. Die Insel besitzt eine Fläche von rund 234 Hektar und ist in drei Hauptsektoren gegliedert:
- Sector Alto,
- Marcaja,
- Suriqui.
Diese wiederum unterteilen sich in kleinere Zonen mit traditionellen Namen wie Kiñuwintu, Lloke Kachi, Jakemanqa, Itina, Tonkoyapu, Challapampa, Jiskaqota, Llaurinknani, Wallury, Mejecachi, Wirta und Siska Wirta. So ist die gesamte Insel in ein fein abgestuftes System aus Feldern, Siedlungsbereichen und Ufern gegliedert, das den Alltag der Gemeinschaft ordnet.
Das Klima ist hochandintypisch: Zwischen -15 °C in besonders kalten Nächten und bis zu 18 °C von Mai bis Oktober bzw. bis zu 20 °C im November und Dezember. Die Winde reichen von nahezu windstill bis etwa 13 km/h, die Luftfeuchtigkeit liegt bei rund 11 % – ideale Bedingungen für ein trockenes Hochlandklima, das den Anbau traditioneller Kulturpflanzen begünstigt.
Traditionelle Aymara-Gemeinschaft und Lebensweise
Isla Iscaya ist eine ursprüngliche Aymara-Gemeinde, in der Sprache, Bräuche und traditionelle Technologien bis heute lebendig sind. Die Bewohnerinnen und Bewohner bewirtschaften ihre Felder häufig noch mit überlieferten Methoden – in Terrassen, kleinen Parzellen und nach einem Kalender, der sich an Regenzeit, Trockenzeit und Festtagen orientiert.
Durch das besondere Mikroklima der Insel gedeihen hier eine Vielzahl andiner Kulturpflanzen:
- verschiedene Sorten von Kartoffeln, darunter süße Kartoffeln,
- Oca, Isaño und Papa liza,
- Mais,
- Saubohnen (haba) und Erbsen (arveja),
- Tarwi (Andenlupine),
- Weizen und Hafer.
Neben der Landwirtschaft spielt die Fischerei im Lago Wiñaymarka eine wichtige Rolle. In handwerklichen Booten und mit traditionellen Techniken fangen die Inselbewohner unter anderem:
- Ispi,
- Mauri,
- Carachi,
- Pejerrey,
- Forellen (trucha),
- sowie Ranas (Frösche).
So vereinen sich Ackerbau und Fischerei zu einem vielfältigen, weitgehend selbsttragenden Wirtschaftssystem, das seit Generationen an die Bedingungen des Hochlands angepasst ist.

Gastronomie: Andenküche auf Isla Iscaya
Die Insel verfügt über eine reiche gastronomische Tradition, in der Produkte aus See und Feldern zu herzhaften, nahrhaften Gerichten verarbeitet werden. Zu den typischen Speisen zählen:
- Chaulla Lojro oder Wallake – Fischgerichte aus heimischen Arten,
- Thimpo – eine kräftige Fischsuppe des Altiplano,
- gebratener Fisch aus dem Lago Wiñaymarka,
- Mazamorra de maíz – süßer Maispudding,
- Chairo – klassische Hochlandsuppe mit Trockenkartoffel, Gemüse und Fleisch,
- pescado a la piedra – Fisch, der traditionell mit heißen Steinen gegart wird,
- sancochado de papa – gekochte Kartoffeln, oft mit Käse und Saucen,
- Quispiño – gedämpfte Teigbällchen,
- Thayacha de oca – gefroren-getrocknete Oca, eine besondere Spezialität,
- mote de habas – geschälte, gekochte Saubohnen.
Besucher können diese Gerichte bei Gastfamilien oder im Rahmen gemeinschaftlicher Verpflegung probieren und dabei die enge Verbindung zwischen Boden, See und Küche erleben.
Textilkunst und Handwerk auf der Insel
Isla Iscaya ist für ihre Textilkunst bekannt – die Bewohner gelten als einige der besten Kunsthandwerker der Region. In aufwendiger Handarbeit entstehen:
- Aguayos oder Llijllas – bunte Trag- und Schultertücher mit komplexen Mustern,
- Fajas – Gürtel mit symbolischen Motiven,
- Schals (chalinas),
- Chompas – gestrickte Pullover,
- Ponchos,
- Decken (frazadas) und
- Bayetas – gewebte Stoffbahnen für Kleidung und Haushalt.
Die Textilien integrieren oft Symbole aus der Umgebung: Wellenlinien für den See, geometrische Muster für Felder und Terrassen, stilisierte Tiere und abstrakte Zeichen. Wer die Werkstätten besucht, kann nicht nur fertige Produkte kaufen, sondern auch Einblicke in Spinnen, Färben und Weben erhalten.
Folklore, Tänze und Feste
Die kulturelle Identität der Insel drückt sich stark im Tanz aus. Besonders hervorzuheben sind die ursprünglichen Tänze:
- Palla Pallas – ein traditioneller Tanz, der oftmals in den Karnevalstagen aufgeführt wird,
- Luriguayos – ein weiterer Ursprungstanz, der vor allem in der Semana Santa (Karwoche) getanzt wird.
Diese Tänze vereinen farbenfrohe Trachten, Masken, Musik und Bewegung. Sie erzählen von Historie, Glauben und Gemeinschaft und verbinden christliche und vorandine Elemente zu einem lebendigen Ausdruck des Aymara-Kosmos.

Strände, Bootsfahrten und Naturerlebnis
Rund um Isla Iscaya zieht sich ein schöner Naturstrand, an dem das Wasser des Lago Wiñaymarka sanft ans Ufer rollt. Die Uferzonen wechseln zwischen Sand- und Schilfbereichen, kleinen Buchten und flachen Einstiegsstellen ins Wasser.
Hier bieten sich vielfältige Aktivitäten an:
- Paseos en bote – Bootsfahrten rund um die Insel und zu benachbarten Punkten im See,
- Fischerei und Sportfischen – in Absprache mit lokalen Fischern,
- Landschaftsbeobachtung – weiter Blick über den Wiñaymarka-See und die gegenüberstehende Isla Lloti.
Vogelbeobachtung und Naturvielfalt
Die Insel und ihre Umgebung sind reich an Vogelarten. Zu den beobachteten Spezies zählen:
- Chokas,
- Gaviotas (Möwen),
- Pariguanas (Flamingos),
- Tiquichus,
- Garzas (Reiher),
- Miji und verschiedene Zambullidores (Taucher).
Diese Vielfalt macht Isla Iscaya zu einem idealen Ziel für naturorientierte Reisen, Ornithologie und Fotografie – besonders in den frühen Morgenstunden, wenn Licht und Wasser in zarten Farben verschmelzen.
Archäologische Spuren und historische Tempel
Auf Isla Iscaya und der näheren Umgebung finden sich archäologische Überreste – alte Tempel und Siedlungsstellen, die von einer langen Besiedlungsgeschichte zeugen. Dazu gehören etwa:
- der Templo de Chajata,
- Mijikachi,
- Lukicachi und weitere Fundstellen.
Auch wenn viele dieser Orte noch nicht umfassend erforscht sind, vermitteln sie bereits heute ein Bild von der tiefen Verwurzelung der Aymara-Kultur am Wiñaymarka-See.
Touristische Aktivitäten und einzigartige Erlebnisse
Besucher der Isla Iscaya können eine Vielzahl von Aktivitäten mit der Inselgemeinschaft teilen:
- Caminata/Trekking: Wanderungen über die Sektoren und Zonen der Insel mit Ausblicken auf See, Felder und Nachbarinseln.
- Sportfischen: Pesca deportiva im Lago Wiñaymarka in Absprache mit einheimischen Fischern.
- Bootsfahrten: Rundfahrten um die Insel und zu angrenzenden Bereichen des Sees.
- Kulinarik: Degustation und Mithilfe bei der Zubereitung typischer Gerichte – vom Chaulla Lojro bis zu Thayacha de oca.
- Alltagskultur: Teilnahme am täglichen Leben, bei Feldarbeit, Fischfang oder Textilproduktion.
- Handwerk: Beobachtung oder Teilnahme am Herstellungsprozess lokaler Produkte – vom Spinnen über das Färben bis zum Weben.
Anreise zur Isla Iscaya ab Puno
Die Anreise erfolgt von Puno über Yunguyo und den Embarcadero Punta Hermosa im Distrikt Unicachi. Von dort ist die Insel per Boot schnell erreichbar.
Etappen der Anreise
- Puno – Yunguyo
Terminal Zonal Puno – Terminal Yunguyo
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 136 km / etwa 2 Stunden - Yunguyo – Tinicachi
Terminal Yunguyo – Paradero Tinicachi
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Mototaxi
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 1,5 km / etwa 10 Minuten - Tinicachi – Embarcadero Punta Hermosa
Paradero Tinicachi – Embarcadero Punta Hermosa (Unicachi)
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi (Kleinbus)
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 19 km / etwa 30 Minuten - Punta Hermosa – Isla Iscaya
Embarcadero Punta Hermosa – Isla Iscaya
Art des Zugangs: lacustrisch/fluvial
Verkehrsmittel: Boot
Distanz/Zeit: ca. 1,5 km / etwa 5 Minuten
Für den Besuch ist es empfehlenswert, im Voraus mit der Gemeinschaftsleitung Kontakt aufzunehmen, um Transport, Empfang und mögliche Aktivitäten zu koordinieren.
Beste Reisezeit und praktische Hinweise
Isla Iscaya kann ganzjährig besucht werden. Die Höhenlage und das trockene Klima erfordern jedoch eine angepasste Ausrüstung.
- Besuchszeitraum: Todo el Año (das ganze Jahr über).
- Empfohlene Besuchszeiten: 07:00 Uhr bis 16:00 Uhr – so bleibt ausreichend Tageslicht für Hin- und Rückfahrt.
Empfohlene Ausrüstung:
- warme Kleidung im Zwiebelsystem (frische Morgen- und Abendstunden),
- wind- und regenfeste Jacke je nach Saison,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnenschutzmittel) – die UV-Strahlung ist hoch,
- bequeme Wanderschuhe oder feste Schuhe für Wege und Felder,
- Trinkwasser und kleine Snacks,
- Kamera und ggf. Fernglas für Landschaft, Vögel und Kulturdetails.
Wer Isla Iscaya besucht, begegnet einer Aymara-Insel, in der Landwirtschaft, Fischerei, Textilkunst und Spiritualität um den Lago Wiñaymarka herum einen eigenen, ruhigen Kosmos bilden – eine Kombination aus Natur, Kultur und Gastfreundschaft im Süden des Titicacasees.

