Kirche Santa Ana in Ayacucho – Barockes Juwel mit andiner Seele
Hoch oben im Südwesten des historischen Zentrums von Ayacucho, im gleichnamigen Stadtviertel, erhebt sich die Kirche Santa Ana – ein sakrales Bauwerk, das seit seiner Gründung im Jahr 1569 nicht nur ein Zentrum des Glaubens, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der kulturellen Verschmelzung zwischen Spanien und den Anden ist.
Bekannt als „Hanan Parroquia“ – die „Pfarrkirche von oben“ – wurde die Kirche ursprünglich als Ort des Kultes an den Hanan Pacha (in der andinen Kosmologie die „obere Welt“) errichtet. Die Fassade im barocken Stil, aus Kalk und sorgfältig behauenen Steinen der Andamarcas gefertigt, beeindruckt mit zwei Türmen, deren Glockengeschosse von je vier Säulen getragen werden und von Spitzgiebeln, Kapitellen und steinernen Kreuzen gekrönt sind.
Das Dach aus Ziegeln ist wie ein Tonnengewölbe geformt, verziert mit halbrunden Erhöhungen und Rosettenmustern. Im Inneren erwartet Besucher eine einzige, langgestreckte Kirchenschiff-Halle mit einem Hauptaltar, an dem die Patronatsheiligen verehrt werden: Santa Ana – liebevoll als „Abuelita Santa Ana“ bekannt –, San Joaquín, die Reina Chiquita (Maria als Kind) und San José.
Kunstvolle Details mit andiner Symbolik
Links vom Altar erhebt sich ein aufwendig geschnitzter, wenn auch unvollständiger Holzkanzel, der mit Blattgold veredelt ist. In seinen Figuren verschmelzen hispanische Tracht und andine Elemente: Kopfbedeckungen aus Federn des Suri (Heiliger Vogel der Inka) zeugen von kultureller Symbiose.
Ebenfalls auf der linken Seite befindet sich das Taufbecken aus Stein, flankiert von einem kunstvoll gearbeiteten Kerzenhalter.
Das Museum im Obergeschoss
Über eine steinerne Treppe gelangt man in den ehemaligen Chorbereich, wo heute ein kleines Museum der Kirche Santa Ana eingerichtet ist. Hier finden sich sakrale Ornamente, Gewänder von Heiligenfiguren und Priestern, alte lateinische Bibeln, Prozessionsgestelle (Andas), Möbel aus der Kolonialzeit sowie Textilien, die von den Kunsthandwerkern des Viertels gespendet wurden.
Ein besonderes Kleinod ist die Darstellung von Santa Ana, die ihre Tochter Maria im Arm hält – diese wiederum trägt den Jesusknaben. Dieses Motiv symbolisiert die Generationenkette des Heiligen Geschlechts.
Glockenturm mit Panoramablick
Ein schmaler Wendeltreppengang führt hinauf in den Campanario, den Glockenturm. Von hier eröffnet sich ein Panoramablick über Ayacucho – und ein Nahblick auf die steinernen Details der barocken Fassade. Eine der Glocken trägt die Inschrift ihrer Stiftung aus dem Jahr 1931, gespendet von der Gemeinde unter dem Pfarrer Dr. Maximiliano Gálvez.
Religiöse Feste – „Zweite Ostern“
Besonders lebendig wird die Kirche Ende August: Vier Prozessionen, bekannt als „Segunda Pascua“, ziehen Gläubige aus der ganzen Region an.
- 26. Juli: Festtag der Santa Ana – Prozession von San Joaquín und Santa Ana gemeinsam auf kleinen Andas.
- 2. Augustwoche: Fest von San Joaquín – erneute Doppelprozession.
- Letzter Sonntag im August: Hauptfest – Große Prozession mit Santa Ana, San Joaquín, der Reina Chiquita und San José.
Besucherinformationen
- Lage: Plazoleta de Santa Ana, 1 km von der Plaza Mayor (6 Min. per Taxi)
- Vom Flughafen: 4 km (20 Min. per Taxi)
- Vom Busbahnhof: 4,42 km (23 Min. per Taxi)
- Öffnungszeiten: Täglich 6:00–20:00 Uhr
- Eintritt: Kirche kostenlos; Museum & Glockenturm S/ 5
- Beste Besuchszeit: Ganzjährig, besonders eindrucksvoll während der August-Feierlichkeiten