Kirche und Kloster Santa Teresa – Barocke Pracht, klösterliche Tradition und das Herz des ayacuchanischen Folkloreglaubens
In der sechsten Querstraße des Jirón 28 de Julio, gegenüber einer kleinen Plaza gleichen Namens, erhebt sich die Kirche und das Kloster Santa Teresa – ein Juwel kolonialer Sakralarchitektur und ein lebendiger Ort spiritueller und kultureller Traditionen. Geweiht und feierlich eröffnet wurde der Komplex am 15. Oktober 1703 durch den Bischof von Huamanga, Diego Ladrón de Guevara, der auch selbst künstlerische Beiträge leistete, darunter den Altar der Heiligen Liberata. Die ersten Karmelitinnen kamen bereits 1683 nach Huamanga und wohnten zunächst im Hospiz von San Cristóbal, bevor sie 1703 in einer prachtvollen Zeremonie ihr eigenes Kloster bezogen.
Jesuitischer Barock und harmonische Fassade
Die Kirche ist im jesuitischen Barockstil gestaltet, erkennbar an der Symmetrie und der klaren Gliederung der Fassade. Über dem Haupteingang, nach Norden ausgerichtet, befindet sich eine Nische mit der Statue der Heiligen Teresa von Ávila. Charakteristisch sind die rustikale Bossenwerk-Optik im unteren Fassadenbereich und an den Pilastern, die die Nische rahmen, sowie der ornamentale Hochrelief-Schmuck. Der campanileartige Glockenturm wird von einem nervierten kleinen Kuppeldach und einer elliptischen Basis gekrönt.
Innenraum – Churrigueresker Hochaltar und kunstvolle Details
Breite Mauern tragen das Dach des einschiffigen Kirchenraums. Gleich hinter dem Eingang wölbt sich ein Sotokor mit einem gedrückten Bogen, am gegenüberliegenden Ende erhebt sich der monumentale Hochaltar im churrigueresken Stil: reich vergoldet, mit üppigen Schnitzereien, Blattwerk, Engeln und einem zentralen Wappen, das plastisch hervortritt. Hier thront die Heilige Jungfrau vom Berge Karmel (Virgen del Carmen), Patronin des ayacuchanischen Folklore.
Insgesamt beherbergt die Kirche sechs Altäre, darunter der spätbarocke Altar der Heiligen Liberata. Die Chorempore wird von einer mudejarischen, vergoldeten Holzgitterarbeit mit Elfenbeineinlagen abgeschlossen, bekrönt vom Wappen der Familie De La Masa. Der hölzerne Kanzelkorb ist komplett in Blattgold gefasst und reich mit Reliefs verziert.
Gemälde und religiöse Kunstwerke
Zu den herausragenden Kunstwerken gehören „Die Kreuzigung“, „Der Kalvarienberg“, „Der Stammbaum des Karmeliterordens“ mit über 50 Figuren beider Geschlechter, „Das letzte Abendmahl“ – dargestellt mit knienden Karmelitinnen hinter den Aposteln – und eine Szene, in der der Apostel Bartholomäus seinen Blick von Christus abwendet, um mit Santa Teresa zu sprechen.
Von hier aus zieht in der Semana Santa die Prozession des Señor de Ramos am Palmsonntag hinaus – mit einer Christusfigur auf einem weißen Eselchen.
Kloster – Kunst, Garten und Handwerk
Das Kloster Santa Teresa ist ein harmonischer Bau aus Kalk und Ziegeln. Im Zentrum des Gartens steht eine schattige Gloriette mit Sitzbänken. Östlich, hinter der Apsis der Kirche, liegt der Noviziats-Kreuzgang, dessen Vestibül von einer kleinen Kuppel mit vier Fenstern überragt wird. Hier werden wertvolle Kunstwerke, Skulpturen und Gemälde bewahrt, darunter farbenprächtige Blumenmotive als Wandmalereien.
Die Nonnen sind bekannt für ihre handwerklichen und kulinarischen Erzeugnisse: Süßgebäck, Kekse, Kokospralinen, Panetones, Honig, Agua de agraz, Agua del Carmen, Torten für besondere Anlässe sowie religiöse Artikel wie Bibeln, Rosenkränze, Reliquiare, Medaillen und Devotionalien. Verkauf und Ausstellung befinden sich direkt neben der Kirche.
Fest der Virgen del Carmen
Jedes Jahr im Juli wird die Virgen del Carmen, Patronin des Folklore Ayacuchano und Ehrenbürgermeisterin von Huamanga, mit großem Eifer gefeiert. Vom 1. bis 20. Juli finden täglich Morgengebete in Quechua um 5:30 Uhr statt, gefolgt von den traditionellen Misas de Aurora. Der 16. Juli ist der Hauptfesttag, doch am darauffolgenden Sonntag wird eine noch größere Feier mit Musik- und Tanzgruppen aus der Region veranstaltet.
Besucherinformationen
- Lage: 600 m (15 Minuten zu Fuß) von der Plaza Mayor
- Vom Flughafen: ca. 3,73 km (16 Minuten per Taxi)
- Vom Busterminal: ca. 4,75 km (20 Minuten per Taxi)
- Eintritt:
- Kirche: frei (während Messen und religiöser Feiern)
- Kloster: nur zu Ostern geöffnet, Eintritt S/ 10,– (für Instandhaltung)
- Öffnungszeiten: ganzjährig, Kirche 06:00 – 20:00 Uhr (abhängig von Gottesdiensten)
Titelbild: Mincetur