
Lampa – die rosafarbene Kolonialstadt im Altiplano
Überblick: Von der Inka-Vergangenheit zur „Ciudad Rosada“
Die Stadt Lampa, nördlich des Titicacasees im peruanischen Altiplano gelegen, ist ein Ort, in dem sich präinkaische Geschichte, Kolonialarchitektur und lebendige Tradition überschneiden. Der Chronist Pedro Sarmiento de Gamboa berichtet, dass Lampa bereits in vorkolonialer Zeit existierte und dass der Inka-Herrscher Pachacútec während seiner Feldzüge hier Station machte, um verwundete Soldaten zu versorgen. Heute ist Lampa als „Ciudad Rosada“ bekannt – Stadt der rosafarbenen Häuser – und gilt als eine der atmosphärischsten Kolonialstädte der Region Puno.
Geschichte Lampas: Vom Reich der Inka zur Republik
Vorkoloniale Wurzeln und spanische Gründung
Laut Sarmiento de Gamboa war Lampa bereits vor Ankunft der Spanier ein bedeutender Ort im Hochland, eingebunden in die politischen und militärischen Strukturen des Inka-Reiches. Die spanische Stadtgründung erfolgte am 25. Juli 1675 durch den Jesuiten Francisco Goyzueta. Damals erhielt der Ort den Namen „Santiago de Lampa“ – zu Ehren des Apostels Jakobus, der bis heute Schutzpatron der Stadt ist.
Im selben Jahr begann der Bau des Templo Santiago Apóstol, der monumentalen Pfarrkirche, die bis heute die Silhouette Lampas prägt. Von diesem Sakralbau aus entwickelte sich die koloniale Stadtstruktur rund um Plaza, Straßenraster und Herrenhäuser.

Lampa im Vizekönigreich und im neuen Staat Peru
Politisch gehörte Lampa zunächst zum Vizekönigreich Peru, bis es im Jahr 1776 zusammen mit den Gebieten Azángaro, Carabaya, Chucuito und Huancané der Verwaltung des Vizekönigreichs Río de la Plata (Buenos Aires) zugeordnet wurde. Kirchlich blieb es jedoch weiterhin der Diözese Cusco unterstellt – ein typisches Beispiel für die Überschneidung politischer und kirchlicher Zuständigkeiten in der Kolonialzeit.
In der Republik Peru wurde die Provinz Lampa am 21. Juni 1825 durch ein Dekret des Befreiers Simón Bolívar geschaffen. An diesem Datum feiert Lampa bis heute seinen Provinzgeburtstag. Später, am 24. Dezember 1870, verlieh der peruanische Kongress der damaligen Villa Lampa offiziell den Titel einer Stadt – ein Meilenstein in ihrer politischen und städtischen Entwicklung.
Stadtbild und Kolonialarchitektur
Die „Ciudad Rosada“ – Stadt der rosafarbenen Häuser
Lampa ist bekannt als „Ciudad Rosada“, weil viele der alten Häuser aus Adobe mit rosafarbener Erde (choccorosí) verputzt oder gestrichen sind. Diese warme Tönung verleiht der Stadt im Hochlandlicht eine ganz eigene Atmosphäre – besonders morgens und am späten Nachmittag, wenn die Sonne die Fassaden zum Glühen bringt.
Koloniale Herrenhäuser und Haus-Patio-Typologie
Das historische Zentrum von Lampa ist geprägt von Kolonialbauten, die bis heute in großen Teilen erhalten sind:
- einstöckige und zweistöckige Casonas,
- Adobe-Mauern mit Putz und teils rosafarbener Fassung,
- Satteldächer mit gebrannten Tonziegeln.
Typisch ist die Haus–Patio-Typologie: Ein zentrales Innenhof verbindet die verschiedenen Räume und öffnet sich zur Straße über einen Zugangskorridor (Zaguán). Diese Bauweise sorgt für Licht, Belüftung und klare Trennung von öffentlichem und privatem Raum.
Mit dem wirtschaftlichen Wachstum der Stadt hat sich Lampa in den letzten Jahrzehnten über das historische Zentrum hinaus ausgedehnt. Dabei haben sich auch Materialien und Baustile verändert: Moderne Konstruktionen aus Ziegel und Beton ergänzen die traditionellen Häuser, ohne deren Bedeutung als architektonisches Erbe zu schmälern.

Die sieben „Wunder“ von Lampa
Früher sprach man in Lampa von den sieben Wundern der Stadt – herausragenden Bauwerken und Besonderheiten, die den Ruhm der Stadt begründeten:
- Templo Santiago Apóstol: die monumentale Stein- und Ziegelkirche als architektonischer Mittelpunkt der Stadt.
- Kolonialbrücke: eine Brücke aus Kalkmörtel mit Verkleidungen aus Tuffstein (Sillar), Zeugnis kolonialer Ingenieurskunst.
- Replik der „Pietà“: eine Nachbildung der berühmten Skulptur von Michelangelo Buonarroti, die im Kirchenraum besondere Aufmerksamkeit erregt.
- Prozessionsanda der Virgen Inmaculada: ein eindrucksvolles, etwa 4 Meter langes Tragegestell, das bei Festen von den Gläubigen durch die Straßen getragen wird.
- Chinchilla-Zuchtanlage: eine spezielle Infrastruktur, die einst für rund 250 Chinchillas ausgelegt war – Ausdruck einer besonderen lokalen Tierhaltungstradition.
- Steingefängnis: ein Gefängnisbau, der vollständig aus Stein errichtet wurde.
- Palacio Municipal: das Rathaus, gebaut aus massiven Sillar-Blöcken, das dem Stadtzentrum ein repräsentatives Gepräge verleiht.
Auch wenn sich Lampa weiterentwickelt hat, bleiben diese „Wunder“ wichtige Orientierungspunkte für Besucherinnen und Besucher, die die koloniale Vergangenheit und lokale Besonderheiten kennenlernen möchten.
Feste, Kultur und lebendige Tradition
Patronatsfeste und religiöse Feiern
Lampa ist ein lebendiger Glaubens- und Festort. Zwei Patronatsfeste ragen besonders heraus:
- Fest des heiligen Santiago: am 24. Juli ehrt die Stadt ihren Patron mit Messen, Prozessionen und Tanzvorführungen.
- Fest der Virgen de la Inmaculada: am 6. Dezember wird die Unbefleckte Empfängnis mit religiösen Feierlichkeiten, Musik und traditionellen Tänzen gefeiert.
Zu diesen Anlässen kehren viele in der Ferne lebende Lampinos in ihre Heimat zurück. Die Stadt füllt sich mit Besuchern, Rückkehrern und Touristen, die gemeinsam die Darbietungen und Prozessionen erleben.
Tänze, Trachten und Kunsthandwerk
Während der Feste und auch zu anderen Anlässen lassen sich in Lampa vielfältige kulturelle Ausdrucksformen entdecken:
- typische und „mestizische“ Tänze mit traditionellen und kostümierten Trachten,
- Traje de luces – aufwendig verzierte Kostüme mit Spiegeln, Pailletten und Stickereien,
- lokales Kunsthandwerk, darunter Textilien, Schnitzarbeiten und Alltagskeramik,
- koloniale Malereien in Kirchen und Herrenhäusern, die die religiöse und soziale Geschichte der Stadt widerspiegeln.
Für Kulturreisende ist Lampa damit ein idealer Ort, um andine Festkultur, Architektur und Kunst komprimiert zu erleben.

Landschaft und Umgebung: Laguna Colorada und Andenkette
Über die Stadt hinaus beeindruckt Lampa mit einer reichen Landschaftskulisse. In der Nähe liegt die Laguna Colorada, deren Wasser je nach Licht und Jahreszeit unterschiedliche Farbtöne annimmt. Am Horizont erhebt sich die Cordillera de los Andes, die mit ihrer Silhouette das Stadtbild rahmt.
Von verschiedenen Aussichtspunkten in und um Lampa bietet sich ein Panorama, das Altiplano-Ortschaft, Lagune und Gebirgszug in einem Bild vereint – ein ideales Motiv für Fotografie, Malerei oder einfach zum stillen Genießen.
Sehenswürdigkeiten in und um Lampa
Rund um die „Ciudad Rosada“ Lampa erwarten Besucherinnen und Besucher eindrucksvolle Natur- und Kulturhighlights: Wasserfälle auf über 4.000 Metern, uralte Polylepis-Wälder, Hochlandseen voller Flamingos, Thermalgeysire, aber auch koloniale Architektur, archäologische Stätten und traditionelle Tierzucht. Eine Auswahl der schönsten Ausflugsziele:
Cataratas de Vila Vila – Hochandiner Wasserfall bei Vilavila
Besuche die Cataratas de Vila Vila bei Vilavila (Lampa): Wasserfall auf rund 4.329 m Höhe, umgeben von Queñua-Wäldern, Ichu-Gras, Lamas und Alpakas – ideal für Trekking, Natur- und Landschaftsfotografie.
Bosque de Queñuas de Cara Cara – Hochandiner Polylepis-Wald bei Lampa
Erkunde den Bosque de Queñuas de Cara Cara bei Lampa: ein seltener, hochandiner Polylepis-Wald, bedrohtes Ökosystem und perfektes Ziel für Wanderungen, Flora-Studien und Vogelbeobachtung im peruanischen Altiplano.
Laguna Lagunillas – Hochlandsee und Vogelparadies bei Santa Lucía
Entdecke die Laguna Lagunillas bei Santa Lucía (Lampa): hochandiner See auf etwa 4.179 m, Heimat von Flamingos und Andenenten, umgeben von Puna-Flora und Forellenzucht – ein Paradies für Naturbeobachtung und leichte Wanderungen.
Baños Termales Geiseres de Pinaya – Heiße Quellen im Hochland von Santa Lucía
Erlebe die Baños Termales Geiseres de Pinaya bei Pinaya (Santa Lucía, Lampa): natürliche Geiser und heiße Thermalbäder über 4.000 m, eingebettet in eine karge Andenlandschaft mit Vizcachas und weiter Sicht über das Hochland.
Sitio Arqueológico de Lamparaquen – Präkolumbische Spuren nahe Lampa
Im archäologischen Gebiet von Lamparaquen lassen sich Überreste präkolumbischer Siedlungen entdecken: Steinfundamente, Grabstrukturen und Keramikfragmente geben Einblick in die frühe Besiedlungsgeschichte des Lampa-Beckens.
Wapululos – Karneval von Lampa
Der Wapululos-Karneval von Lampa verbindet farbenprächtige Kostüme, Andenmusik und Tanz mit tief verwurzelter Aymara- und Mestizen-Tradition – ein intensives Kulturerlebnis für alle, die zur Karnevalszeit nach Lampa reisen.
Arquerías de Sillar – Historische Steinbögen der Ciudad Rosada
Die Arquerías de Sillar sind elegante Reihen von Steinbögen aus hellem Tuffstein, die an die Blütezeit der Kolonialarchitektur in Lampa erinnern und sich ideal für Stadtspaziergänge und Architekturfotografie eignen.
Criadero de Chinchillas – Traditionelle Chinchilla-Zucht bei Lampa
Im Chinchilla-Zuchtzentrum von Lampa erfahren Besucherinnen und Besucher mehr über Haltung, Schutz und Geschichte dieser andinen Kleinsäuger – ein ungewöhnlicher Einblick in lokale Tierzucht und Wirtschaftstraditionen des Altiplano.
Besuch der Stadt Lampa
Anreise von Puno nach Lampa
Lampa ist von der Stadt Puno aus leicht zu erreichen und lässt sich gut als Tages- oder Zwischenstopp einplanen:
- Strecke: Puno – Lampa
- Abfahrtsort in Puno: Terminal Terrestre Interprovincial bzw. Paradero der Minibusse nach Lampa
- Verkehrsmittel: Linienbus oder Minibus (Colectivo)
- Distanz und Dauer: rund 1,5–2 Stunden Fahrzeit je nach Verkehr
Lage und Zugang innerhalb der Stadt
Lampa ist ein guter Ausgangspunkt, um das nördliche Hochland der Region Puno zu erkunden. Innerhalb der Stadt sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß erreichbar:
- Strecke: Paradero der Minibusse von Lampa – Plaza de Armas der Stadt
- Distanz: etwa 400 Meter
- Gehzeit: rund 8 Minuten
Beste Reisezeit und Aufenthaltsdauer
Lampa kann das ganze Jahr über besucht werden. Die Stadt ist tagsüber lebendig, abends ruhig und sicher; wie überall im Altiplano sollte man sich auf starke Sonneneinstrahlung und kühle Nächte einstellen.
- Empfohlene Besuchszeit: ganzjährig
- Typische Tageszeiten: etwa 07:00 – 21:00 Uhr für Spaziergänge, Besichtigungen und Restaurantbesuche
Wer die Stadt intensiver kennenlernen möchte, plant am besten mindestens einen vollen Tag ein – idealerweise rund um die großen Patronatsfeste Ende Juli oder Anfang Dezember.
Aktivitäten für Besucherinnen und Besucher
Stadtrundgang, Fotografie und Studien
- Fotografie und Filmaufnahmen: koloniale Fassaden, rosafarbene Adobe-Häuser, der Templo Santiago Apóstol, die Plaza de Armas und das Panorama mit Lagune und Andenkette.
- Religiöse und patronale Aktivitäten: Teilnahme an Prozessionen und Messen während der Feste am 24. Juli und 6. Dezember.
- Studien und Forschung: Lampa eignet sich hervorragend für Untersuchungen zu Kolonialarchitektur, Stadtentwicklung und religiöser Kultur im Altiplano.
- Landschaftsbeobachtung: Aussichtspunkte bieten Blicke über die Stadt, die Lagune und die Berge – besonders stimmungsvoll zum Sonnenauf- oder -untergang.
- Kulturelle Aktivitäten: Beobachtung und Dokumentation von Tänzen, Musik, Theater, Kunsthandwerk und kolonialer Malerei.
Tipps für Kultur- und Architekturreisende
Wer Lampa besucht, sollte:
- bequeme Schuhe für Pflasterstraßen und kurze Anstiege mitbringen,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnencreme) nicht vergessen,
- warme Kleidung für die kühleren Abendstunden einplanen,
- genügend Zeit einplanen, um Kirche, Plaza, Brücken, öffentliche Gebäude und Wohnviertel in Ruhe zu erkunden.
In Kombination mit Besuchen in Puno, Juliaca, Azángaro und anderen Orten der Region lässt sich Lampa ideal in eine kulturhistorische Route durch den peruanischen Altiplano einbinden – als rosafarbene, koloniale Station zwischen See, Lagune und Andenkette.

