
Mirador Kolqueparque – Heiliger Aussichtsberg über Ayaviri
Natürlicher Balkon mit Blick auf Ayaviri, Geschichte und gelebte Andenkultur
Der Mirador Kolqueparque erhebt sich östlich der Stadt Ayaviri in der Provinz Melgar (Region Puno). In einem kalten, trockenen, aber gemäßigten Hochlandklima bietet der Berg einen der eindrucksvollsten Ausblicke auf die Stadt und die weite Puna-Landschaft. Besonders bei Sonnenuntergang färbt ein spektakuläres Wolkenspiel (celaje) den Himmel über Ayaviri in intensive Orange- und Rottöne – ein Moment, der Besucher wie Einheimische in den Bann zieht.
Kolqueparque ist jedoch weit mehr als nur ein Aussichtspunkt: Seit Zeiten vor der Ankunft der Inka gilt der Berg als heiliger Ort, als Platz für Rituale, Opfergaben an die Pachamama und als Schauplatz lebendiger Volksfrömmigkeit rund um die Virgen de la Candelaria.
Geschichte, Legenden und Zeremonien
Der Cerro Kolqueparque ist tief mit der Geschichte der Region verbunden. Von seiner Spitze aus soll man den Cerro Antaymarka erkennen – den Ort, an dem sich, so erzählt die lokale Überlieferung, eine Schlacht zwischen einem vorinkaischen Volk und den Inka ereignet haben soll. In den Hängen und auf den Plateaus des Berges finden sich Keramikfragmente verschiedener Epochen, Hinweise auf die lange Besiedlung und kultische Nutzung des Ortes.
Seit unvordenklicher Zeit dient Kolqueparque als zeremonielles Zentrum:
- Opfergaben an die Pachamama als Dank für Ernte, Wasser und Schutz,
- Rituale mit Coca-Blättern, Alkohol und traditionellen Gaben,
- Feuer- und Reinigungszeremonien zur Harmonisierung mit den Apus, den Schutzbergen.
Die Präsenz von Keramikscherben verschiedener Kulturen zeigt, dass hier über viele Generationen hinweg Rituale und Feste abgehalten wurden – ein lebendiges Archiv der spirituellen Geschichte Ayaviris.
Ein natürlicher Balkon über Ayaviri
Die Silhouette des Miradors ist einzigartig: Ein Teil der Bergspitze wirkt, als sei er abgeschnitten – ein vorspringender Felsvorsprung formt einen natürlichen Balkon, von dem aus man die Stadt Ayaviri, die umliegenden Hügel und das flirrende Licht der Anden in voller Weite überblicken kann.
Auf dem letzten flachen Abschnitt der Bergkuppe befinden sich zwei Kapellen zu Ehren der Virgen de la Candelaria. Der Überlieferung nach erschien die Heilige hier auf dem Berg und bat bei ihrer Ankunft um Coca-Blätter. Seitdem ist es Tradition, während der Festtage das „K’intusqa“ – das rituelle Anbieten von ausgewählten Coca-Blättern – auf dem Cerro abzuhalten.

Religiöse Feste und lebendige Andentradition
Die Verehrung der Virgen de la Candelaria ist heute eine der wichtigsten Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit in Ayaviri. Jedes Jahr am 24. Januar verwandelt sich Kolqueparque in ein großes religiöses und kulturelles Festzentrum.
- Gläubige aus Ayaviri und aus weiter entfernten Orten wie Juliaca, Azángaro, Huancané, Sicuani und sogar aus Bolivien pilgern auf den Berg,
- es werden Altäre aufgebaut, geschmückt mit Blumen, Kerzen und Bildern der Virgen,
- Essensstände und Verkaufsstände mit lokalen Spezialitäten und Andenprodukten säumen die Wege,
- es finden Präsentationen von Tänzen, Musik und künstlerischen Darbietungen statt,
- eine Plaza de toros auf dem Berg dient für traditionelle Stierkämpfe während des Festes.
Auch der Karfreitag (Viernes Santo) und das Fest der Kreuze (Fiesta de las Cruces) sind wichtige Termine. Entlang des Weges zur Spitze sind eine Reihe von Kreuzen in den Boden eingelassen, die bis zur höchsten Kuppe führen.
Kreuze, Steine und symbolische Reinigung
Am obersten Punkt des Cerro Kolqueparque legen die Besucherinnen und Besucher traditionell Steine als Symbol für ihre Sünden und Lasten ab und bitten um Vergebung. Jeder Stein steht für einen Fehler, eine Sorge oder eine Bitte, die man der Pachamama und den Heiligen überlässt. So wird der Aufstieg zu einer Art spiritueller Weg der Reinigung, in dem sich christliche Rituale und andine Kosmovision überlagern.
Zugänge und Aufstieg zum Mirador
Der Mirador Kolqueparque verfügt über drei Hauptzugänge, die unterschiedliche Möglichkeiten für Besucher bieten:
- Hauptaufgang mit Treppen: ein ausgebauter Weg mit Stufen, ideal für Pilger und Besucher, die strukturiert aufsteigen möchten,
- Fußweg (rein peatonal): ein Erdpfad für diejenigen, die den Berg in ruhigem Tempo zu Fuß erklimmen,
- Kombinierter Zugang: ein Pfad, den man teilweise mit Fahrzeug erreichen kann, um anschließend zu Fuß bis zum Gipfel aufzusteigen.
Entlang der Wege säumen Kreuze, kleine Altäre und weite Ausblicke den Weg – schon während des Aufstiegs eröffnet sich Schritt für Schritt das Panorama über Ayaviri und die umliegende Hochebene.

Aktivitäten auf dem Cerro Kolqueparque
Der Mirador bietet eine Mischung aus spirituellen Erfahrungen, Kultur und Outdoor-Aktivitäten. Besucher können je nach Interesse unterschiedliche Schwerpunkte setzen:
- Fotografie und Filmaufnahmen
Ideal für stimmungsvolle Aufnahmen von Sonnenauf- und -untergängen, religiösen Prozessionen, Altären und Panoramen über Ayaviri. - Religiöse und patronale Aktivitäten
Teilnahme an Messen, Prozessionen und Festen zu Ehren der Virgen de la Candelaria, an Karfreitag und zum Fest der Kreuze. - Rituale und mystische Traditionen
Beobachtung oder Teilnahme an Andenritualen, etwa Opfergaben an Pachamama oder symbolische Reinigungsrituale mit Steinen und Coca-Blättern. - Beobachtung des Landschaftsbildes
Der Mirador ist einer der besten Punkte, um das Stadtbild von Ayaviri, die umliegenden Berge und den Himmel des Altiplanos zu bewundern. - Caminata/Trekking
Leichte bis mittlere Wanderungen auf den verschiedenen Pfaden des Berges – ideal, um die Landschaft aktiv zu erleben. - Paseos en bicicleta
Fahrradtouren bis zum Zugang zum Mirador oder entlang der Fuß der Hänge, für geübte Biker auch Abschnitte mit leichter Steigung. - Kulturelle Aktivitäten
Apreciación de Danza, Musik, Konzerte und künstlerische Darbietungen, die insbesondere während der Festtage auf dem Berg stattfinden.
Anreise zum Mirador Kolqueparque
Die Anreise zum Mirador Kolqueparque erfolgt über Puno und Juliaca nach Ayaviri; von dort ist es nur ein kurzer Weg bis zum Fuß des Berges.
Route über Puno und Juliaca
- Puno – Juliaca (Terminal Las Mercedes)
Start: Paradero der Combis Virgen de Fátima Express in Puno
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi
Straßentyp: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 45 km / etwa 1 Stunde - Juliaca – Ayaviri
Start: Terminal Las Mercedes (Juliaca)
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi
Straßentyp: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 96,1 km / ca. 1 Std. 20 Min.
Innerhalb von Ayaviri
- Terminal Terrestre Ayaviri – Mirador Natural Kolqueparque
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Mototaxi oder Taxi
Straßentyp: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 2,4 km / etwa 10 Minuten
Beste Reisezeit und Besuchstipps
Der Mirador Kolqueparque kann ganzjährig besucht werden. Aufgrund der Höhenlage und des Lichtes sind bestimmte Tageszeiten besonders lohnend.
- Besuchszeitraum: das ganze Jahr über
- Empfohlene Besuchszeiten: 06:00 – 16:00 Uhr
- Für Sonnenaufgang und -untergang: frühe Morgenstunden oder später Nachmittag einplanen – die Himmelsszenerie ist dann besonders eindrucksvoll.
Empfohlene Ausrüstung:
- warme, winddichte Kleidung im Zwiebellook,
- feste Schuhe für die Wege und Pfade,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnenschutzcreme),
- für Festtage: etwas Geld für Speisen, Getränke und Opfergaben,
- Kamera oder Smartphone für Panorama- und Festaufnahmen.
Wer den Mirador Kolqueparque besucht, erlebt Ayaviri aus einer anderen Perspektive: als Stadt zu Füßen eines heiligen Berges, in dem sich Landschaft, Glaube und Geschichte des Andenhochlands auf engem Raum begegnen.

