
Museo Schafferer in Pozuzo – auf den Spuren der Tiroler und Rheinländer Kolonisten
Überblick: Heimatmuseum der ersten Siedler von Pozuzo
Das Museo Schafferer in Pozuzo ist ein historisches Museum, das der Geschichte der ersten österreichisch-deutschen Kolonisten und ihren Verbündeten in der peruanischen Selva gewidmet ist. In vier Ausstellungsbereichen werden Originalobjekte der Gründergeneration präsentiert – von Arbeitswerkzeugen über religiöse Stücke bis hin zu Alltagsgegenständen der Familien, die Pozuzo aufgebaut haben. Untergebracht ist das Museum in der historischen Casa “La Betania”, einem etwa 100 Jahre alten Gebäude, dessen Ursprung auf den Reverendo Padre Francisco Schafferer zurückgeht.
Geschichte des Museo Schafferer
Die Geschichte des Museums ist eng mit der Entwicklung Pozuzos und dem Engagement lokaler Kulturvereine verknüpft. Die Asociación de Historia y Cultura de Pozuzo setzte sich seit ihrer Gründung am 27. Mai 1979 zum Ziel, ein „Museo de sitio“ zur Erinnerung an die Pioniere zu schaffen.
Von „La Betania“ zum Museum
Das heutige Museumsgebäude war ursprünglich die Casa “La Betania”, errichtet durch den Priester Francisco Schafferer. Das Haus diente lange als wichtiger Treffpunkt im Ort und wurde schließlich – auf Initiative der Asociación de Mutuos Auxilios de Pozuzo – in ein Museum umgewandelt.
- Gebäudealter: ca. 100 Jahre
- Museumsgründung: 19. September 1993
- Cofundadora: die Tiroler Lehrerin Theresia Treichl
Die Einrichtung des Museums ist zugleich ein Akt der Anerkennung und des Gedenkens an bedeutende Persönlichkeiten der lokalen Geschichte, wie Agustín Egg Schuler, Carolina Egg Johann, Rodolfo Egg JohannJuan Gstir, die zu den wichtigsten Gestaltern der Kolonie zählen.
Restaurierung und Erhalt
In den Jahren 2004–2005 wurde das Gebäude umfassend rekonstruiert, um den historischen Charakter zu bewahren und gleichzeitig moderne Museumsstandards zu erfüllen.
- Finanzierung: durch die Europäische Gemeinschaft
- Umsetzung: durch PRODAPP und die Municipalidad Distrital de Pozuzo
- Architektur: Wiederherstellung des traditionellen Tablilla-Daches (Holzschindeln)
- Konzept: laufende Arbeiten in Museologie, Museografie und Konservierung
Heute verbindet das Museo Schafferer den Charme eines historischen Holzhauses mit einer professionell kuratierten Ausstellung, die sowohl für Reisende als auch für Forschende und Nachfahren der Kolonisten von Bedeutung ist.

Sammlung und Ausstellungsbereiche
Die Sammlung des Museums ist nach thematischen Bereichen gegliedert und zeigt, wie die ersten Siedler ihren Alltag in einem abgelegenen und herausfordernden Umfeld organisierten. Insgesamt umfasst die Ausstellung vier Hauptbereiche, in denen Objekte der Kolonisten, aber auch präkolumbische Funde präsentiert werden.
Alltag und Hauswirtschaft der Kolonisten
In diesem Bereich werden authentische Gebrauchsgegenstände der ersten Familien gezeigt:
- Arbeitswerkzeuge aus Landwirtschaft, Handwerk und Waldwirtschaft
- Küchenutensilien und Haushaltsgeräte der Siedler
- Holzmöbel – Tische, Truhen, Stühle – typisch für die frühe Siedlungszeit
- Keramiken und Geschirr, teils importiert, teils lokal gefertigt
- Historische Fotografien der ersten Familien und des wachsenden Dorfes
Handwerk, Schuhe und das „Machete Schafferer“
Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich den handwerklichen Traditionen und Besonderheiten der Kolonie.
- Schuhleisten und Formen zur Herstellung der berühmten „trancachos“ oder „zapatos pozucinos“ – der typischen Lederstiefel aus Pozuzo.
- Verschiedene Handwerkswerkzeuge aus Holz- und Lederverarbeitung.
- Das bekannte „machete Schafferer“, Symbol für Pionierarbeit, Waldarbeit und Erschließung des Landes.
Religiöse und kulturelle Objekte
Die katholische Tradition der Kolonisten spiegelt sich in einer Auswahl von religiösen Objekten wider:
- Kruzifixe, Rosenkränze und liturgische Gegenstände
- Heiligenbilder und religiöse Kunst aus Europa und der Region
- Elemente, die die Kombination von Tiroler, Rheinländer und lokaler Religiosität widerspiegeln
Inka- und Prä-Inka-Fundstücke
Über die Kolonialgeschichte hinaus beherbergt das Museo Schafferer auch archäologische Fundstücke, die an die lange Geschichte der Region vor der Ankunft der europäischen Siedler erinnern:
- Keramische Fragmente aus Inka- und Prä-Inka-Zeit
- Steinwerkzeuge, darunter Steinäxte
- weitere Funde, die auf indigene Kulturen im Umland hinweisen
Dieser Bereich verdeutlicht, dass die Geschichte der Region nicht erst mit der Kolonie beginnt, sondern tief in vor-koloniale Traditionen eingebettet ist.
Besucherführung, Information und Vermittlung
Um die historischen Inhalte verständlich und anschaulich zu vermitteln, verfügt das Museum über Interpretationstafeln und didaktische Materialien.
- Muren und Tafeln mit Erklärungen zur Geschichte Pozuzos
- Karten, die die Route der Kolonisten von Europa bis in die Selva nachzeichnen
- Texte und Fotos zu kulturellen Traditionen, Architektur und Alltagsleben der Nachkommen
So wird der Besuch nicht nur zu einem Rundgang durch eine Sammlung, sondern zu einer Reise durch die Migrations- und Aufbaugeschichte von Pozuzo.
Aktivitäten für Besucher
Das Museo Schafferer ist ein idealer Ort für alle, die sich für Migrationsgeschichte, Kolonisationsprozesse und Kulturgeschichte interessieren.
Was man im Museum unternehmen kann
- Toma de fotografías y filmaciones: Fotografieren für private Zwecke ist in der Regel erlaubt; dabei sollten die Hinweise des Personals beachtet werden.
- Studien und Forschung: Das Museum ist eine wertvolle Quelle für Studierende, Historiker und Kulturinteressierte, die zur Geschichte Pozuzos forschen.
- Kauf von Souvenirs: In der Umgebung können Artesanías und Erinnerungsstücke erworben werden, die die österreichisch-deutsche und lokale Tradition widerspiegeln.
Anreise zum Museo Schafferer
Das Museo Schafferer befindet sich im Zentrum von Pozuzo, unweit der Plaza Los Colonos, und ist von Oxapampa aus relativ einfach zu erreichen.
Route von Oxapampa nach Pozuzo
- Strecke: Plaza principal de Oxapampa – Plaza Los Colonos (Pozuzo)
- Art des Zugangs: terrestrisch
- Verkehrsmittel: Privatfahrzeug oder Taxi
- Straßentyp: asphaltiert (mit kurvigen Bergabschnitten)
- Distanz: ca. 76,3 km
- Fahrzeit: etwa 2 Stunden
Innerortsroute in Pozuzo
- Strecke: Plaza Los Colonos – Museo Schafferer
- Art des Zugangs: terrestrisch
- Verkehrsmittel: zu Fuß, Auto oder Mototaxi
- Straßentyp: asphaltiert
- Distanz: ca. 0,34 km
- Fahr- bzw. Gehzeit: ca. 5 Minuten
Eintritt, Öffnungszeiten und beste Besuchszeit
Das Museum ist ganzjährig geöffnet und kann sowohl im Rahmen eines Tagesausflugs als auch im Zuge einer längeren Reise durch die Region Oxapampa–Pozuzo besucht werden.
Eintrittspreise
- Erwachsene: S/ 4,00
- Studierende: S/ 3,00
- Senioren: S/ 2,00
- Kinder: S/ 1,00
- Optionale Führung: S/ 2,00
Öffnungszeiten
- Montag bis Samstag: 09:00 – 13:00 Uhr und 14:30 – 16:00 Uhr
- Sonntag: 09:00 – 13:00 Uhr
Ein geführter Besuch am Vormittag bietet ausreichend Zeit, um die Ausstellung in Ruhe zu erkunden und anschließend den Ort Pozuzo und seine Umgebung kennenzulernen.
Praktische Tipps für den Besuch
- Kleidung: Bequeme Kleidung und leichte Jacke – das Klima kann zwischen mild und warm wechseln.
- Sprache: Viele Informationen sind auf Spanisch; Grundkenntnisse oder eine Führung erleichtern das Verständnis.
- Respekt: Es handelt sich um einen Erinnerungsort für Familien; Fotos von Personen und sensiblen Objekten nur nach Rücksprache.
- Kombination: Der Museumsbesuch lässt sich gut mit einem Rundgang durch Plaza Los Colonos, der Kirche und weiteren historischen Punkten Pozuzos verbinden.
Der Besuch des Museo Schafferer ist eine Reise in die Migrationsgeschichte zwischen Tirol, Rheinland und peruanischer Selva. Zwischen Holzschindeldach, historischen Werkzeugen und verblassten Fotografien wird deutlich, mit wie viel Mut, Arbeit und kultureller Vielfalt Pozuzo entstanden ist – ein unverzichtbarer Stopp für alle, die die Geschichte der Region verstehen möchten.

Karte
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