
Nevados Allin Qhapaq, Huayna Qhapaq und Chichi Qhapaq – Eisriesen der Cordillera Carabaya in Puno
Überblick über die Nevados der Cordillera Carabaya
Die Nevados Allin Qhapaq, Huayna Qhapaq und Chichi Qhapaq zählen mit Höhen von bis zu 5.767 Metern über dem Meeresspiegel zu den imposantesten Gipfeln der südlichen Anden. Sie bilden die höchsten Punkte einer Kette schneebedeckter Berge, die Teil der Cordillera Carabaya ist und in der natürlichen Region der Puna beziehungsweise der Hochanden liegt. Der Charakter dieser Landschaft ist rau und abgelegen – ein Hochgebirge, das bis heute nur wenig erschlossen und daher ideal für Abenteurer und Andinisten ist.
Dank klar definierter Zugangswege und Aufstiegsrouten bietet das Gebiet gute Voraussetzungen für Bergsport und Trekking. Bereits am Beginn der Wege rund um die Nevados öffnen sich Panoramen auf tiefblaue Lagunen sowie eine widerstandsfähige Hochanden-Flora und -Fauna, die sich an die extremen Bedingungen der Puna angepasst hat.
Geografie der Cordillera Carabaya und Lage der Nevados
Die Nevados Allin Qhapaq, Huayna Qhapaq und Chichi Qhapaq liegen im Norden der Provinz Carabaya in der Region Puno, im Süden Perus. Sie gehören zu einer Gebirgskette, die:
- Teil der südlichen Anden ist,
- die Grenze zwischen der Hochebene des Collao und den abfallenden Hängen zum Amazonasbecken markiert,
- und sich in Richtung der Regionen Puno und Cusco erstreckt.
Die Cordillera Carabaya ist ein bedeutendes Gletschergebiet mit zahlreichen Nevados und über 250 Gletschern in einem Gebiet von rund 100 km². Der höchste Gipfel ist der Nevado Allin Qhapaq (Allincapac), flankiert von weiteren markanten Bergen, darunter:
- Nevado Huayna Qhapaq,
- Nevado Chichi Qhapaq,
- Quenamari,
- Yanaloma,
- Yapuma,
- Tococapac,
- Yuracapac und andere Gipfel.
Die Region ist zugleich ein wichtiges Bergbaugebiet, in dem sich natürliche Ressourcen mit einer weitgehend unberührten Hochgebirgslandschaft verbinden.
Lagunen, Gletscher und Flüsse: Das Wasser der Anden
Die mächtigen Gletscher der Nevados Allin Qhapaq, Huayna Qhapaq und Chichi Qhapaq speisen zahlreiche Lagunen und Flüsse, die für das Ökosystem der Anden und das Leben in den umliegenden Gemeinden von großer Bedeutung sind. Aus den Schmelzwässern entstehen unter anderem:
- die Lagune Alpicota,
- die Lagune Coñocota,
- die Lagune Taype,
- und weitere kleinere Hochlandseen.
Nach Süden hin entspringen in dieser Gebirgskette wichtige Flüsse, die in den Titicacasee münden:
- Río Carabaya,
- Río Ayavirí,
- Río Azángaro.
Diese Flüsse durchqueren die weiten Ebenen der Hochebene des Collao, bevor sie den Titicacasee erreichen. Andere Wasserläufe wie der Río San Gabán vereinigen sich mit dem Río Inambari und fließen schließlich weiter in Richtung Madre de Dios – ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Andengletscher sowohl das Hochland als auch den Übergang in das Amazonasgebiet formen.

Kulturgeschichte: Präinkaische Städte und Andentraditionen
Trotz der Abgeschiedenheit ist das Gebiet um die Nevados seit Jahrhunderten Lebens- und Kulturlandschaft. An den Nordhängen des Chichi Qhapaq lassen sich die Überreste präinkaischer Stadtanlagen beobachten, etwa die Stadtanlagen von Pitumarca und Quiquijana. Sie gehen auf Kulturen des Späten Intermediären und des Spätzeitraums zurück und zeugen von frühen Hochlandgesellschaften, die sich an das raue Klima der Anden angepasst hatten.
Bis heute pflegen die Gemeinden in der Umgebung von Macusani und Pacaje ihre Traditionen, die eng mit den Zyklen der Natur und den Bergen als heiligen Wesen verbunden sind. Feste, Tänze und Rituale sind Ausdruck einer lebendigen Hochlandkultur, in der die Nevados Allin Qhapaq, Huayna Qhapaq und Chichi Qhapaq als mächtige Schutzgeister verehrt werden.
Klima und Wetterphänomene in großer Höhe
Aufgrund der Lage in der Puna-Zone und der extremen Höhen variieren Temperatur und Luftfeuchtigkeit stark. Das Klima reicht von gemäßigt bis sehr kalt und ist überwiegend trocken. Während einer Besteigung oder Wanderung erleben Besucher ein beeindruckendes Wechselspiel der Elemente:
- wechselnde Wolkenformationen – von fein gefiederten Cirruswolken bis zu mächtigen Cumulus- und Nimboschichten,
- rasche Wetterumschwünge mit Regen, Hagel, Schneefall, Blitz und Donner,
- klare Sicht auf den Horizont und manchmal Regenbögen, die sich über den schneebedeckten Gipfeln spannen.
Die große Höhe erlaubt zudem eine eindrucksvolle Sternenbeobachtung und – bei klarem Himmel – ein intensives Firmament, wie es nur fernab künstlicher Lichtquellen zu erleben ist.
Bergsport, Andinismus und Pionierexpeditionen
Die Nevados Allin Qhapaq, Huayna Qhapaq und Chichi Qhapaq gelten als lohnende Ziele für erfahrene Andinisten, Kletterer und Trekker, die abgelegene Hochgebirgsrouten suchen. Das Gelände ist anspruchsvoll, aber durch festgelegte Aufstiegswege strukturierter, als es die wilde Szenerie vermuten lässt.
Die touristische Erschließung begann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit internationalen Expeditionen:
- 1965: Eine Expedition unter Leitung von Rodney Gallagher von der britischen Universität Keele, begleitet von erfahrenen Alpinisten und Geologen, öffnete erste Routen für den Tourismus.
- 1970: Juan Pedro Duttle sowie Alain Gonnet und Michel Nicollier von der Schweizerischen Vereinigung für technische Zusammenarbeit setzten die Erkundung fort und trugen zur Kartierung und Beschreibung des Gebiets bei.
Heute finden Bergsteiger in der Cordillera Carabaya ein Gebiet, das noch immer viel von einem Pioniercharakter bewahrt: wenig frequentierte Routen, einfache Hochlagerplätze und eine Umgebung, die mehr nach Abenteuer als nach Massentourismus aussieht.

Anreise und Aufstiegsrouten ab Macusani
Ausgangspunkt für Touren zu den Nevados ist in der Regel die Stadt Macusani in der Provinz Carabaya (Region Puno). Von hier aus führen verschiedene Routen über Pacaje und die Hochweiden bis an die Hänge des Nevado Allin Qhapaq.
Route 1: Über den Abzweig zur Gemeinde Pacaje
Diese Route kombiniert kurze Fahrstrecken mit einem langen, anspruchsvollen Aufstieg zu Fuß.
- Macusani – Abzweig zur Gemeinde Pacaje
Art des Zugangs: terrestrisch, Taxi
Art der Straße: Asphalt
Distanz/Zeit: ca. 5 km / 10 Minuten - Abzweig Pacaje – Hänge des Allin Qhapaq
Art des Zugangs: terrestrisch, Taxi
Art der Straße: Schotter/Afirmado
Distanz/Zeit: ca. 11 km / 15 Minuten - Hänge des Allin Qhapaq – Gipfel des Allin Qhapaq
Art des Zugangs: zu Fuß
Art des Weges: Bergpfad/Sendero
Distanz/Zeit: ca. 8 km / ca. 24 Stunden (inkl. Aufstieg, Lager und Sicherungszeiten)
Route 2: Über die Plaza de Armas von Macusani und Pacaje
Eine alternative Route startet direkt an der Plaza von Macusani und nutzt geländegängige Fahrzeuge bis in die Hochlagen.
- Plaza von Macusani – C.P. Pacaje
Art des Zugangs: terrestrisch, Geländewagen (4×4)
Art der Straße: Asphalt
Distanz/Zeit: ca. 5 km / 10 Minuten - C.P. Pacaje – Explanada de Kallini
Art des Zugangs: terrestrisch, Geländewagen (4×4)
Art der Straße: Schotter/Afirmado
Distanz/Zeit: ca. 11 km / 15 Minuten - Explanada de Kallini – Gipfel des Allin Qhapaq
Art des Zugangs: zu Fuß
Art des Weges: Bergpfad/Sendero
Distanz/Zeit: ca. 2 km / etwa 5 Stunden (steiler Aufstieg im Hochgebirge)
Unabhängig von der gewählten Route sind eine gute Vorbereitung, Akklimatisierung an die Höhe, geeignete Ausrüstung und die Begleitung durch lokale Bergführer dringend zu empfehlen.
Beste Reisezeit und empfohlene Besuchszeiten
Die Nevados Allin Qhapaq, Huayna Qhapaq und Chichi Qhapaq können grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden. Aufgrund des Hochgebirgsklimas werden jedoch die Morgenstunden besonders empfohlen, wenn die Sicht klar und das Risiko plötzlicher Wetterumschwünge geringer ist.
- Empfohlene Besuchszeit: ganzjährig möglich
- Tageszeit: ca. 05:00 Uhr bis 15:30 Uhr
- Hinweis: Touren sollten früh starten, um den Abstieg möglichst vor Einbruch der Dunkelheit abzuschließen.
Wer das Hochland von Puno besucht, sollte generell ein bis zwei Tage zur Akklimatisierung in mittleren Höhen einplanen, bevor er sich in Regionen über 4.000 Meter begibt.
Aktivitäten: Natur, Abenteuer und Kultur
Naturbeobachtung und Fotografie
- Fotografieren und Filmen der schneebedeckten Gipfel, Gletscher und Lagunen,
- Beobachtung der hochandinen Landschaft, ihrer Vegetation und Tierwelt,
- Genuss weiter Panoramen über die Puna und die Cordillera Carabaya.
Outdoor- und Bergsport
- Camping: Übernachten an geeigneten Plätzen entlang der Aufstiegsroute, im Einklang mit Umwelt- und Sicherheitsauflagen.
- Felsklettern: Kletterpassagen an geeigneten Abschnitten der Hänge und Felswände.
- Andinismus und Bergsteigen: Besteigung der Gipfel für erfahrene Bergsteiger mit adäquater Ausrüstung.
Kultur und Feste
- Allin Qhapaq Raymi: Am 21. Juni, an den Hängen des Allin Qhapaq, findet das Festival der Tänze Allin Qhapaq Raymi statt – eine kulturelle Feier mit traditionellen Tänzen, Musik und künstlerischen Darbietungen (Tanz, Gesang, Theater, Malerei, Skulptur).
- Begegnung mit lokalen Gemeinschaften, die ihre Bräuche, Trachten und Lebensweise im Hochland teilen.
Die Kombination aus spektakulärer Andenlandschaft, sportlicher Herausforderung und lebendiger Hochlandkultur macht die Nevados Allin Qhapaq, Huayna Qhapaq und Chichi Qhapaq zu einem außergewöhnlichen Reiseziel in der Region Puno.

