Leben in Peru in Corona Zeiten
Während in Deutschland Menschen gegen verhältnismäßig niedrige Corona Auflagen demonstrierten herrschen in Peru seit beginn der Pandemie starke Einschränkungen für die 32 Millionen Bewohner des Anden Landes.
Seit März 2020 gilt der Ausnahmezustand in Peru. In den ersten drei Monaten durften die Einwohner Perus ihr Haus nur zum Einkaufen verlassen. Zwischen 18:00 abends und 06:00 morgens herrschte Ausgangssperre. Alle Geschäfte und Industrie bis auf Nahrung und Pharmazie waren geschlossen.
Anfangs durfte man noch mit dem eigenen Auto innerhalb seines Stadtteils zum Einkaufen fahren, alle weiteren Autofahrten bis auf gesundheitlich notwendige Fahrten waren verboten. Einige Wochen später war der Einkauf nur noch zu Fuß oder mit dem Taxi möglich.
An den Hauptverkehrsknoten stoppte und kontrollierte das Militär jedes Fahrzeug. Auch die Ausgangssperre wurde zusätzlich zur Polizei vom Militär überwacht. Die Anwesenheit des Militärs auf öffentlichen Straßen ist ein nur Beispiel wie Konsequent die peruanische Regierung versucht hat die Maßnahmen durchsetzen und die Rechte der Bürger zwangsläufig einschränken musste.
Kurz nach Beginn der Pandemie Maßnahmen wurden alle Schulen geschlossen und bleiben bis mindestens Ende des Jahres auch weiterhin geschlossen. Die peruanischen und ausländischen Schulen (in Peru leben rund 3,1 Million Ausländer) bieten inzwischen alle einen digitalen Schulunterricht an. Jedenfalls für die Familien die sich einen Internetzugang und Computer oder Laptop leisten können.
Monatelang durften die Kinder das Haus gar nicht verlassen und unterliegen seitdem einer sozialen Isolation. Mit den ersten Lockerungen durften die Kinder in Begleitung Erwachsener sich in einem Umkreis von 500 Metern von der Wohnung aus aufhalten
Aktuelle COVID19-Einschränkungen
Seit kurzem dürfen auch über 60-jährige Personen wieder das Haus verlassen. Personen über 65 Jahre, Personen einer gesundheitlichen Risikogruppe und Kinder bis 12 Jahre unterliegen weiterhin der Selbstisolation. Alle Einwohner sind zum Tragen eines Mundnasenschutzes verpflichtet. Die Ausgangssperre wurde von 23:00 Uhr bis 04:00 Uhr verkürzt. Fahrten mit dem Privat-PKW sind möglich es besteht jedoch ein Sonntagsfahrverbot und alle Geschäfte müssen um 20:00 schließen (in normalen Zeiten schließen die Läden zwischen 22:00 und 24:00). In einigen Regionen Perus gilt eine Ausgangssperre von 20 Uhr bis 4 Uhr und am Sonntag ganztägig.
Ende Juni wurden die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder hochgefahren. Bei den meisten Geschäften sind vor dem Eingang Markierungen mit einem Abstand von 1,5M auf dem Boden angebracht damit jeder Besucher den Mindestabstand einhält. Der Zugang in jedes Geschäft ist limitiert und vor Eintritt wird die Körpertemperatur gemessen und jeder Gast muss sich die Hände und Schuhe desinfizieren.
Bei vielen Läden ist zu beobachten das der Besucherstrom seit dem Ausbruch der Pandemie stark zurückgegangen ist. Das liegt zum einen daran das viele Menschen Angst haben das Haus zu verlassen und zum anderen das die Kaufkraft der Bevölkerung rapide und drastisch gesunken ist.
Medizinische Versorgung
Krankenhäuser und Ärzte sind am Limit ihrer Kapazität. Selbst in akuten Notfällen ist es äußerst schwierig bis unmöglich medizinisch versorgt zu werden. Eine ähnliche Situation betrifft die Versorgung mit Medikamenten wenn es um die Bekämpfung des Corona-Virus geht. Uns sind Fälle bekannt in denen Corona-Infizierte mit Medikamenten aus der Veterinärmedizin versorgt wurden, weil keine Alternativen mehr zur Verfügung standen.
Öffentliche Verkehrsmittel
Seit COVID19 ist der Verkehr um gefühlte 70 – 75% zurückgegangen. Die Straßen sind im Vergleich zu vorher nahezu leer, selbst in Stoßzeiten. In den Bussen herrscht Abstandpflicht und Transportunternehmen, die sich an die Auflagen halten, lassen immer einen Platz frei zwischen den Passagieren. Verstöße werden zum Teil überwacht und geahndet. Wer nicht auf den Bus angewiesen ist vermeidet Busfahrten.
Ein Vorteil der aktuellen Situation ist die saubere Luft, die seit Monaten in Lima herrscht. Trotz der direkten Lage an Küste gehört die Metropole Lima außerhalb der Pandemie-Zeiten zu den Städten mit der weltweit höchsten Luftverschmutzung.
Aktuelle Corona-Zahlen
Trotz der starken Einschränkungen für die Peruaner ist eine Eindämmung des Virus nie richtig gelungen, weil Teile der Bevölkerung sich nicht an die Maßnahmen gehalten haben. Sei es, weil sie die Situation aus mangelnder Bildung nicht verstanden haben, aus Ignoranz oder schlicht deswegen, weil es kein Sozialsystem gibt, das die Menschen vor dem Verhungern schützt.
Mit über 851.000 bestätigen Infektionen verzeichnet Peru knapp 500.000 mehr erkrankte Personen als Deutschland und das bei weniger als der Hälfte an Einwohnern im Vergleich zu Deutschland. Die höchste Zahl an Infektionen mit bis zu 25.000 täglichen Neuinfektionen erreichte der Andenstaat im August während der peruanischen Winterzeit. Seit Anfang des Frühlings (23. September) sind die Zahlen rückläufig und werden wahrscheinlich bis zum Ende des nächsten Sommers im Februar auf einem verhältnismäßig niedrigen Stand bleiben.
Schule und Unterricht in Pandemie-Zeiten
Die Schließung aller Schulen erfolgte kurzfristig und überraschend. Schulen und Lehrer standen insbesondere in den ersten Monaten vor einer großen Herausforderung. In Peru geht ein großer Teil der Kinder auf Privatschulen. Neben der Herausforderung die Infrastruktur und die Lehrinhalte für den digitalen Unterricht zu gestalten haben viele Schulen mit ihrer Finanzierung zu kämpfen da viele Eltern ihr Einkommen verloren haben.
Soziales Engagement und Zusammenhalt
Mit einer bemerkenswerten Solidaritätsaktion hat der Förderverein der deutschen Alexander von Humboldt Schule einen hohen Kredit aufgenommen um vielen Kindern die Teilnahme am Unterricht auch in Zeiten der Not zu ermöglichen bei denen die Eltern nicht in der Lage waren und sind das Schulgeld aufzubringen.
Machu Picchu
Die beliebteste Sehenswürdigkeit in Peru der alte Berg Machu Picchu ist ab 3. November wieder für Touristen geöffnet. Ob viele Touristen dieses Angebot wahrnehmen werden ist angesichts der Gesamtlage fraglich.
Flüge nach und von Peru
Seit Oktober sind wieder internationale Flüge nach Lima, Cusco möglich. Die Flugpreise sind am untersten Minimum und kosten aktuell bei Buchungen um die 3 Wochen im Voraus zwischen 565 und 595 Euro. In normalen Zeiten liegt der Preis für Hin- und Rückflug bei 1200 – 1300 Euro. Der internationale Passagierverkehr auf dem Land- und Wasserweg ist ausgesetzt.
Weiterführende Informationen zur Lage in Peru erhalten Sie beim Auswärtigen Amt. Informationen zu den aktuellen COVID19 Regelungen finden Sie im Regierungsdekret.