
Petroglifos von Boca Chaqui Mayu bei San Gabán
Magische Felsbilder in der Schlucht des Río Chaquimayu
Das Santuario del Lagarto – Petroglifos Boca Chaqui Mayu ist eine der spektakulärsten Felskunst-Stätten im äußersten Nordwesten des Departements Puno. Nur rund 2,5 km und etwa 5 Minuten von der Ortschaft San Gabán entfernt, liegen die Petroglifen direkt an der Interoceánica in Richtung Puerto Maldonado, bei Kilometer 292 am linken Straßenrand. Etwa zehn Meter unterhalb der Straße öffnen sich die Felsblöcke mit ihren geheimnisvollen Gravuren – ein einzigartiges Reiseziel für Liebhaber von Felskunst, Kulturgeschichte und Tropenlandschaft.
Auf sechs großen Sandsteinblöcken breitet sich ein dichtes Netz von Gravuren im Flachrelief aus: stilisierte Menschen, Reptilien, Schildkröten, Affen, Schlangen und geometrische Symbole wie Kreise, Spiralen und Zickzacklinien – bis hin zur symbolischen Darstellung der Sonne. Eingebettet in üppige Vegetation und begleitet vom Rauschen des Flusses Chaquimayu entfaltet dieser Ort eine besondere, fast mystische Atmosphäre.
Lage, Landschaft und Klima im Santuario del Lagarto
Die Petroglifen von Boca Chaqui Mayu befinden sich auf einem erhöhten Terrassenplateau über einem engen, von Wasser geformten Canyon. Diese Schlucht ist Teil der Garganta des Río Chaquimayu, dessen steile, fast vertikale Felswände im Durchschnitt etwa 12 m hoch aufragen. Unweit davon mündet der Chaquimayu in den Río San Gabán, einen wichtigen Nebenfluss des Río Inambari.
- Region: Distrikt San Gabán, Provinz Carabaya, Departement Puno
- Entfernung zu San Gabán: ca. 2,5 km / 5 Minuten Fahrt
- Höhenlage: etwa 590 m ü. M. (piso altitudinal Omagua)
- Klima: tropisch, warm und sehr feucht
- Durchschnittstemperatur: ca. 20 °C
- Jahresniederschlag: rund 4.000–5.000 mm Regen
Die Stätte liegt mitten in der tropischen Selva, wo die Vegetation besonders dicht und fruchtbar ist. Rund um die Petroglifen wachsen hohe Bäume, Lianen, Farne und eine Vielzahl weiterer Pflanzenarten. Das Zusammenspiel aus Felskunst, Schlucht und Regenwald macht Boca Chaqui Mayu zu einer außergewöhnlichen Sehenswürdigkeit im Übergangsraum zwischen Anden und Amazonastiefland.

Felsgravuren von Boca Chaqui Mayu: Motive und Technik
Die Petroglifen von Boca Chaqui Mayu bilden ein ausgedehntes Ensemble von Felsgravuren, das auf sechs große Sandsteinblöcke verteilt ist. Die Bilder wurden im Flachrelief gearbeitet, mit Techniken wie Schlagtechnik (Percusión) und Schleifen, um Linien, Vertiefungen und Flächen in den Stein zu schneiden.
Motivvielfalt: Menschen, Tiere und geometrische Symbole
Die Felsbilder zeigen einen bemerkenswert reichen und vielfältigen ikonografischen Bestand:
- Anthropomorphe Figuren: stark stilisierte menschliche Wesen, oft mit übersteigerten oder abstrahierten Körperformen.
- Zoomorphe Motive:
- Lagartos (Echsen, Kaimane oder Leguane) – Namensgeber des „Santuarios del Lagarto“;
- Schildkröten mit deutlich erkennbaren Panzerkonturen;
- Affendarstellungen mit gebogenen Gliedmaßen;
- Schlangen, deren Körper sich in geschwungenen Linien über die Felsoberfläche ziehen.
- Geometrische Muster: Kreise, Spiralen, parallele Linien, Zickzack- und wellenförmige Linien.
- Solare Symbole: Darstellungen der Sonne als zentrales kosmisches Element.
Diese Kombination aus menschlichen, tierischen und abstrakten Motiven verleiht der Stätte eine besondere Tiefe und lässt auf komplexe Vorstellungen von Kosmos, Natur und Spiritualität schließen.
Stil und Komposition: Ein Netz aus verbundenen Figuren
Der österreichische Felskunstforscher Rainer Hostnig hebt besonders hervor, dass sich die meisten Figuren in Boca Chaqui Mayu über verbindende Linien miteinander verknüpfen. Von einem Motiv zum nächsten ergeben sich:
- fließende Übergänge,
- kontinuierliche Verläufe von Linien,
- und ein visuell dichtes Geflecht aus Formen und Symbolen.
Dieses Geflecht erzeugt einen nahezu visionären Bildeindruck, der mitunter an schamanische Visionen erinnert. Viele Motive lassen sich als Tiere oder Menschen erkennen, andere wirken wie Produkte der Imagination oder ritueller Ekstase. Genau diese Verbindung von abstrakter und figürlicher Felskunst macht Boca Chaqui Mayu zu einem der faszinierendsten Beispiele für Petroglifen im peruanischen Regenwald.

Symbolik und mögliche Deutungen der Petroglifen
Die genaue Bedeutung der Gravuren ist nicht vollständig geklärt, doch lassen sich einige Interpretationslinien vermuten:
- Schamanische Weltbilder: Die Verknüpfung von Tieren, Menschen und abstrakten Zeichen könnte die Reise des Schamanen zwischen verschiedenen Sphären darstellen.
- Tierische Kraftwesen: Lagartos, Schlangen, Affen und Schildkröten spielen in vielen amazonischen Traditionen eine Rolle als Schutzgeister oder Lehrer.
- Kosmologie: Die Sonne, Spiralen und Liniengefüge können als Hinweise auf kosmische Ordnung, Zyklen und Energieflüsse gedeutet werden.
Unabhängig von der endgültigen Deutung ist klar, dass Boca Chaqui Mayu ein sakraler Ort mit hohem symbolischem Gewicht für die Menschen gewesen sein muss, die diese Gravuren geschaffen haben – ein echtes Santuario, wie der heutige Name bereits andeutet.
Aktivitäten: Kultur, Natur und Forschung im Santuario del Lagarto
Die Petroglifen von Boca Chaqui Mayu sind nicht nur ein einzigartiges Kulturdenkmal, sondern auch ein idealer Ort für Naturbeobachtung und Studien im Regenwaldgebiet von San Gabán.
Kulturelle Aktivitäten und Dokumentation
- Fotografie und Filmaufnahmen: Die Felsblöcke, die Schlucht und die tropische Vegetation bieten eindrucksvolle Motive – sowohl im Detail als auch im Panorama.
- Kulturelle Veranstaltungen: Der Ort eignet sich für kleine kulturelle Aktivitäten und pädagogische Programme zur Vermittlung von Felskunst und lokaler Geschichte.
- Studien und Forschung: Archäologen, Anthropologen und Kunsthistoriker finden hier ein reiches Feld für wissenschaftliche Untersuchungen zu Felskunst, Symbolik und regionalen Kulturen.
Vogelbeobachtung und Landschaftserlebnis
Die Umgebung von Boca Chaqui Mayu ist typisch für die tropische Regenwaldlandschaft der Omagua-Stufe und bietet hervorragende Möglichkeiten zur Naturbeobachtung:
- Vogelbeobachtung: Mit etwas Glück lassen sich Arten wie der Gallito de las rocas (Andenfelsenhahn), Aras/Guacamayos und verschiedene Spechte beobachten.
- Landschaftsbeobachtung: Die schmale Schlucht des Chaquimayu, die steilen Felswände, der dichte Wald und das Spiel von Licht und Schatten schaffen eine besonders eindrucksvolle Szenerie.
In Kombination aus Kultur- und Naturerlebnis ist das Santuario del Lagarto ein ideales Ziel für Reisende, die abseits klassischer Routen die Vielfalt der Region Carabaya entdecken möchten.
Anreise zu den Petroglifos Boca Chaqui Mayu
Die Anreise zum Santuario del Lagarto ist relativ einfach und erfolgt in zwei Etappen über die Provinzhauptstadt Macusani und den Distrikt San Gabán. Dank der Carretera Interoceánica ist die Straße vollständig asphaltiert.
Empfohlene Route ab Macusani
- Macusani – San Gabán
Start: Terminal der Minibusse in Macusani
Ziel: Paradero de San Gabán
Verkehrsmittel: öffentlicher Bus/Minibus
Entfernung/Zeit: ca. 109 km / 2 Std. 15 Min. - San Gabán – Santuario del Lagarto (Boca Chaqui Mayu)
Start: Paradero de San Gabán
Ziel: Zugang zu den Petroglifen am km 292 der Interoceánica
Verkehrsmittel: Taxi oder Mototaxi
Entfernung/Zeit: ca. 2,7 km / 10 Minuten
Von der Straße sind es nur wenige Meter bis zu den Felsblöcken. Aufgrund von Feuchtigkeit und rutschigem Untergrund ist festes Schuhwerk empfehlenswert.
Beste Reisezeit und praktische Hinweise
Aufgrund des tropischen Klimas und der ganzjährig hohen Niederschläge kann das Santuario del Lagarto grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden. Dennoch sollten Besucher die typischen täglichen Regenschauer und die hohe Luftfeuchtigkeit einplanen.
Besuchszeiten
- Empfohlene Besuchszeiten: etwa von 08:30 Uhr bis 16:00 Uhr
- Beste Tageszeit: Vormittags und früher Nachmittag, bevor stärkere Regenfälle einsetzen können.
Tipps für einen verantwortungsvollen Besuch
- Regenschutz, leicht trocknende Kleidung und rutschfeste Schuhe mitnehmen.
- Insektenschutzmittel und Sonnenschutz (trotz Bewölkung) verwenden.
- Die Felsgravuren nicht berühren, nicht nachzeichnen und keine Abdrücke nehmen – die Felsoberfläche ist empfindlich.
- Keinen Müll hinterlassen und die natürliche Vegetation respektieren.
- Möglichst mit lokalen Guides aus San Gabán unterwegs sein, um mehr über Geschichte, Symbolik und Natur zu erfahren.
San Gabán als touristischer Stützpunkt
Die Ortschaft San Gabán ist der wichtigste Service- und Ausgangspunkt für Besuche im Santuario del Lagarto – Petroglifos Boca Chaqui Mayu. Hier finden Reisende:
- Basisangebote an Unterkünften und Restaurants,
- Transportdienste (Busse, Taxis, Mototaxis),
- kleine Läden und weitere ergänzende touristische Dienstleistungen.
Von San Gabán aus lassen sich zudem weitere Naturlandschaften, Flussabschnitte und Routen in Richtung Amazonastiefland erschließen, sodass der Ort ein idealer Ausgangspunkt für Reisen im nordöstlichen Teil der Provinz Carabaya ist.
Warum das Santuario del Lagarto besuchen?
Das Santuario del Lagarto – Petroglifos Boca Chaqui Mayu verbindet auf einzigartige Weise:
- reiche Felskunst mit anthropomorphen, zoomorphen und geometrischen Motiven,
- eine spektakuläre Schluchtlandschaft am Río Chaquimayu,
- das tropische Ökosystem der Omagua-Stufe,
- und die Nähe zur Ortschaft San Gabán mit ihren Dienstleistungen.
Wer diesen Ort besucht, erlebt ein archäologisches Heiligtum, in dem sich die Bildwelt alter Kulturen, der Reichtum des Regenwaldes und die Dynamik der Flüsse zu einem faszinierenden Gesamtbild verbinden – ein Muss für alle, die die verborgenen Schätze der Region Puno entdecken möchten.

Karte
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Weitere Infos & Tipps
- Archäologische Stätte Pucuyuta – Präkolumbisches Dorf zwischen Andenterrassen und Lagunen
- Traditioneller Tanz H’ach’akallas in Usicayos – Ritual der Kartoffelernte und der Andenfruchtbarkeit
- Templo de San Bartolomé in Usicayos – Kolonialkirche im Hochland von Carabaya
- Archäologische Stätte Marka Marka – Inka-Siedlung über dem Tal von Usicayos
