
Piedras Talladas und Felsmalereien von Aziruni – Inka-Spuren am Altiplano-Ufer
Überblick: Felsreliefs, Inka-Mauern und Felskunst bei Carpa-Iñacoya
Die Piedras Talladas y Pinturas Rupestres de Aziruni liegen auf etwa 3.895 m ü. M. im Sektor Asiruni der Teilgemeinde Carpa-Iñacoya, nur wenige Kilometer von Vilquechico in der Provinz Huancané entfernt. In einer kleinen Halbinsel nahe der Straße von Vilquechico nach Moho haben sich Inka-Mauern, Felsreliefs und Felsmalereien erhalten, die ein eindrucksvolles Bild der Besiedlung am Rand des Titicacabeckens zeichnen.
Zwischen den Feldern und dem Seeufer stehen mächtige Mauerreste aus Inka-Mauerwerk, fein behauene Steine und in Felsblöcke gemeißelte Relieffiguren von Schlangen, Raubkatzen und Lamas. Dazwischen finden sich Felsmalereien, Knochen- und Keramikreste – stille Zeugen präinkaischer und inkaischer Kulturen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben.
Archäologischer Kontext: Inka-Mauern an der Halbinsel von Carpa-Iñacoya
Carpa-Iñacoya ist eine kleine Halbinsel in kurzer Distanz zum Ort Vilquechico, rund 8–9 km von der Straße Vilquechico–Moho entfernt. Nur etwa 200 m von der Fahrbahn haben sich eindrucksvolle Überreste einer Inka-Architektur erhalten:
- Ein rechteckiges Hauptgeviert von ca. 21 m Länge und 7,5 m Breite,
- mit Mauern aus Inka-Mauerwerk, das einst vermutlich in mehrere Räume unterteilt war,
- umgeben von weiteren Mauerzügen „von Dach zu Dach“, die sich durch den Sektor ziehen.
Die Steine sind:
- in vielen Fällen perfekt behauen und ohne Mörtel gefügt,
- in anderen Bereichen mit Lehm (arcilla) ergänzt, wenn der Schliff nicht vollständig präzise war.
Heute werden Teile dieser Strukturen als Stallungen genutzt. Dennoch sind sie wichtige Zeugen der cusqueñischen Präsenz während der Inka-Herrschaft und bieten wertvolles Material für die archäologische Erforschung von Vilquechico und Umgebung.
Felsreliefs von Aziruni: Schlangen, Raubkatzen und Lamas
Am Rand der Straße, auf derselben Halbinsel, liegen mehrere Felsblöcke mit Hochreliefs, die ehemals Teil einer monumentalen Struktur waren. Die sorgfältig bearbeiteten Steine werden mit Chullpas vom Typ Sillustani in Verbindung gebracht, die wohl beim Bau der Straße Huancané–Moho zerstört wurden.
Die fünf Hauptsteine im Hochrelief
Die bekanntesten Reliefsteine von Aziruni sind fünf sorgfältig gearbeitete Blöcke mit symbolträchtigen Motiven:
- Erster Stein:
Zwei Reliefs auf einer Fläche von ca. 34 cm x 30 cm, mit der Darstellung eines Feliden (Raubkatze) und einer Schlange. - Zweiter Stein:
Drei doppelte Rhomben (Rautenformen) auf einer Fläche von ca. 34 cm Höhe und 46 cm Länge – ein mögliches symbolisches oder dekoratives Muster. - Dritter Stein:
Ein Block von ca. 71 cm Länge und 52 cm Höhe, mit zwei vertikal dargestellten Schlangen, deren Köpfe leicht voneinander getrennt sind; jede Schlange ist etwa 48 cm lang. - Vierter Stein:
Eine einzelne Schlange von etwa 38 cm Länge, eingeritzt in eine Fläche von rund 59 cm – möglicherweise Teil eines größeren Bildprogramms. - Fünfter Stein:
Darstellung von zwei Lamas im Profil, auf einer Fläche von ca. 59 cm Länge und 53 cm Höhe, in Stil und Motiv ähnlich den Reliefs von Queñalata.
Die Häufung von Schlangendarstellungen hat dem Ort den Beinamen „Lugar de la Culebra“ – Ort der Schlange eingebracht. Die Reliefs zeigen jedoch nicht nur Reptilien, sondern auch Lagartos (Echsen) und andere Tiere, die als wichtige Symbole der andinen Kosmovision gelten.
Felsmalereien und symbolische Bedeutung
Neben den Reliefs finden sich im Sektor Aziruni Felsmalereien (pinturas rupestres), die in Farbe und Stil mit anderen prähistorischen Fundstellen des Altiplanos vergleichbar sind. Auf den Felsoberflächen erscheinen:
- Schlangen- und Reptilienmotive,
- abstrakte Formen und Linien,
- eventuell stilisierte Tiere und Zeichen.
Die Kombination aus:
- Inka-Mauerwerk,
- Reliefsteinen, die einst Teil einer Chullpa waren,
- und Felsmalereien
macht Aziruni zu einem komplexen Kulturlandschaftsraum, in dem verschiedene Epochen und Ausdrucksformen zusammenkommen. Die Reliefs und Malereien werden als kulturelle Manifestationen der frühen Bewohner interpretiert, die ihre Welt – Tiere, Symbole, heilige Orte – in Stein und Farbe eingeschrieben haben.
Landschaft und heutige Nutzung
Die Halbinsel von Carpa-Iñacoya ist eine typische Hochlandlandschaft des peruanischen Altiplanos: sanfte Hänge, Weideflächen, vereinzelte Felsen und der Blick auf die Gewässer und Täler rund um Vilquechico.
Heute:
- dienen Teile der Inka-Mauern als Stallungen und Abgrenzungen,
- liegen Reliefsteine am Straßenrand oder in der Nähe,
- und die Felsmalereien sind von der Straße aus sichtbar, was den Zugang erleichtert, aber auch Schutzmaßnahmen wichtig macht.
Für Besucherinnen und Besucher verbinden sich hier archäologische Entdeckung und Blick auf die offene Landschaft – ein idealer Ort, um die Verbindung von Kultur und Natur im Altiplano zu erleben.
Anreise zu den Piedras Talladas und Felsmalereien von Aziruni
Der Zugang erfolgt über die Provinzhauptstadt Huancané und den Ort Vilquechico. Von dort liegt der Sektor Aziruni nur wenige Kilometer entfernt.
Von Huancané nach Vilquechico
- Huancané – Vilquechico
Start: Plaza de Armas von Huancané
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi/Minibus
Straßentyp: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 12 km / rund 20 Minuten
Von Vilquechico nach Carpa-Iñacoya (Aziruni)
- Vilquechico – Sektor Aziruni (Parcialidad Carpa-Iñacoya)
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi oder Taxi
Straßentyp: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 9 km / rund 15 Minuten
Die Felsreliefs und einige Malereien befinden sich in unmittelbarer Nähe der Straße, wodurch der Zugang relativ leicht ist. Für detailliertere Erkundungen lohnt es sich, mit Ortskundigen zu sprechen, die zusätzliche Strukturen und Steine zeigen können.
Beste Reisezeit und Besuchstipps
Die Stätte kann ganzjährig besucht werden. Das Hochlandklima rund um Huancané ist jedoch geprägt von starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, intensiver Sonneneinstrahlung und möglichen Regenschauern in der Regenzeit.
- Besuchszeitraum: das ganze Jahr über
- Empfohlene Besuchszeiten: 08:00 – 17:00 Uhr
- Hinweis: Ein Teil der Felsmalereien ist direkt von der Straße aus sichtbar, der Rest erfordert kurze Fußwege.
Empfohlene Ausrüstung:
- bequeme, geschlossene Schuhe für kurze Wege über Felsen und Felder,
- Sonnenhut, Sonnenbrille und Sonnenschutz,
- leichte Jacke gegen Wind und mögliche Regenschauer,
- respektvoller Umgang mit den Felsreliefs und Malereien – nicht berühren, nicht beklettern, nicht übermalen.
Aktivitäten für Besucher
Die Piedras Talladas und Felsmalereien von Aziruni sind besonders geeignet für Reisende mit Interesse an Archäologie, Kulturgeschichte und Landschaft.
- Fotografie und Film
Aufnahmen der Inka-Mauern, Reliefsteine (Schlangen, Feliden, Lamas) und der offenen Altiplano-Landschaft. - Studien und Forschung
Untersuchungen zu Inka-Architektur, Chullpa-Traditionen, Felskunst und Symbolik im Raum Huancané–Moho. - Caminata/Trekking
Kurze Spaziergänge entlang der Halbinsel, zu Mauerresten, Reliefsteinen und Aussichtspunkten mit Blick auf die Umgebung. - Landschaftsbeobachtung
Beobachtung des Hochlandpanoramas, der landwirtschaftlichen Nutzung und des Zusammenspiels von Kulturspuren und Natur.
Wer Aziruni besucht, erlebt einen Ort, an dem Inka-Ingenieurskunst, rituelle Bildsprache und Alltagslandschaft bis heute eng verwoben sind – ein eindrückliches Kapitel der Steinkultur des peruanischen Altiplanos.

