
Templo de San Pedro y San Pablo in Zepita: Barocke Mestizenkirche im Altiplano
Überblick: Sakrales Juwel im Aymara-Land
Der Templo de San Pedro y San Pablo erhebt sich im Herzen des Ortes Zepita, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in der Region Puno. Die im 17. Jahrhundert erbaute und im 18. Jahrhundert neu errichtete Kirche gilt als eines der feinsten Beispiele barocker Mestizenarchitektur im Altiplano. Ihre filigran gestaltete Seitenportada, die schlanke Turmsilhouette und die Spuren reicher Wandmalerei machen sie zu einer einzigartigen Sehenswürdigkeit auf einer Kulturreise durch das Aymara-Gebiet am Titicacasee.
Geschichte des Templo de San Pedro y San Pablo
Vom ursprünglichen Tempel zum barocken Neubau
Der heutige Templo de San Pedro y San Pablo entstand im 17. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert umfassend neu errichtet. Damit ersetzte er einen älteren Vorgängerbau, der aufgrund seines schlechten Zustandes abgetragen wurde. Der Verfall des ursprünglichen Tempels stand im Zusammenhang mit Konflikten mit der Uro-Bevölkerung, die in der Region lebte und deren Auseinandersetzungen Spuren an der Bausubstanz hinterließen.
Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche mehrfach restauriert und strukturell verstärkt. Diese Eingriffe sicherten den Fortbestand des Gotteshauses, ohne jedoch den Charakter des barocken Mestizenstils zu zerstören, der bis heute die Fassade und das Innere prägt.

Zepita als Andenort im Wandel
Zepita, unweit der bolivianischen Grenze und eingebettet in die Weiten des Hochlandes, war lange ein wichtiger Bezugspunkt für die umliegenden Aymara-Gemeinden. Die Kirche von San Pedro y San Pablo war dabei nicht nur religiöses Zentrum, sondern auch Symbol kolonialer Präsenz und Ausdruck einer kulturellen Verschmelzung aus europäischer, andiner und mestizischer Tradition.
Architektur und künstlerische Besonderheiten
Grundriss und Raumaufbau
Der Templo de San Pedro y San Pablo folgt einem Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes. Zu den wichtigsten architektonischen Elementen gehören:
- eine einzige, langgestreckte Schiffsnave,
- eine Kuppel im Bereich des Kreuzungspunkts,
- Kapellen im Querhaus (Crucero),
- ein separater Baptisteriumsbereich,
- eine Sakristei als Funktionsraum der Geistlichen.
Dieser klar gegliederte Aufbau orientiert sich an spanischen Vorbildern, wurde jedoch mit lokalen Baumaterialien und Techniken umgesetzt – ein typischer Ausdruck der Mestizenarchitektur des Altiplano.
Schlanker Turm und Seitenportada als Haupteingang
Schon beim Näherkommen fällt der schlanke, elegante Glockenturm ins Auge, der sich deutlich von der umgebenden Bebauung abhebt und die Silhouette des Ortes prägt. Ungewöhnlich und besonders charakteristisch ist die Seitenportada, die als eigentlicher Haupteingang fungiert.
Über einem hervorstehenden Bogen – als arco cobijo oder große Nische (Hornacina) ausgebildet – entfaltet sich eine reich gegliederte Fassade, die wie ein in Stein gemeißelter Retabelaltar wirkt. Diese Portada ist eines der herausragendsten Beispiele barocker Steinmetzkunst in der Region.
Barocker Mestizenstil: Masken, Sirenen und Steinornamentik
Die Seitenportada zählt zu den bestdekorierten Portalen des Altiplano. Ihre Oberfläche ist nahezu vollständig mit Reliefs, Figuren und Ornamenten bedeckt:
- indigene Masken, die an Aymara- oder andere andine Bildwelten erinnern,
- Sirenen mit großen, federartigen Kopfschmuck (Penachos),
- verschlungene Kettenmotive und dekorative Bänder,
- eine Vielzahl weiterer pflanzlicher und geometrischer Ornamente, die Säulen, Kapitelle und Gesimse vollständig überziehen.
Diese dichte, fast überbordende Dekoration ist typisch für den barroco mestizo: europäische barocke Formen werden mit andinen Symbolen, fantasievollen Figuren und volkstümlichen Motiven verschmolzen. Das Ergebnis ist eine außergewöhnlich eigenständige Architektur, die sich deutlich von rein europäischen Vorbildern unterscheidet.
Westfassade und Portikus
Die Portalzone an der Westseite der Kirche ist einfacher gestaltet. Hier findet sich ein schlichter Vorbau mit doppelt geführtem Gesims, der als zurückhaltender Gegenpol zur überbordenden Seitenportada wirkt. Die Balance zwischen reicher Dekoration und schlichteren Flächen macht die Gesamtwirkung des Bauwerks besonders harmonisch.
Wandmalerei als verlorener Schmuck
Für den Innenraum wird berichtet, dass die Wandmalerei einst ein zentrales Element der Ausstattung war – wie in vielen Kirchen der Region. Biblische Szenen, Heiligendarstellungen und dekorative Muster schmückten die Wände und schufen eine farbige, lehrhafte Bildwelt für die Gläubigen. Auch wenn heute nicht mehr alle dieser Malereien erhalten sind, bleibt die Kirche ein wichtiges Zeugnis dieser didaktischen Bildkunst der Kolonialzeit.
Besuch des Templo de San Pedro y San Pablo in Zepita
Anreise aus Juli oder Puno
Zepita liegt im südlichen Teil der Provinz Chucuito, nicht weit von der Grenze zu Bolivien entfernt. Der Tempel befindet sich direkt gegenüber einer kleinen Platzanlage und ist von den Ankunftspunkten des Ortes leicht zu Fuß erreichbar.
- Route 1 – ab Juli:
- Strecke: Terminal terrestre zonal sur de Juli – Paradero der Stadt Zepita
- Verkehrsmittel: Combi (Kleinbus)
- Distanz und Dauer: ca. 55 km, etwa 1 Stunde Fahrzeit
- Route 2 – ab Puno:
- Strecke: Terminal zonal sur de Puno – Paradero der Stadt Zepita
- Verkehrsmittel: Combi (Kleinbus)
- Distanz und Dauer: ca. 136 km, etwa 2 Stunden 20 Minuten Fahrzeit
Vom Paradero in Zepita sind es nur wenige Gehminuten bis zur Kirche:
- Strecke: Paradero der Stadt Zepita – Templo de San Pedro y San Pablo
- Art des Zugangs: zu Fuß
- Straßenbeschaffenheit: asphaltiert
- Distanz: ca. 180 Meter
- Gehzeit: etwa 3–5 Minuten
Beste Reisezeit und Öffnungszeiten
Der Tempel kann grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden. Das Hochlandklima ist klar, sonnig, aber mit kühlen Morgen- und Abendstunden – entsprechende Kleidung im Zwiebellook ist empfehlenswert.
- Empfohlene Reisezeit: ganzjährig
- Übliche Öffnungszeiten: etwa 08:30 – 16:00 Uhr
Da es sich um ein aktives Gotteshaus handelt, sollten Besucherinnen und Besucher auf respektvolle Kleidung und Verhalten achten, insbesondere während Messen und religiösen Zeremonien.
Religiöse Feste und kulturelle Aktivitäten
Patronatsfest von San Pedro und San Pablo
Der wichtigste religiöse Höhepunkt im Jahr ist das Patronatsfest zu Ehren von San Pedro und San Pablo, das jedes Jahr am 29. Juni gefeiert wird. Dann verwandelt sich Zepita in eine Bühne für:
- feierliche Prozessionen durch den Ort,
- Messen und liturgische Feiern im Tempel,
- traditionelle Tänze und Musikgruppen des Altiplano,
- bunte Trachten und lokale Gastronomie.
Für Reisende, die Kultur und Glaube des Aymara-Altiplano erleben möchten, ist dieses Fest eine eindrucksvolle Gelegenheit, die Kirche im Kontext der lebendigen Gemeinde zu sehen.
Fotografie, Studien und Forschung
Der Templo de San Pedro y San Pablo bietet zahlreiche Ansatzpunkte für Fotografie und wissenschaftliche Auseinandersetzung:
- Architekturfotografie: Insbesondere die Seitenportada mit ihren Masken, Sirenen und Kettenmotiven,
- Kunst- und Religionsgeschichte: Untersuchung des barroco mestizo und seiner Bildsprache,
- Ethnologie und Kulturstudien: Rolle der Kirche im Aymara-Kontext, Wandel von Glaubenspraxis und Identität.
Tipps für Kultur- und Architekturreisende
Wer den Templo de San Pedro y San Pablo besucht, sollte Zeit mitbringen, um die Detailfülle der Steinmetzarbeiten aus der Nähe zu betrachten – Säulen, Kapitelle, Figuren und Ornamente erschließen sich erst beim langsamen Rundgang um die Seitenportada. Ein Abstecher auf die kleine Platzanlage vor der Kirche erlaubt zudem stimmungsvolle Perspektiven auf Turm, Fassade und das Hochlandpanorama.
In Kombination mit anderen Kirchen der Region Puno, den Dörfern entlang des Titicacasees und Ausflügen in Aymara-Gemeinden lässt sich Zepita ideal in eine architektonisch-kulturelle Route einbinden, die den Reichtum des peruanischen Altiplano jenseits der bekannten Touristenziele erfahrbar macht.

