
Templo de Santo Domingo in Chucuito: Renaissancekirche am Titicacasee
Überblick: Die älteste Kirche des Altiplano
Der Templo de Santo Domingo in Chucuito, unweit der Stadt Puno am peruanischen Titicacasee, gilt als eine der ältesten Kirchen des Altiplano. Er wurde im 16. Jahrhundert (1581) errichtet und steht an der Ostseite des gleichnamigen Platzes. Eingerahmt von zwei seitlichen Atrien, die früher als Friedhöfe dienten, und einer typischen Arkade aus Adobe mit Ziegeldach, ist der Tempel ein seltenes Beispiel für Renaissancearchitektur in einer hochandinen Kulturlandschaft.
Geschichte des Templo de Santo Domingo
Gründung im 16. Jahrhundert
Der Bau des Templo de Santo Domingo geht auf das Jahr 1581 zurück. In der frühen Kolonialzeit diente die Kirche als religiöses Zentrum für die spanischen Siedler und die indigene Bevölkerung der Region Chucuito. Über den Beginn der Bauarbeiten sind nur wenige Quellen erhalten, doch steht fest, dass der Tempel zu den ältesten christlichen Sakralbauten des Altiplano gehört.

Umbauten im 17. und 18. Jahrhundert
Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus grundlegend erneuert. Bereits 1690 wird berichtet, dass der Templo de Santo Domingo „von den Fundamenten an“ neu errichtet wurde und die Mauern zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt waren – ein Hinweis darauf, dass die Kirche nur etwa ein Jahrhundert nach ihrer Gründung umfassend umgestaltet wurde.
Damals erhielt der Tempel im Bereich des Kreuzschiffs zwei Seitenaltäre: rechts der Altar des heiligen Josef (San José) und jener der heiligen Rosa (Santa Rosa). Hinzu kamen ein Nischenaltar der Unbefleckten Empfängnis sowie ein weiterer, den Armen Seelen (Ánimas) gewidmeter. In der Kirchenschiffnave wurde ein Altar zu Ehren des heiligen Franz von Padua (San Francisco de Padua) eingerichtet.
Veränderungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Innenraum mehrfach an neue liturgische Bedürfnisse angepasst:
- 1837: Bau der Treppe und des Zugangs zur Chorempore.
- 1897: Erneuerung der rechten Wand vom Triumphbogen bis zum Taufbecken sowie Eindeckung des Baptisteriums.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts musste die Gemeinde finanzielle Opfer bringen: 1904 wurde ein Teil der Kirchensilberarbeiten in Arequipa verkauft, um notwendige Reparaturen zu finanzieren, insbesondere die Erneuerung des Daches und die Instandsetzung des Camarín (Andachtsraum hinter dem Altar).

Architektur und künstlerische Ausstattung
Renaissancefassade und historische Atrien
Der Templo de Santo Domingo ist ein Beispiel für die schlichte Renaissancearchitektur der frühen Kolonialzeit in den Anden. Die Kirche wird von zwei seitlich gelegenen Atrien eingerahmt, die ursprünglich als Friedhöfe genutzt wurden. Vor der Fassade spannt sich eine typische Arkade aus Adobe, gedeckt mit traditionellen Ziegeln – ein architektonisches Detail, das dem Bauwerk einen unverwechselbaren Charakter verleiht und den Übergang vom öffentlichen Platz zum sakralen Raum markiert.
Im vorderen Atrium steht die Cruz de Buen Morir, ein Kreuz, das symbolisch an gute Sterbestunde und christliche Erlösung erinnert und zugleich auf die frühere Funktion des umgebenden Raumes als Friedhof verweist.
Der barocke Hochaltar
Besonderer Blickfang des Innenraums ist der Hauptaltar, ein feines Holzretabel im barocken Stil:
- aus edlem Holz gefertigt,
- mit Blattgold (Pan de Oro) überzogen,
- mit Silberblech kunstvoll getrieben und verziert.
Im Zentrum des Retabels steht das Bildnis von Santo Domingo de Guzmán, dem Gründer des Dominikanerordens. Rundherum sind weitere Heiligenbilder und Gemälde angeordnet, die den Innenraum in ein farbiges, von Glaubenssymbolik geprägtes Ensemble verwandeln.
Seitenschiffe und Seitenaltäre
Die Seitenschiffe und Kreuzarme beherbergen mehrere Altäre und Nischen, die den Volksheiligen und zentralen Figuren der katholischen Spiritualität im Andenraum gewidmet sind:
- Altar des heiligen Josef (San José)
- Altar der heiligen Rosa von Lima (Santa Rosa)
- Nische der Unbefleckten Empfängnis
- Altar für die Armen Seelen im Fegefeuer (Ánimas)
- Altar des heiligen Franz von Padua (San Francisco de Padua)
Diese Ausstattung spiegelt die Verbindung von europäischer Ikonografie mit der tief verwurzelten Volksfrömmigkeit des Altiplano wider.
Religiöse Bedeutung und Feste
Der Templo de Santo Domingo ist nicht nur ein architektonisches Denkmal, sondern bis heute ein lebendiger Ort des Glaubens. Das Kirchenjahr ist geprägt von Messen, Andachten und Patronatsfesten, bei denen sich die Gemeinde von Chucuito und Besucherinnen und Besucher aus der Umgebung versammeln.
Fest der Virgen del Rosario
Zu den wichtigsten religiösen Ereignissen gehört die Festividad de la Virgen del Rosario, die jährlich am 11. Oktober gefeiert wird. Prozessionen, Musik, Tanz und traditionelle Trachten verwandeln den Platz vor dem Tempel in eine farbenfrohe Bühne, auf der katholische Rituale mit andinen Kulturformen verschmelzen.
Besuch des Templo de Santo Domingo
Lage und Zugang
Der Templo de Santo Domingo liegt im Herzen von Chucuito, einer historischen Ortschaft in der Region Puno, mit weitem Blick über den Titicacasee. Von der Plaza Principal aus ist die Kirche bequem zu Fuß erreichbar:
- Route: Plaza Principal von Chucuito – Templo de Santo Domingo
- Art des Zugangs: terrestrisch, zu Fuß
- Wegbeschaffenheit: asphaltierte Straße
- Entfernung: ca. 200 Meter
- Dauer: etwa 10 Minuten gemütlicher Spaziergang
Öffnungszeiten und Eintritt
Der Tempel kann grundsätzlich das ganze Jahr über besucht werden. Als sakraler Raum bleibt er in erster Linie ein Ort des Gebets; Besucher werden gebeten, dies durch angemessenes Verhalten und Kleidung zu respektieren.
- Beste Reisezeit: ganzjährig
- Empfohlene Besuchszeit: vor allem am Vormittag
- Übliche Öffnungszeiten: etwa 08:00 – 12:00 Uhr
- Eintritt: frei
- Hinweis: Besuch nach Möglichkeit in Vorababsprache mit dem Pfarrer Gregorio Remirez Jordán (Telefon/WhatsApp: +51 924 243 275), insbesondere für Gruppen oder spezielle Führungen.
Aktivitäten für Besucher
Innerhalb und rund um den Tempel können verschiedene Aktivitäten unternommen werden:
- Fotografie und Filmaufnahmen: Die Kombination aus kolonialer Architektur, Kirchenkunst und Andenlandschaft bietet eindrucksvolle Motive. Bitte stets respektvoll fotografieren, insbesondere während Gottesdiensten.
- Religiöse Teilnahme: Besuch von Messen, Festen und Prozessionen, vor allem zur Festividad de la Virgen del Rosario.
- Kultur und Forschung: Der Templo de Santo Domingo ist ein interessantes Ziel für historisch, kunstgeschichtlich oder ethnologisch ausgerichtete Studien und Untersuchungen.
Tipps für Kultur- und Architekturreisende
Wer den Templo de Santo Domingo besucht, sollte ausreichend Zeit einplanen, um sowohl den Außenraum mit Atrien, Arkaden und der Cruz de Buen Morir als auch den Innenraum mit seinem barocken Hochaltar in Ruhe zu erkunden. Eine Kombination mit einem Spaziergang durch Chucuito – einschließlich der Plaza Principal und weiterer kolonialer Bauten – vermittelt ein eindrucksvolles Bild der historischen Entwicklung der Region Puno.
In Verbindung mit anderen Sehenswürdigkeiten am Titicacasee lässt sich der Besuch des Templo de Santo Domingo ideal in eine kulturhistorische Reiseroute integrieren, die Architektur, Traditionen und Landschaft des peruanischen Altiplano miteinander verbindet.

