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Innenraum des Templo Santiago Apóstol in Huancané mit barockem Hochaltar

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Templo Santiago Apóstol in Huancané: Barockkirche im Altiplano

Überblick: Kolonialkirche zwischen Mudejar-Holzdecke und Churrigueresko-Altar

Der Templo Santiago Apóstol in Huancané gehört zu den bedeutendsten Kolonialkirchen im Norden der Region Puno. Nur wenige Meter von der Plaza de Armas entfernt, vereint der Bau eine reiche, bewegte Geschichte mit außergewöhnlicher Architektur: ein Mudejar-Holzdeckengewölbe, ein prachtvoller Hochaltar im churrigueresken Stil und Gemälde der Schule von Cusco machen die Kirche zu einem wichtigen Ziel für Kultur- und Architekturreisende im Altiplano.

Geschichte des Templo Santiago Apóstol

Frühe Kolonialzeit und Mudejar-Einflüsse

Huancané war bereits zur Zeit der spanischen Eroberung einer der wichtigen Siedlungspunkte im Hochland. Traditionell wird der Beginn des Kirchenbaus auf das Jahr 1700 datiert, mit einer Fertigstellung am 12. Oktober 1722. Doch die noch sichtbaren Mudejar-Elemente im artesonado – der kunstvoll verzimmerten Holzdecke – deuten darauf hin, dass die ursprüngliche Konstruktion bereits vor der Mitte des 17. Jahrhunderts begonnen wurde.

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts befand sich der Tempel in gutem Zustand und prägte das Ortsbild. Die Verbindung von andinen Baumaterialien wie Adobe und Stein mit hispano-maurischen Holzkonstruktionen ist typisch für jene Phase, in der sich Kolonialarchitektur, Handwerkstradition und lokale Techniken miteinander verbanden.

Templo Santiago Apostol

Zerstörung und Wiederaufbau nach dem Aufstand von Túpac Amaru

Ein einschneidendes Ereignis war der große Aufstand von Túpac Amaru II im Jahr 1780. In dessen Folge wurde Huancané von den Truppen des Anführers Vilcapasa in Brand gesetzt. Die Zerstörung traf auch den Templo Santiago Apóstol schwer und zwang viele Bewohner zur Flucht. Die Kirche verlor einen Teil ihrer ursprünglichen Struktur und musste in den folgenden Jahrzehnten mehrfach repariert werden.

Reparaturen im 19. Jahrhundert

Der 19. Jahrhundert war geprägt von einem langen Prozess der Wiederherstellung:

  • 1849: Pfarrer Leoncio Barrionuevo lässt die Kirchenmauern aus Adobe ausbessern und das Dach neu mit Ziegeln eindecken.
  • 1852: Berichte sprechen dennoch von einem Zustand „vollständiger Ruine“ – vom Hochaltar bis zum Eingangsportal, mit zerstörtem Dach und rissigen Mauern.
  • um 1900: Der Tempel ist erneut stark beschädigt. Um die dringend notwendigen Reparaturen zu finanzieren, wird die Veräußerung eines Teils der Silberarbeiten (platería) angeordnet.

Restaurierungen im frühen 20. Jahrhundert

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebt der Templo Santiago Apóstol eine umfassende Restaurierungsphase:

  • 1901: Der Turm wird neu aufgebaut, das Steinportal verputzt beziehungsweise überarbeitet, und die Kapelle der Unbefleckten Empfängnis (Inmaculada) restauriert.
  • 1902–1910: Die Wand des Presbyteriums wird abgetragen und neu errichtet, die Altarstufen werden neu gebaut, die Kanzel instand gesetzt und die Kirche erneut gedeckt.
  • 1912–1918: In einer weiteren Restaurierungsphase werden 46 Heiligenbilder überarbeitet, Silberarbeiten (platería) repariert und Retabelaltäre neu zusammengesetzt und gefestigt.

1928 beschreibt der Beobachter Romero Huancané als Ort mit nur wenigen Straßen und kaum fünfzig Häusern, aber mit zwei majestätischen Kirchen – ein Hinweis auf die besondere Bedeutung, die sakrale Architektur hier einnimmt.

Architektur und künstlerische Ausstattung

Außenarchitektur: Atrium, Türme und einfache Fassade

Bis heute präsentiert sich der Templo Santiago Apóstol mit einem umfriedeten Atrium, das den Übergang von der Stadt in den sakralen Raum markiert. Die Hauptfassade ist schlicht gehalten:

  • ein geschlossenes Atrium als Vorhof,
  • eine glatte Steinportada mit einfacher Dekoration,
  • Wände aus Stein und Adobe,
  • ein Ziegeldach, wie es für Kirchen des Altiplano typisch ist,
  • zwei Türme, die die Silhouette des Tempels bestimmen.

Die zurückhaltende äußere Gestaltung kontrastiert auffallend mit dem Reichtum des Innenraums – ein häufiges Merkmal kolonialer Kirchen im Hochland.

Der Churrigueresko-Hochaltar

Herzstück des Inneren ist der Hochaltar im Stil des Churrigueresco, einer besonders opulenten Variante des spanischen Barock:

  • aus fein geschnitztem Holz gefertigt,
  • reich gegliedert und mit Säulen, Voluten und Nischen versehen,
  • mit Blattgold (Pan de Oro) überzogen, das im Dämmerlicht schimmert.

Dieser Altar zählt zu den wertvollsten barocken Ausstattungsstücken der Region und bildet einen starken Kontrast zu den schlichten Außenmauern des Tempels.

Gemälde der Schule von Cusco

An den Wänden des Kirchenschiffs und im Altarbereich befinden sich mehrere Gemälde, die der Schule von Cusco zugerechnet werden. Diese Maltradition, die europäische Bildsprache mit lokalen Motiven, Farben und Symbolen verbindet, ist charakteristisch für die koloniale Sakralkunst der Anden.

Biblische Szenen, Heiligenbilder und allegorische Darstellungen bereicherten einst die liturgische Praxis, dienten der Unterweisung der Gläubigen und sind heute wichtige Zeugnisse der andinen Kolonialmalerei.

Religiöse Bedeutung und Feste

Der Templo Santiago Apóstol ist bis heute ein lebendiges Zentrum des Glaubens in Huancané. Über das Jahr hinweg werden Messen, Sakramente und verschiedene religiöse Aktivitäten gefeiert, die die enge Bindung der Bevölkerung an ihre Pfarrkirche widerspiegeln.

Fest der Kreuzauffindung im Mai

Zu den wichtigsten religiösen Anlässen gehört die Festividad de la Cruz de Mayo, die in der ersten Maiwoche begangen wird. In dieser Zeit:

  • finden Prozessionen mit geschmückten Kreuzen statt,
  • werden feierliche Messen im Templo Santiago Apóstol gehalten,
  • erklingen traditionelle Musik und Tänze des Altiplano,
  • verwandelt sich Huancané in einen lebendigen Schauplatz religiöser und kultureller Ausdrucksformen.

Besuch des Templo Santiago Apóstol

Lage und Zugang

Der Tempel liegt im historischen Zentrum von Huancané, nur wenige Schritte von der Plaza de Armas entfernt. Damit lässt er sich problemlos in einen Stadtrundgang integrieren:

  • Strecke: Plaza de Armas Huancané – Templo Santiago Apóstol
  • Straßenbeschaffenheit: asphaltiert
  • Distanz: etwa 50 Meter
  • Gehzeit: ca. 5 Minuten

Öffnungszeiten und beste Besuchszeit

Der Templo Santiago Apóstol kann ganzjährig besucht werden. Als sakraler Raum bleibt er in erster Linie ein Ort des Gebets; Besucherinnen und Besucher sollten entsprechend respektvoll auftreten.

  • Empfohlene Reisezeit: das gesamte Jahr über
  • Übliche Öffnungszeiten: ca. 08:00 – 13:00 Uhr
  • Wochentage: täglich geöffnet, besonders belebt an Donnerstagen und Sonntagen

Aktivitäten für Besucher

Fotografie, Kultur und Forschung

  • Fotografie und Filmaufnahmen: Fassade, Atrium, Türme, der barocke Hochaltar und die Gemälde der Schule von Cusco bieten zahlreiche Motive – innen wie außen.
  • Religiöse Teilnahme: Besuch von Messen, insbesondere an Sonn- und Feiertagen und zur Kreuzfestwoche im Mai.
  • Kulturelle Aktivitäten: Je nach Jahreszeit werden im Zusammenhang mit den Festen musikalische und kulturelle Darbietungen organisiert.
  • Studien und Forschung: Der Tempel ist ein lohnendes Objekt für kunsthistorische, architektonische und religionsethnologische Untersuchungen – etwa zur Mudejar-Holzdecke, zum churrigueresken Altar oder zur Cusqueña-Malerei.

Tipps für Kultur- und Architekturreisende

Wer den Templo Santiago Apóstol besucht, sollte sich Zeit nehmen, um Innen- und Außenraum aufmerksam zu erkunden: das schlichte Steinportal, das geschlossene Atrium, die beiden Türme, den reich vergoldeten Hochaltar und die Gemälde. Fotofreundlich ist vor allem das Morgenlicht, das durch Türen und Fenster auf den vergoldeten Retabel fällt.

In Kombination mit anderen Kirchen und Dörfern im Norden der Region Puno lässt sich Huancané ideal in eine Route kolonialer Sakralarchitektur integrieren, die die religiöse, künstlerische und soziale Geschichte des Altiplano lebendig werden lässt.

Templo Santiago Apóstol in Huancané: Barockkirche im Altiplano

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