Catapalla – Zwischen Reben, Honig und vergessenen Kulturen
Ein Ort am Río Cañete, wo Geschichte, Geschmack und Gemeinschaft verschmelzen
Der Name klingt wie ein Gedicht in Quechua: Catapalla, was so viel bedeutet wie „schöne Frau“. Und genau das ist dieser kleine Ort am anderen Ufer des Río Cañete – ein stilles, fruchtbares Tal voller Leben, Geschichten und Aromen. Hier begegnet man nicht dem Massentourismus, sondern einer Welt, in der Tradition, Handwerk und Natur im Einklang bestehen.
Lage – Catapalla am Río Cañete
Catapalla liegt inmitten grüner Weinberge, auf der Sonnenseite des Río Cañete, rund 8 Kilometer entfernt von den Hauptverkehrswegen. Es ist das einzige Dorf in der Umgebung, das sich direkt auf dieser Flussseite befindet. Die Umgebung ist geprägt von sanften Hängen, tiefen Tälern und einem besonderen Mikroklima – perfekt für Landwirtschaft, Bienenzucht und den Anbau edler Rebsorten.
Der Zugang erfolgt über eine charakteristische Brücke, die als Verbindung zur Welt dient – aber zugleich das Gefühl vermittelt, einen eigenen Kosmos zu betreten.
Anreise – Wie man Catapalla erreicht
Die Anreise nach Catapalla beginnt meist in der Hauptstadt Lima, von wo aus man zunächst über die Panamericana Sur in Richtung Süden fährt. Die Route führt vorbei an trockenen Küstenlandschaften und fruchtbaren Flusstälern – ein Übergang von Wüste zu Leben.
Nach etwa 2 bis 3 Stunden Fahrt erreicht man das Tal des Río Cañete. Von dort führen lokale Straßen durch Weinfelder und Obsthaine bis zur Brücke von Catapalla. Das letzte Stück ist besonders malerisch – ein idealer Abschnitt für Reisende mit offenem Blick und Sinn für Details.
Praktische Hinweise zur Anreise:
- Fernbusse nach Cañete: z. B. Soyuz, Perú Bus
- Abzweig zum Río Cañete: Taxi oder lokaler Transfer
- Alternativ: Private Fahrer oder geführte Touren mit Fokus auf Wein, Pisco & Bienenprodukte
Catapallas Ursprung – ein Dorf mit Vision
Gegründet wurde Catapalla am 30. Juli 1935 durch den visionären Landbesitzer Gumersindo Gonzáles del Valle. Seine Idee: das gegenüberliegende Flussufer bewohnbar machen – nicht aus politischer Strategie, sondern aus dem Wunsch nach Leben, Austausch und Gemeinschaft. Die Nähe zu seinen Rebstöcken war dabei sicherlich kein Zufall.
Heute ist Catapalla mehr als eine Ansiedlung – es ist eine gelebte Idee, gewachsen aus dem fruchtbaren Boden des Cañete-Tals.
Kapelle und Gemeinschaft
Das spirituelle Zentrum des Ortes ist die kleine Kapelle von Catapalla – ein bescheidener, aber bedeutungsvoller Ort. Das Erdbeben von 2007 beschädigte sie schwer, doch die Gemeinschaft ließ sich nicht entmutigen. Mit vereinten Kräften entstand ein neuer Bau – Symbol für Zusammenhalt und Erneuerung.
Wein, Pisco und flüssiges Erbe
Catapalla steht sinnbildlich für die Verbindung von Natur und Handwerk. Besonders bekannt ist die traditionsreiche Bodega vitivinícola „La Reyna de Catapalla“, gegründet im Jahr 1863. Sie gilt als eine der ältesten Produzenten von handwerklichem Pisco und Wein im Tal.
Daneben überzeugen kleinere Bodegas wie La Rinconada durch Qualität, Gastfreundschaft und persönliche Note. Wer hier Wein verkostet, erlebt mehr als Geschmack – man taucht ein in die Seele eines Dorfes.
Süßes Gold – Bienen und mehr
Ein weiteres Aushängeschild Catapallas sind die Imkereien. Hier wird nicht nur Honig produziert, sondern ein ganzes Ökosystem gepflegt. Besucher können die Arbeit der Imker hautnah erleben – vom Summen der Bienen bis zur Verkostung frisch geschleuderter Produkte: Honig, Propolis, Wachs, Pollen.
Verborgene Vergangenheit – Archäologische Stätten von Catapalla
Rund um Catapalla finden sich mehrere archäologische Fundstellen, die vom Leben vor der spanischen Kolonialzeit zeugen. Dazu gehören:
- Quebrada de Cantagallo
- Cerro Suero
- Mayorazgo
- La Rinconada
Diese Orte liegen meist versteckt in der Landschaft – ideal für Reisende, die sich abseits befestigter Wege bewegen wollen. Noch sind viele dieser Stätten nicht umfassend dokumentiert – ihre Stille erzählt von einer Zeit, die noch auf Entdeckung wartet.
Catapalla erleben – Ein Ziel für stille Entdecker
Catapalla ist kein Durchgangsort. Wer hierher kommt, sucht Ruhe, Ursprünglichkeit und Begegnung – mit Menschen, mit Geschmack, mit der Geschichte der Erde. Der Ort eignet sich perfekt für Tagesausflüge, kleine Wanderungen, Verkostungen und Gespräche mit Einheimischen. Und am Ende ist es meist mehr als nur ein Besuch – es ist eine Erinnerung, die bleibt. Catapalla verfügt über mehrere sehr gut bewerte Unterkünfte.
Catapalla ist ein Ort, der nicht laut ruft – aber leise berührt. Wer den Fluss überquert, lässt nicht nur Kilometer hinter sich, sondern betritt eine andere Welt.
Titelbild: Mincetur