Peruanischer Wein – Entdeckung einer verborgenen Genusskultur
Versteckt zwischen den sandigen Tälern der südperuanischen Küste und den kühlen Ausläufern der Anden reift ein Schatz heran, den kaum jemand mit Peru in Verbindung bringt: Wein. Dabei reicht seine Geschichte weiter zurück als in jedem anderen Land Südamerikas. Die Spanier brachten nicht nur Schwerter und Kreuze mit – sondern auch Reben. Heute laden altehrwürdige Weingüter und innovative Bodegas zu einer Reise ein, bei der man Peru mit Nase, Gaumen und Herz entdeckt.
Geschichte des Weinbaus in Peru
Die Geschichte des Weinbaus in Peru beginnt nicht mit Tourismus, sondern mit Eroberung. Nach dem Fall des Inka-Reichs durch die Truppen von Francisco Pizarro (1531–1535) wurde das koloniale Hoch-Peru zu einem fruchtbaren Experimentierfeld für die Europäer – auch in Sachen Wein. Bereits 1547 pflanzten spanische Adlige wie Francesco de Caravantes und Hernando de Montenegro die ersten Rebstöcke nahe Ica. Darunter war die heute legendäre Sorte Listán Prieto, auch bekannt als Misión.
Um 1560 war die Rebfläche auf 40.000 Hektar angewachsen – eine beachtliche Zahl. Peruanischer Wein wurde sogar nach Spanien verschifft. Doch mit der Zeit verdunkelten sich die Aussichten: Die Reblaus, politische Instabilität und fehlende Infrastruktur führten dazu, dass die Weinproduktion in den 1960er-Jahren fast gänzlich zum Erliegen kam. Erst in den 1970er-Jahren begann eine neue, leise Renaissance.
Weinregionen in Peru – Zwischen Küste, Wüste und Hochland
Perus wichtigste Weinregionen liegen entlang der trockenen Pazifikküste. Hier treffen die sengende Sonne der Wüste, das kalte Wasser des Humboldtstroms und die mineralreichen Böden der Andenausläufer aufeinander. Trotz geringer Niederschläge herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit – perfekte Bedingungen für intensive Aromen, aber auch ein Risiko für Pilzkrankheiten. Die Lösung: ausgeklügelte künstliche Bewässerung, wie sie schon die Inka meisterten.
- Ica: Das Herzstück der peruanischen Weinwelt – mit den meisten Bodegas, fruchtbaren Tälern und besten Bedingungen für Pisco und Wein.
- Moquegua & Tacna: Kleine, experimentierfreudige Betriebe nahe der chilenischen Grenze, oft in Höhenlagen.
- Lunahuaná: Aufstrebende Mikroregion, rund zwei Stunden südlich von Lima, mit versteckten Kleinproduzenten wie La Reyna de Lunahuaná.
- Nördliche Küste: Weniger bekannt, aber vielversprechend – Rebflächen bis auf 1.500 m Höhe.
Rebsorten und Weinstile – Zwischen Alt und Neu
Die Rebsorten Perus erzählen Geschichten: von Eroberung, Migration und Anpassung. Während einige Trauben seit Jahrhunderten in Peru heimisch sind, ziehen heute auch internationale Klassiker in die Kellereien ein.
Weiße Rebsorten:
- Italia: Blumig und aromatisch – sowohl als Weißwein wie auch in Pisco verarbeitet.
- Albilla & Torontel: Zarte Süße, oft zu halbtrockenen oder süßen Tropfen ausgebaut.
Rote Rebsorten:
- Quebranta: Die urperuanische Pisco-Traube – gelegentlich als Rosé oder leichter Rotwein ausgebaut.
- Cabernet Sauvignon, Malbec, Syrah: Internationale Edelreben, die besonders in Ica zunehmend Fuß fassen.
Viña Tacama – Wo Geschichte in Flaschen reift
Das älteste Weingut Perus ist gleichzeitig eines der innovativsten: Die Viña Tacama in Ica war einst ein Jesuitenbetrieb und gehört heute zur Familie Olaechea. Mit der Unterstützung des französischen Önologen Émile Peynaud entstanden hier ab den 1960er-Jahren erste Qualitätsweine – etwa aus Cabernet Sauvignon oder Sauvignon Blanc. Tacama bietet heute geführte Touren, Kellerführungen, Verkostungen und Konzerte im historischen Gutshof.
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Weitere Weingüter und Destillerien in Ica & Umgebung
- Bodega El Catador: Beliebt für ihre traditionelle Pisco-Herstellung und süffige Weine (Facebook).
- Hacienda La Caravedo: Eine der ältesten Pisco-Destillerien, heute modernisiert – mit Top-Verkostungen und Gastronomie (Webseite).
- La Reyna de Lunahuaná: Familiengeführtes Weingut in einem versteckten Tal südlich von Lima (Instagram).
Weintouren in Peru – Erlebnis mit allen Sinnen
Wer eine Reise zu Perus Weinregionen plant, findet weit mehr als Verkostungen: Viele Touren bieten ein sinnliches Eintauchen in Kultur, Handwerk und Landschaft.
Typen von Touren:
- Wein- & Pisco-Verkostungen: Geführte Tasting-Erlebnisse mit Einblicken in Anbau, Herstellung und Aromaprofile.
- Ganzheitliche Weintouren: Kombination mit kulturellen Ausflügen, etwa zu den Aquädukten von Cantalloc oder Abenteuern in den Huacachina-Dünen.
- Pisco-Routen: Spezialisierte Routen, die sich ausschließlich dem peruanischen Nationalgetränk widmen – ideal für Liebhaber von Destillaten.
Tipps für deine Weintour:
- Rechtzeitig buchen: Besonders zur Erntezeit (Februar–April) sind viele Touren rasch ausgebucht.
- Beste Reisezeit: Mai bis Oktober bietet stabiles, sonniges Wetter – perfekt für Touren und Verkostungen.
- Lokale Guides wählen: Viele erzählen nicht nur über Wein, sondern auch über Geschichte und Lebensweise.
Wein, Pisco und Chicha – die flüssige Seele Perus
Während Wein in Peru eher zu besonderen Anlässen geöffnet wird, sind Pisco und das aus Mais gebraute Chicha tief im Alltag und in der Geschichte verwurzelt. Chicha war schon zu Inka-Zeiten ein zeremonielles Getränk – Pisco dagegen gilt als koloniales Erbe mit nationalem Stolz. Gemeinsam erzählen sie die Geschichte eines Landes, das seine Vielfalt im Glas genauso lebt wie auf dem Teller.
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