
Qhapaq Ñan zwischen Pomata und Challapampa
UNESCO-Abschnitt des Inka-Pfades am Titicacasee
Der Qhapaq Ñan Sektor Pomata – Challapampa gehört zu den eindrucksvollsten Inka-Pfad-Abschnitten im Süden Perus. Im historischen Qollasuyo, in der heutigen Region Puno, verläuft hier ein Teilstück des Weltkulturerbes Qhapaq Ñan, das von Cusco über den Pass La Raya (über 4.300 m) bis zum Río Desaguadero führt. Zwischen Sisipampa, Huacani und Pomata verbindet der Weg Hochlanddörfer, Weideland, heilige Berge und den Titicacasee – eine einmalige Kombination aus Kultur- und Naturerlebnis.
Für Reisende ist dieser Abschnitt ideal, um die archäologische Bedeutung des Qhapaq Ñan, die andine Landschaft und die bis heute lebendige Nutzung des Weges durch lokale Gemeinschaften zu erleben.
Der Verlauf des Qhapaq Ñan zwischen Sisipampa und Pomata
Vom Hochlandmoor nach Pomata
Der Inka-Pfad beginnt in diesem Abschnitt in der Gemeinde Sisipampa und durchquert zunächst das Bofedal von Huacani – ein feuchtes Hochlandmoor, das als Weide und Wasserreservoir dient. Von dort steigt der Weg in Richtung Pomata an.
Unterwegs sind noch deutliche Spuren der originalen Inka-Bauweise erkennbar:
- gepflasterte Wegabschnitte mit Steinplatten,
- erhöhte Wegdämme (calzadas sobreelevadas) in saisonal überfluteten Ebenen,
- Seitenmauern, die sich entlang steiler Hänge ziehen und die Trasse sichern.
Zwischen Feldern, Weiden und alten Terrassen
Der Qhapaq Ñan verläuft zwischen Flussauen und Feldern, die heute überwiegend als Weideflächen für Rinder und Kameliden genutzt werden. Als Hintergrundkulisse erheben sich eindrucksvolle Steinterrassen (Andenes) an den Hängen der Berge Tococahua und Calvario. Diese terrassierten Hänge bilden die Abra de Quimsa Cruz und zeugen von der landwirtschaftlichen Meisterschaft der Lupaka und Inka.

Heilige Punkte: Apacheta und Dreiklang des Andenheiligtums
Die Apacheta am höchsten Punkt
Am höchsten Punkt des Weges befindet sich eine Apacheta – ein traditioneller Steinhaufen, der als heiliger Ort für Opfergaben gilt. Hier bringen Reisende kleine Gaben dar – etwa Steine, Blätter, Getränke oder symbolische Objekte – um:
- dem Weg selbst zu danken,
- die Pachamama, die Mutter Erde, zu ehren,
- die Apu-Berge um Schutz auf der Reise zu bitten.
Dieser Punkt bietet eine einzigartige Sicht auf drei als heilig betrachtete Elemente:
- den Titicacasee, aus dessen mythischen Gewässern einst die Inka hervorgegangen sein sollen,
- die Cordillera Real auf der bolivianischen Seite, mit ihren markanten Gipfeln,
- den Templo de Santiago Apóstol von Pomata, der wie ein steinerner Anker in der Landschaft steht.
Über all dem thront der Vulkan Cerro Khapia, ein wichtiger Apu-Schutzberg der Region Puno, der die Szenerie beherrscht.
Abstieg nach Pomata und Verbindung zu den Kirchen
Vom höchsten Punkt beginnt der Abstieg in Richtung Pomata. Man erreicht den Ort über den Jirón Grau, eine Straße, die verschiedene katholische Heiligtümer miteinander verbindet und den Übergang vom inkaischen Straßennetz in die koloniale Kirchenlandschaft symbolisiert.
Der Abschnitt zwischen Pomata und der Gegend um Challapampa zeigt anschaulich, wie der Qhapaq Ñan bis heute die Verbindung zwischen Gemeinden, Kultorten und Landschaft bildet.
Geschichtlicher Hintergrund: Straßennetz und Herrschaft
Der Qhapaq Ñan war weit mehr als ein Weg – er war das Rückgrat des Inkareiches. Entlang seiner Trassen lagen:
- Tambos – Etappenstationen für Reisende und Boten,
- Verwaltungszentren,
- Zeremonialplätze,
- Dörfer und Städte.
Über dieses Netz organisierte das Inkareich Territorialverwaltung, Kommunikation und Integration verschiedenster Völker. Der Weg diente der Übermittlung von Nachrichten, Waren und Menschen, aber auch der Verbreitung von Wissen, Sprache, Ideologie und religiösen Vorstellungen.
Bis heute werden viele Abschnitte des Qhapaq Ñan von den lokalen Gemeinden genutzt – als Alltagsweg zu Feldern, Weiden und Nachbardörfern. Damit bleibt seine Rolle als soziale und kulturelle Achse lebendig.
Lage und Anreise zum Qhapaq Ñan Sektor Pomata – Challapampa
Anreise von Puno zur Zugangsstelle Sisipampa
Der wichtigste Zugang zum Qhapaq Ñan in diesem Abschnitt liegt nahe der Gemeinde Sisipampa, einige Kilometer vor Pomata.
- Von Puno: Ab dem Terminal Terrestre Zonal Sur de Puno fahren öffentliche Minibusse auf asphaltierten Straßen Richtung Pomata.
- Hauptzugang zum Qhapaq Ñan: Der Abzweig nach Sisipampa liegt etwa 10 Minuten vor Pomata und ist der empfohlene Einstieg in den Inka-Pfad-Abschnitt.
- Distanz/Zeit: rund 102 km, etwa 1 Stunde 45 Minuten Fahrzeit.
Alternative: Einstieg ab Pomata
Wer zuerst die Stadt und ihre Kirche besuchen möchte, kann den Weg auch von Pomata aus angehen:
- Puno – Pomata: ca. 104 km, etwa 2 Stunden im Minibus bis zur Plaza de Armas von Pomata.
- Plaza de Armas – Qhapaq Ñan Zugang: zu Fuß etwa 650 m auf Asphaltstraßen, ungefähr 10 Minuten.
Der Abschnitt lässt sich so gut mit einem Besuch des Templo de Santiago Apóstol und des historischen Zentrums von Pomata verbinden.
Beste Reisezeit und Besuchszeiten
Der Qhapaq Ñan Sektor Pomata – Challapampa kann das ganze Jahr über begangen werden:
- Besuchszeitraum: ganzjährig
- Empfohlene Tageszeit: etwa 06:00 – 17:00 Uhr
In der Trockenzeit (ungefähr April bis Oktober) sind die Pfade meist stabiler, in der Regenzeit (November bis März) kann der Untergrund weicher und rutschig sein. Morgens und am späten Nachmittag ist das Licht für Landschafts- und Fotografie besonders schön.
Flora, Fauna und Landschaft unterwegs
Tierwelt des Hochlands
Entlang des Weges können aufmerksame Wanderer typische Bewohner des Altiplano beobachten:
- Vizcachas – nagerartige Tiere, die gerne auf Felsen sitzen und die Sonne genießen,
- Alpakas und Lamas – die traditionellen Kameliden der Anden, die auf den Weiden rund um den Weg grasen.
Pflanzen des Altiplano
Der Qhapaq Ñan durchquert eine Landschaft mit vielfältiger Hochlandvegetation:
- C’arigua chicchipa und chiri chiri – lokale Pflanzen des Andenraums,
- Kenchamali und panti panti – typische Hochlandkräuter,
- Muña – aromatische Pflanze, oft als Tee verwendet,
- Pajonales – Graspolster, die das Landschaftsbild prägen,
- Sträucher, die als Windschutz dienen und Boden festigen.
Vögel und Panoramablicke
Der Abschnitt ist zudem interessant für Vogelbeobachtung. Mit etwas Zeit lassen sich beobachten:
- Andenflamingos,
- Andenenten (pato andino),
- Chocas,
- schwarze Ibisse (bandurrias negras),
- Adler und Turmfalken (cernícalos),
- Stieglitze (jilgueros) und Schwalben.
Der Weg bietet zudem immer wieder weite Blicke auf:
- den Lago Titicaca,
- die Cordillera Real in Bolivien,
- den Tempel von Santiago Apóstol in Pomata,
- und den Cerro Khapia als markanten Vulkan- und Schutzberg.
Rituale, Spiritualität und Trekking
Andine Rituale auf dem alten Weg
Der Qhapaq Ñan ist bis heute ein rituell aufgeladener Raum. Entlang des Weges, insbesondere bei der Apacheta, werden zeremonielle Handlungen durchgeführt:
- Dankrituale an Pachamama und die Apus,
- Segnungen für Reisende, Tiere und Ernte,
- kleine Opfergaben in Form von Blättern, Getränken oder symbolischen Objekten.
Wer wandert, sollte diese Orte mit Respekt und Umsicht behandeln und, wenn möglich, die lokalen Traditionen erfragen, bevor er teilnimmt oder fotografiert.
Caminata & Trekking auf dem Qhapaq Ñan
Der Abschnitt Pomata – Challapampa eignet sich hervorragend für Caminata und Trekking:
- Schwierigkeit: leicht bis moderat – je nach gewählter Teiletappe und Höhenanpassung.
- Empfohlene Ausrüstung: gute Wanderschuhe, Sonnenschutz, warme Kleidung im Zwiebelsystem, Wasser und Snacks.
- Erlebnis: Kombination aus Kulturweg, Naturpfad und Pilgerroute, auf der man Spuren der Inka genauso wahrnimmt wie den heutigen Alltag der Hochlandgemeinden.
Wer den Qhapaq Ñan Sektor Pomata – Challapampa begeht, wandert auf einem Pfad, der seit Jahrhunderten Menschen, Landschaften und Kulturen miteinander verbindet – ein lebendiges Band zwischen Vergangenheit und Gegenwart im Herzen des Altiplano.

