Sechin Komplex in Peru
Der Sechin Komplex – wer dachte, die ägyptischen Pyramiden seien alt?
Hört man das Wort „Pyramide“, versetzt einen die Vorstellungskraft sofort ins alte Ägypten, zu Cleopatra und den Pharaonen und ins Tal der Könige. Dabei standen die Ägypter noch ganz am Anfang, als in Peru schon der beeindruckende Sechin Komplex stand. Galt davor die Kultstätte Caral in Peru als die älteste Stadt Südamerikas, musste diese Meinung nach Untersuchung von Sechin widerrufen werden: Diese wurden irgendwann zwischen 3.200 – 3.400 vor Chr. erbaut und nehmen damit diesen Titel in Anspruch.
Der Komplex umfasst drei Hauptstätten von großer Bedeutung, Cerro Sechin, Sechin Bajo, Taukachi-Konkan und Sechin Alto. Sie alle sind Zeugnis einer längst untergegangenen Kultur, die hier vor Tausenden von Jahren erstaunliches vollbracht hat. Nur knappe 15 Kilometer entfernt von der Küste erzählen die Stätten des Sechin Komplex‘ eine Geschichte von Stolz, Handwerkskunst und erstaunlich brutalen Einblicken in das Leben der Sechin über die in Stein gemeißelten Bildnisse.
Das Casma-Tal – Lebensader zwischen Wüste und Bergen
Förmlich eingekesselt zwischen dem Ozean und den Anden liegt das Casma-Tal in der Region Ancash im Norden Perus. Knapp 300 Kilometer von der peruanischen Hauptstadt Lima entfernt bieten sich optimale Bedingungen für Siedlungen: auf der einen Seite die fischreichen Gründe des Meeres, auf der anderen Seite fruchtbare Hochlandebenen und das tropische Tiefland.
Perfekte Bedingungen für die Einwohner dieser Region und so ist es nicht verwunderlich, dass es hier im 3. Und 2. Jahrhundert v. Chr. zu einer Bevölkerungsexplosion kam. Im Casma-Tal finden sich noch heute die Überreste von über 50 monolithischen Bauten, die zwar für das ungeübte Auge aussehen wie Lehmhügel, aber für Archäologen eine immense Bedeutung tragen.
Sechin Alto – die größte Stätte im Tal
Wenn wir von „monumental“ und „riesig“ schreiben, dann ist das auch so gemeint. Alleine die Ausgrabungsstätte, die unter dem Namen Sechin Alto zusammengefasst wird, erstreckt sich über eine Fläche von über 200 Hektar am linken Ufer des Sechin Flusses entlang und ist damit die Größte im Komplex.
Sie soll irgendwann in der Zeit zwischen 1800 – 900 v. Chr. erbaut worden sein und besteht aus zahlreichen Monumenten. Das größte Monument hat alleine eine Grundfläche von 300 mal 250 Metern. Fünf Plazas rund um den Haupthügel erstrecken sich auf knapp 1,5 Kilometer. Bis heute wurde nur das Hauptmonument genauer untersucht, ein Großteil der Gebäude ist bis heute unerforscht.
Sechin Bajo – eine der ältesten Stätten der Welt
Sechin Bajo ist eine weitere Ansammlung von Überresten aus der Sechin-Kultur, die allerdings im Jahr 2008 für einiges Aufsehen sorgte, als peruanische und deutsche Archäologen gemeinsam zwischen den etwa 3.600 Jahre alten Monumenten eine weitaus ältere Zeremonialanlage fanden.
An der Anlage, die kreisförmig angelegt ist und einen Durchmesser von etwa 14 Metern aufweist, wurden einige Trophäen und Reliefe gefunden, die einen Krieger zeigen – und nach Carbon-Messungen über5.500 Jahre alt sein sollen.
Damit wäre also nicht, wie bisher angenommen die Ausgrabungsstätte Caral die Älteste in Peru, sondern Sechin Bajo und zudem ist sie auch die Älteste in den beiden Amerikas, von der man weiß.
Sechin Bajo erstreckt sich über eine Fläche von etwa 30 Hektar am nördlichen Rand des Rio Casma-Tals.
Cerro Sechin und die Wand des Grauens
Wer tiefe Einblicke in eine scheinbar brutale und blutrünstige Kultur werfen möchte, sollte sich die Ausgrabungsstätte Cerro Sechin auf keinen Fall entgehen lassen. Denn hier finden sich rund 400 Basreliefe, die Szenen aus der damaligen Zeit darstellen sollen – und die sind nichts für schwache Nerven!
Blutdurstige Kriegerpriester mit ihren Waffen, enthauptete Opfer, abgerissene Körperteile und Gedärme, auch wenn die Reliefe recht eindeutig sind, zweifeln Archäologen über ihre Bedeutung. Ist dies ein Denkmal für eine glorreich gewonnene Schlacht? Oder eine Erinnerung an eine blutige Rebellion unter den Sechin? Menschenopfer für die Götter? Es gibt sogar die Theorie, dass die ganzen abgebildeten Körperteile und Organe für das Studium des menschlichen Körpers genutzt worden sollen seien – aber wie passen da die axtschwingenden Krieger dazu?
Beeindruckend sind die Reliefs auf jeden Fall, ganz gleich, was man auch hineininterpretieren möchte. Eines ist klar: die Sechin waren kein wehrloses, friedfertiges Völkchen, sondern dynamische Kämpfer.
In Casma gibt es einige kleine, aber feine Hotels für die Übernachtung. Eines davon ist beispielsweise das El Farol Inn, welches über einen Outdoor-Pool und ein kleines Restaurant verfügt, in dem man sich nach dem Trip zum Sechin-Komplex stärken kann.
Und wenn man schon mal hier ist, sollte man sich natürlich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, einen Ausflug ans Meer anzuhängen, denn das ist quasi “um die Ecke”!
Der Sechin Komplex beginnt nur einen Kilometer von einer der berühmtesten Straßen der Welt entfernt, nämlich der Panamericana, die beide Amerikas von Süd nach Nord durchzieht. Die nächste größere Stadt ist Casma, die verschlafene Hauptstadt der Provinz, knapp 270 km nördlich von Lima. Von der peruanischen Hauptstadt Lima aus gibt es tägliche Busse nach Casma, die meist abends gegen 22.30 Uhr losfahren und die Ausgrabungsstätte in den frühen Morgenstunden erreichen. (Preis ca. 15 Euro). Alternativ starten Sie ihren Besuch vom 60 km entfernten Chimbote in dem Sie einige Tage am Strand verbringen können.