La Fortalezza de Collique
Fortaleza de Collique – Die vergessene Festung im Norden Limas
Eine archäologische Schatzkammer der Colli-Kultur
Versteckt in den Hügeln von Comas, fernab der touristischen Hauptattraktionen, liegt ein kulturelles Juwel: die Fortaleza de Collique. Diese mächtige Anlage war das religiöse, militärische und politische Zentrum eines Volkes, das lange vor den Inkas über Nord-Lima herrschte – den Colli.
Was ist die Fortaleza de Collique?
Die Festung von Collique ist die bedeutendste präkolumbische Verteidigungsanlage im Stadtgebiet von Lima. Sie wurde auf einem strategisch gelegenen Hügel im Bezirk Comas errichtet und diente dem Señorío Colli als politisches, religiöses und militärisches Machtzentrum. Besonders herausragend ist ihre Rolle als Schauplatz des Widerstands: Im Jahr 1470 widersetzte sich die Festung erfolgreich der Expansion der Inkas unter Túpac Yupanqui – zumindest vorübergehend. Jahrzehnte später, im Jahr 1536, war sie erneut militärisch von Bedeutung, als sie während des Aufstands von Manco Inka zu einer der Bastionen des Inka-Widerstands gegen die spanischen Konquistadoren wurde.
Mit einer Fläche von über 157.000 m² und mehreren konzentrischen Steinmauern zählt die Fortaleza de Collique zu den größten und am besten erhaltenen archäologischen Stätten im Norden Limas – ein beeindruckendes Zeugnis der Colli-Kultur und ihrer kulturellen Widerstandskraft gegenüber zwei historischen Eroberungsmächten.
- Ursprung im Frühintermedium (200 v. Chr. – 600 n. Chr.)
- Blütezeit im Spätintermedium (1000 – 1470 n. Chr.)
- Besetzt von den Inkas ab 1470
- Schauplatz von Kämpfen zwischen Inkas und Spaniern (1536)
Ein multifunktionaler Komplex mit sechs Zonen
Die Festung war mehr als ein Militärbau. Laut archäologischen Studien bestand sie aus:
- Verteidigungsanlagen: Drei konzentrische Mauerringe, Wachtürme, Steinwürfe
- Wirtschaftszone: Lagerhäuser für Mais, Baumwolle, Bohnen, Lúcuma
- Zeremonieller Bereich: Plaza Central (1.575 m²), Plattformen für die Elite
- Produktionssektor: Werkstätten für Kleidung und Alltagsgegenstände
- Wohnsektor: Komplexe mit kleinen Gassen
- Heiliger Bereich: Tempel auf der Hügelspitze mit rituellen Funktionen
Die legendäre Nordmauer: Muralla de Tungasuca
Besondere Berühmtheit erlangte die Muralla de Tungasuca. Historische Luftaufnahmen zeigen, dass diese Mauer einst erheblich höher war als heute. Einige Theorien besagen sogar, dass sie sich bis zur Küste – zum heutigen Strand von Oquendo – erstreckte. Archäologische Grabungen vor Ort, u. a. durch den Verein YIHDES, fördern regelmäßig neue Erkenntnisse zutage.
Historische Quellen über die Festung
Bereits im 19. Jahrhundert beschrieben Forscher wie George Squier und Ernst Middendorf die Anlage mit ihren Mauern, rituellen Plattformen, Treppen aus Fels und einer Zitadelle auf der Hügelkuppe. Ihre Berichte geben einzigartige Einblicke in den damaligen Zustand der Anlage – bevor die urbane Ausbreitung Limas zur schrittweisen Zerstörung führte.
Bedrohung durch Urbanisierung
Mit dem rasanten Wachstum Limas wurden viele vorinkaische Stätten überbaut oder geplündert. Die Festung von Collique war lange Zeit dem Verfall überlassen – bis sie 1992 zur Zona Arqueológica Intangible und 2002 zum Nationalen Kulturerbe erklärt wurde.
Besuch der Festung von Collique
Für Reisende mit Interesse an Geschichte, Archäologie und wenig bekannten Sehenswürdigkeiten bietet die Fortaleza de Collique ein außergewöhnliches Ziel – abseits der üblichen Routen.
- Adresse: Avenida Túpac Amaru, Höhe Hospital Nacional Sergio E. Bernales, Lima – Comas
- Empfohlene Besuchszeit: ganzjährig
- Öffnungszeiten: täglich von 09:00 – 16:00 Uhr (informell)
- Hinweis: Es gibt keine offiziell geregelten Besuchszeiten. Bei Führungen ist das Sicherheitspersonal vor Ort ansprechbar.
- Tipp: Führungen sind auf Anfrage möglich und sollten vorab mit einem lokalen Guide oder Kulturverein koordiniert werden.
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Fazit: Ein Geheimtipp für Kulturreisende
Die Festung von Collique ist ein faszinierendes Zeugnis der Colli-Kultur und gleichzeitig ein mahnendes Beispiel für den Umgang mit kulturellem Erbe in urbanen Räumen. Wer bereit ist, Lima über seine kolonialen Fassaden hinaus kennenzulernen, wird hier Geschichte zum Anfassen erleben.